55-jähriger Mann aus Forbach nach Foltervorwürfen wieder freigelassen
Der Verdacht gegen einen in Forbach lebenden Deutschen, der seine Ehefrau zwölf Jahre lang eingesperrt und gefoltert haben soll, hat sich nicht erhärtet. Er ist wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat die Frau ihren Mann wohl aus Verbitterung falsch beschuldigt.
Im vermeintlichen Folterfall von Forbach ist der Verdächtige am Dienstag wieder freigelassen worden. Das hat die mit dem Fall beauftragte Staatsanwaltschaft Saargemünd mitgeteilt. Die Vorwürfe gegen den 55-jährigen Deutschen hätten sich auch nach weiteren Ermittlungen nicht bestätigt. Trotzdem hält die Ehefrau an den Anschuldigungen gegen ihren Mann fest.
Die Frau hatte am Sonntag beim Opfertelefon des Weißen Rings in Wiesbaden angerufen und von Folter und Vergewaltigungen berichtet. Sie sei jahrelang von ihrem Mann eingesperrt und misshandelt worden. Bisherige Untersuchungen ergaben allerdings keine Hinweise darauf.
Im Krankenhaus habe man keine Brüche feststellen können. Eine Vergewaltigung hätte durch eine gynäkologische Untersuchung ebenso ausgeschlossen werden können. In der Wohnung seien keinerlei Blutspuren zu finden gewesen.
Frau leidet an Autoimmunerkrankung
Eine rechtsmedizinische Untersuchung der Frau habe aber ergeben, dass die Frau an einer Autoimmunerkrankung leide. Die führe unter anderem auch zu Haarausfall. Außerdem soll sie seit mehreren Monaten bettlägerig gewesen sein.
Die Frau, so der Staatsanwalt, sehe allerdings nicht ein, dass sie krank sei – sie mache ihren Mann für ihren schlechten Gesundheitszustand verantwortlich. Deswegen, vermutete der Ehemann in seiner Vernehmung, habe sie ihn bei der Polizei angezeigt. "Es könnte die Verbitterung dieser Frau gegenüber ihrem Mann erklären", so die Staatanwaltschaft.
Derzeit wird ein psychiatrisches Gutachten der Frau erstellt, sie bleibe vorerst im Krankenhaus. Der Ehemann, der seit Montagmorgen in Polizeigewahrsam ist, wird entlassen.
Seit Jahren nicht mehr ärztlich behandelt
Die Staatsanwaltschaft stellte weiter fest, dass die Frau seit Jahren nicht mehr ärztlich behandelt wurde. Seit 2016 ist das Ehepaar nicht mehr in einer deutschen Krankenkasse, auch eine französische Krankenversicherung gibt es nicht.
Der Ehemann, der ursprünglich aus Hessen stammt, ist seit mehreren Jahren arbeitslos. Er lebt von französischer Sozialhilfe. Nach Aussage des Staatsanwalts soll sowohl dem Mann als auch der Frau soziale und medizinische Hilfe gewährt werden.
Ob gegen die Frau wegen Verleumdung ermittelt wird, ließ der Staatsanwalt wegen der prekären sozialen Situation des Paares offen.
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 08.08.2023 berichtet.