Rettungswagen stehen in der Garage einer Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) (Foto: picture alliance/dpa | Hannes P Albert)

Mitarbeiter des DRK Homburg-Bexbach drohen wieder mit Kündigungen

Thomas Gerber   11.12.2024 | 11:00 Uhr

Am Donnerstag entscheidet die Verbandsversammlung über die Vergabe der insgesamt 37 Rettungswachen im Saarland ab dem März 2024. Vor dieser Entscheidung erhöhen die Mitarbeiter der DRK-Rettungswache Homburg-Bexbach den Druck.

Unmittelbar vor der für Donnerstag geplanten Vergabe der Rettungsdienste haben Mitarbeiter der DRK-Rettungswache Homburg-Bexbach erneut mit Kündigungen gedroht.

In Brandbriefen unter anderem an den Vorsteher des Rettungszweckverbands ZRF, den St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald (CDU), weisen sie auf das zerüttete Verhältnis zu ihrem Arbeitgeber – dem DRK-Landesverband – hin. Dies sei durch Intransparenz und mangelnde Beteiligung der Beschäftigten geprägt.

Bei einer Vergabe der Rettungswache Homburg an das DRK werde demnach voraussichtlich rund die Hälfte der 22 Notfallsanitäter kündigen. Dies werde automatisch zu erheblichen Versorgungsengpässen führen. 

DRK-Landesverband weist Vorwürfe zurück

Der DRK-Landesverband wies die Vorwürfe inzwischen zurück. Man sei im Gegenteil auf die Wünsche der Mitarbeiter eingegangen. So werde es bei einer Vergabe des Loses für die Rettungswache Homburg-Bexbach keineswegs zu der noch im Frühjahr befürchteten Zerschlagung des eingespielten Teams in Homburg kommen.

Das Team bleibe vielmehr erhalten, die Rettungswache Bexbach werde mit Personal der Johanniter besetzt. Sollte es zu den angedrohten Kündigungen kommen, werde der DRK-Landesverband dafür Sorge tragen, dass ein funktionierender Rettungsdienst weiterhin gewährleistet bleibe.

Wie dies angesichts bundesweit fehlender Notfallsanitäter geschehen soll, ließ der DRK-Landesverband auf SR-Anfrage allerdings unbeantwortet.

Rettungszweckverband ZRF dementiert hohe Ausfallquote

Der Rettungszweckverband ZRF äußerte sich unterdessen zu Befürchtungen, wonach es bei der Vergabe der Rettungsdienste zu Interessenskollisionen kommen könne.

Verbandsvorsteher Recktenwald sei zwar bis November noch Vizepräsident des DRK-Landesverbands gewesen. Gemäß der gesetzlichen Vorschriften des KSVG habe er aber an Entscheidungen der Verbandsversammlung, die das DRK betreffen, nicht teilgenommen und seine Befangenheit erklärt.

Der ZRF dementierte zudem Zahlen der Verfasser der Brandbriefe, wonach in Homburg seit Jahresbeginn bereits 130 Rettungswagen-Schichten ausgefallen seien. Dem Verband seien lediglich 71 Ausfälle gemeldet worden, das entspreche einer Ausfallquote von lediglich 3,21 Prozent.


Hintergrund

Der Rettungszweckverband ZRF ist ein Zusammenschluss der fünf Landkreise und des Regionalverbands Saarbrücken. Die Verbandsversammlung entscheidet am Donnerstag über die Vergabe der insgesamt 37 Rettungswachen im Saarland ab dem 1. März nächsten Jahres.
Es wird davon ausgegangen, dass die bisherigen Betreiber der Rettungswachen dabei erneut zum Zug kommen. Das DRK betreibt die meisten der 37 und beschäftigt nach eigenen Angaben rund 400 hauptamtliche Mitarbeiter im Rettungsdienst.

Rückblick:

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Der Streit um die zukünftige Trägerschaft der DRK-Rettungswache Homburg-Bexbach spitzt sich offenbar weiter zu. Während der DRK-Landesverband die Wache zukünftig in einer Bietergemeinschaft mit der Johanniter Unfallhilfe betreiben will, wird dies von der Mehrzahl der rund 80 Mitarbeiter strikt abgelehnt. Am Dienstag gab es zahlreiche Krankmeldungen.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 11.12.2024 berichtet.


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