Automaten-Boom: Pizza, Blumen oder Grillgut
Ob Pizza, Grillgut, CBD-Produkte, Blumen oder Pokémon-Karten – im Saarland schießen Verkaufsautomaten regelrecht aus dem Boden. Besonders in ländlichen Regionen schließen sie Versorgungslücken. Doch das Geschäft bringt nicht nur Vorteile.
Onofrio Agnello ist Automatenaufsteller im Saarland und betreibt unter anderem zwei Snackautomaten in Honzrath. Das Geschäft läuft gut: „Innerhalb von zwei Tagen war der Automat fast leer“, erzählt er im Gespräch mit SR 3-Reporterin Lena Schmidtke. Besonders abends und nachts ist die Nachfrage groß: „Meistens ab 20 Uhr bis 6 Uhr morgens. Sind nur junge Leute, die das nutzen“, so Agnello.
Sein Erfolgsrezept: außergewöhnliche Produkte wie ein Dubai-Schokoladen-Drink oder internationale Süßigkeiten. An einem einzigen Automaten hat er so in fünf Jahren über 15.000 Artikel verkauft.
Was steckt wirklich drin?
Trotz des Erfolgs bleiben viele potentielle Kunden aber noch skeptisch. Die Preise sind teils hoch, die Kennzeichnung oft unklar. Eine Besucherin vor einem Automaten in Heusweiler: „3 Euro für Schokolade – aber ich wusste nicht mal, wie viel drin ist oder ob das Mindesthaltbarkeitsdatum passt.“
Auch bei Grillfleisch oder Fahrradschläuchen äußern Kunden Zweifel: keine Beratung, keine Rückgabe. Und: Vieles bleibt übrig und muss entsorgt werden. Die Nachhaltigkeit ist also fraglich – ebenso wie die hohen Stromkosten: „Für zwei Automaten zahle ich 120 Euro im Monat“, sagt Agnello. Soviel muss er aufbringen, damit seine Waren auch gut gekühlt bleiben.
Nahversorgung – oder Konkurrenz?
In saarländischen Orten ohne Supermärkte wie Honzrath sind Automaten keine Konkurrenz zum Einzelhandel. Aber wie sieht es in Städten aus? Der Handelsverband Saarland sieht das differenziert: Wenn etwa ein Landwirt eigene Produkte über einen Automaten verkauft, sei das positiv. Ein Automat mit Pokémon-Karten mitten in der Stadt hingegen sei eher fragwürdig.
Auf der anderen Seite nutzen gerade junge Leute solche Automaten intensiv, ältere Menschen bleiben oft skeptisch. „Wir hatten anfangs Regiomaten mit Mehl, Milch, Eiern – das hat nicht funktioniert. Die älteren Leute trauen sich da nicht ran“, berichtet Agnello nach einer Versuchsreihe. Andere sehen aber Vorteile im Automaten - vor allem im Notfall – etwa beim Grillabend, wenn plötzlich Fleisch fehlt.
Handelsverband fordert klare Regeln
Michael Genth, Vizepräsident des Handelsverbands Saarland, fordert klare politische Vorgaben: „Je nachdem, was verkauft wird, gibt es eher Lärm- oder Schmutzbelästigung. Und: Ist der Jugendschutz gewährleistet?“ Beim Verkauf von Alkohol zum Beispiel brauche es klare Regeln – „Ein Automat erkennt nicht, ob ein Ausweis echt ist“, so Genth.
Ein Thema am 30.04.25 auf SR 3 Saarlandwelle in der Sendung "Guten Morgen".