Busfahrermangel wird auch im Saarland zunehmen

Busfahrermangel ab 2026 im Saarland?

Kai Forst   29.04.2024 | 06:19 Uhr

Der Mangel an Busfahrern wird deutschlandweit in den kommenden Jahren zum Problem. Im Saarland ist die Situation noch vergleichsweise entspannt. Doch wenn ab 2026 die Regionalbahnen im 20-Minuten-Takt fahren werden, könnte sich das ungünstig auf die Personaldecke bei den Busbetrieben auswirken.

Den Verkehrsunternehmen in Deutschland droht in den kommenden Jahren ein eklatanter Personalmangel. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hatte jüngst prognostiziert, dass für ein Gelingen der Verkehrswende deutschlandweit bis 2030 etwa 110.000 neue Beschäftigte eingestellt werden müssen. In einigen Bundesländern wie etwa Bayern oder Nordrhein-Westfalen fehlen hingegen schon jetzt Tausende Busfahrerinnen und Busfahrer.

Im Saarland ist die Lage derzeit noch vergleichweise entspannt. Das zeigt eine SR-Umfrage unter den Verkehrsbetrieben. So verzeichnen etwa weder die Saarbahn GmbH noch die Saarlouiser oder die Völklinger Verkehrsbetriebe derzeit einen signifikanten Mangel an Busfahrern. Die Saarbahn spricht von aktuell 13 offenen Stellen.

Busfahrermangel ab 2026 im Saarland?
Audio [SR 3, (c) SR 3 Kai Forst, 29.04.2024, Länge: 00:48 Min.]
Busfahrermangel ab 2026 im Saarland?
Den Verkehrsunternehmen in Deutschland droht in den kommenden Jahren ein eklatanter Personalmangel. In manchen Bundesländern wie Bayern fehlen schon jetzt Tausende Busfahrer. Über die Lage im Saarland berichtet SR-Reporter Kai Forst.

"Job des Busfahrers hat nicht das beste Image"

Dennoch sei das Thema stets präsent, sagt Andreas Michel, Geschäftsführer der Saarlouiser Verkehrsbetriebe. „Heute haben wir viel mehr junge Menschen, die Abitur machen. Für die ist der Busfahrerberuf wenig attraktiv. Früher haben noch sehr viel mehr eine Ausbildung gemacht – auch zum Busfahrer. Außerdem hat der Job nicht das beste Image. Und bis vor kurzem war auch die Bezahlung deutlich schlechter.“ Zumindest das habe sich nach dem jüngsten Tarifabschluss deutlich verbessert.

Profitieren vom Ford-Aus?

Zudem könnte das Ende des Autobauers Ford dazu führen, dass die Situation auch mittelfristig bei den Verkehrsbetrieben gut bleibe. „Ich denke, durch das Aus von Ford in Saarlouis und den damit verbundenen Stellenabbau werden wir eine deutliche Nachfrage in Saarlouis bekommen. Vor allem, da jetzt die Bezahlung deutlich besser ist als zuvor“, so Michels weiter. Attraktiv für Quereinsteiger sei auch, dass die Ausbildung zum Busfahrer nur vier Monate dauert. Gerade Menschen in den 30ern, 40ern und auch 50ern komme das entgegen.

20-Minuten-Takt-Züge könnten Probleme machen

Eine Sache macht Michels dennoch Sorgen. Denn das saarländische Regionalbahn-Netz soll bis Ende 2026 zu einem flächendeckenden S-Bahn-Netz weiterentwickelt werden. Zwischen Saarlouis, Saarbrücken, Homburg und Neunkirchen sollen dann im 20-Minuten-Takt alle Bahnhöfe angefahren werden.

Auch bis Merzig und St. Wendel sollen mehr Züge eingesetzt werden. Und das bedeutet: Auch die Busse müssen öfter fahren, damit es Anschlüsse für die Zugreisenden gibt. „Wenn die 20-Minuten-Takt-Züge kommen, dann wird die Situation nochmal verschärft. Denn dann brauchen wir auch mehr Busfahrer, wegen der Anbindungen“, so Michels.

Auch Thorsten Gundacker, Geschäftsführer der Völklinger Verkehrsbetriebe, sieht dieses Problem. „Sollte es zu einem weiteren Ausbau im ÖPNV in 2026 kommen, wird es schwierig das nötige Personal zu finden. Auch die Finanzierung muss auf neue Füße gestellt werden, da den Kommunen das nötige Geld für einen ÖPNV-Ausbau fehlt“, sagte Gundacker dem SR.

Saarbahn nicht von neuem Takt der Regionalbahnen betroffen

Ein wenig anders sieht es bei den Bussen der Saarbahn GmbH aus. Denn dort sind die Busse eben nicht auf die Regionalbahnen ausgerichtet, sondern auf die Linie S1 der Saarbahn. Und dort seien derzeit keine Anpassungen geplant, sagte eine Sprecherin dem SR.

„Dadurch ist bei der Saarbahn nicht mit einem steigenden Personalbedarf in den nächsten Jahren zu rechnen. Derzeit benutzen wir die Taktfamilie 60-30-15-7,5-Minuten, dazu passt ein 20-Minutentakt nicht, da dieser zu einer anderen Taktfamilie gehört. Ein Wechsel der Taktfamilie ist bei uns nicht geplant und im Saarbahnbereich aufgrund der Infrastruktur auch gar nicht möglich.“

Doch eine Sorge teilen sich die Verkehrsbetriebe: Nachwuchs ist Mangelware. Die Saarbahn teilte mit, für das im August beginnende Ausbildungsjahr seien noch nicht alle Azubistellen besetzt. Und in Völklingen gestalte sich die Suche nach Auszubildenden immer schwieriger.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 29.04.2024 berichtet.


Mehr zum ÖPNV im Saarland

Hintergrund: Kosten sparen
Landkreise Merzig-Wadern und Saarlouis starten Kooperation beim ÖPNV
Kosten sparen – das ist die Idee hinter der künftigen Zusammenarbeit zwischen den Landkreisen Saarlouis und Merzig-Wadern beim ÖPNV. Zudem soll im Landkreis Merzig-Wadern eine eigene Verkehrsgesellschaft entstehen.

"Einfach mehr Bus"
Neue Kampagne soll Plus- und Express-Busse im Saarland bewerben
Bereits seit 2022 gibt es im Saarland sogenannte Plus- und Express-Busse. Sie fahren werktags im Stundentakt und sollen mehr Zuverlässigkeit bieten. Die Landesregierung und der Betreiber wollen das Angebot jetzt noch bekannter machen.

SaarLor-Trend zu 60 Jahren Élysée-Vertrag
ÖPNV und öffentliche Verwaltung sind größte Baustellen bei Zusammenarbeit
Bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sind viele Menschen im Saarland und Lothringen zufrieden, insbesondere wenn es um die berufliche oder universitäre Ausbildung geht. Es gibt aber auch Kritikpunkte.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja