Ein junger Schäferhund beißt auf einen Kauknochen (Foto: IMAGO / imagebroker / P. Wegner)

Auch im Saarland Hunde mit Verdacht auf "Werwolf-Syndrom" behandelt

  16.01.2025 | 12:46 Uhr

In Deutschland und anderen europäischen Ländern macht seit einigen Monaten das sogenannte "Werwolf-Syndrom" bei Hunden Schlagzeilen. Auch in der Tierklinik Elversberg wurden schon zwei Hunde mit Verdacht auf das Syndrom behandelt. Die betroffenen Hunde zeigen starke neurologische Symptome. Ursache können verunreinigte Kauknochen aus Rinderhaut sein.

In Deutschland und anderen europäischen Ländern treten seit einigen Monaten gehäuft schwere neurologische Symptome bei Hunden auf. Monika Rieger, Oberärztin in der Tierklinik Elversberg, teilte dem SR schriftlich mit: "Auch wir hatten bereits zwei Patienten, die wir im Nachhinein diesen Fällen zuordnen." Die Patienten seien stationär symptomatisch mit entsprechenden Medikamenten und Infusionstherapie behandelt worden. Eine endgültige Bestätigung der Fälle durch ein Fremdlabor steht laut Tierklinik noch aus.

Die Tiere jaulten und bellten andauernd und laut, zeigten plötzliche Panikattacken und unkontrollierte Bewegungen, erklärte Nina Meyerhoff von der Tierärztlichen Hochschule Hannover (Tiho) der Nachrichtenagentur dpa. Teils komme es im späteren Verlauf zu epileptischen Anfällen. Umgangssprachlich wird das Phänomen wegen der Symptome auch als "Werwolf-Syndrom" bezeichnet.

Giftstoffe in Kauknochen als Ursache

Als Ursache vermuten die Experten der Tierärztlichen Hochschule Hannover eine Vergiftung durch bestimmte, derzeit noch unbekannte Toxine, die zum Beispiel in bestimmten Kauknochen aus Rinderhaut zu finden seien.

In Finnland, den Niederlanden und Dänemark gab es bereits Rückrufe für bestimmte Produkte verschiedener Marken wie auf der Internetseite produktwarnung.eu nachzulesen ist: Betroffen waren beispielsweise Kaukochen der Marken "Barkoo" und "Chrisco".

Laut der Tierärztlichen Hochschule Hannover (Tiho) kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass auch andere Produkte betroffen sind. Klar sei, dass es sich um ein europaweites Problem handelt - und dass es weiterhin andauert. "Aus Frankreich wurden gerade erst neue Fälle gemeldet."

Mit welchem Toxin die Produkte verunreinigt sind und auf welchem Weg es in die Futtermittel gelangte, sei bisher noch unklar. Zumindest für einige Produkte gebe es aber eine Verbindung zu einem Produzenten in China, der womöglich verschiedene weitere Hersteller mit Rohmaterial wie Rinderhaut belieferte.

Meist nicht tödlich

In der Regel verlaufen die Erkrankungen für Hunde aber nicht tödlich, sagte Tierärztin Meyerhoff. Die Symptome würden nach einigen Tagen bis Wochen abklingen. Bei extrem erregten Tieren würden zeitweise stark sedierende und angstlösende Medikamente verabreicht.

Anfangs, als noch nichts über den Verlauf bekannt war, seien in Europa vereinzelt auch Hunde aus Sicherheitsgründen oder wegen sehr starker Symptome eingeschläfert worden.

Studie von Tierärztlichen Hochschulen

Die Klinik für Kleintiere der Tierärztlichen Hochschule hat mit Forschenden der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München und Tierneurologen eine Studie zu den Symptomen initiiert.

Betroffene Hundebesitzer und -besitzerinnen können sich unter https://ibei.tiho-hannover.de/survey/epunver an der Datenerhebung beteiligen.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 10.01.2025 berichtet.


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