Mehr Beschäftigte wünschen sich flexible Arbeitszeiten

Mehr Beschäftigte wünschen sich flexible Arbeitszeiten

Sven Berzellis/Onlinefassung: Daniel Novickij   05.09.2024 | 13:34 Uhr

Reine Voll- oder Teilzeitstellen mit starren Arbeitszeiten sind weder bei Frauen noch bei Männern beliebt. Vielmehr wünschen sie sich flexible Modelle, um ihre Arbeitszeiten besser an ihre Bedürfnisse anpassen zu können. Das ergab eine Studie. Im Saarland sind es vor allem Frauen, die in Teilzeit oder von zuhause arbeiten.

Beschäftigte in Deutschland wünschen sich mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten. Die klassische Vollzeitstelle ist nicht mehr die erste Wahl, sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Das geht aus einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor.

Über 2500 befragte Frauen und Männer sollten anhand von Muster-Stellenanzeigen deren Attraktivität beurteilen – unter anderem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Nur rund jede fünfte Frau – 21 Prozent – wählte eine Stelle in Vollzeit, wenn jüngere Kinder im Haushalt sind. Bei den Männern waren es dagegen 38 Prozent.

Klassische Teilzeitstellen für viele nicht attraktiv

Aber auch klassische Teilzeitstellen waren für viele nicht attraktiv: Frauen mit jüngeren Kindern befürworteten nur zu gut 38 Prozent Teilzeit. "Reine Teilzeit ist ganz offensichtlich keine Präferenz, auch nicht bei Müttern", erklärt Luisa Kunze, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung.

Stattdessen bevorzugten die befragten Frauen und Männer Arbeitsangebote, die sowohl in Vollzeit als auch in Teilzeit möglich sind. Das mache Stellen familienfreundlich und dadurch attraktiver.

Im Saarland bleiben deutlich mehr Frauen zuhause

Die Bertelsmann-Stiftung stellt fest: Da Paare heutzutage Erwerbs- und Sorge-Arbeit (sogenannte Care-Arbeit) anders aufteilen wollen, brauche es flexiblere Arbeitszeiten. Doch die Realität sieht anders aus, zeigt die Statistik der Bundesagentur für Arbeit im Saarland.

Knapp ein Drittel der berufstätigen Frauen sind 2023 in Teilzeit, Heim- oder Telearbeit beschäftigt gewesen. Im Vergleich: Bei Männern waren es nur etwa sechs Prozent.

Saar-Arbeitskammer fordert flexibere Arbeitszeiten

Die saarländische Arbeitskammer fordert Firmen und Betriebe im Saarland deshalb dazu auf, flexibere Arbeitszeiten einzuführen. "Die Arbeitszeitgesetzgebung bietet genug Raum für Flexibilität. Die Unternehmen müssen das nur wollen", sagt Beatrice Zeiger, Geschäftsführerin der Arbeitskammer im Saarland.

Dadurch könne eine Möglichkeit geschaffen werden, um etwa mehr Frauen bei Firmen im Saarland zu beschäftigten. Denn das Arbeiten in Vollzeit passe oft nicht mehr in den Alltag der Beschäftigten, weil es für sie zunehmend schwieriger ist, Familie und Beruf in Einklang zu bringen.

Auch Teilzeitmodelle, die zeitlich klar festgelegt sind, seien dafür nicht optimal. "Deshalb brauchen Frauen und Männer die Option der sogenannten Wahlarbeitszeiten, damit sie in allen Lebensphasen am Arbeitsmarkt teilhaben können", so Zeiger.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 05.09.2024 berichtet.


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