OP statt Pillen gegen Bluthochdruck?
Knapp 30 Millionen Deutsche leiden an Bluthochdruck. Viele müssen täglich Medikamente nehmen, doch nicht jeder verträgt die. An der Uniklinik Homburg wird eine Alternative getestet - und die Forscher suchen noch Betroffene.
Clemens Schäfer ist Bluthochdruckpatient. Jahrelang plagte den 62-Jährigen aus Merzig die Angst vor Folgeerkrankungen wie einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. „Man ist permanent unruhig, weil der Blutdruck eben so hoch ist. Und das ist ja Druck, setzt einen unter Druck und wurde in meinem Fall auch nachts nicht nennenswert niedriger“, erklärt der ehemalige Manager. Aufgrund seiner Schlafstörungen sei er immer müde, unkonzentriert und unzufrieden gewesen.
Vor zehn Jahren hat Clemens Schäfer dann eine Kur gemacht. Damals entdeckten Ärzte zufällig sein Leiden. Doch er vertrug die Medikamente nicht. Mit einer Ernährungsumstellung und Sport nahm er schließlich zehn Kilo ab und versuchte so, das Problem in den Griff zu bekommen. Aber auch dieser Versuch blieb erfolglos.
Bluthochdruck operativ senken
Seit 2015 erforscht ein internationales Team um Prof. Michael Böhm an der Uniklinik in Homburg eine neue Methode, um Bluthochdruck operativ zu senken. Über 330 Patienten haben bereits an der wissenschaftlichen Studie teilgenommen. „Viele Patienten mit Hochdruck haben es leid, Medikamente zu nehmen. Viele müssen viele Medikamente nehmen und tun das häufig nicht. Insofern musste gezeigt werden, dass mit einem minimalinvasiven Eingriff, der schnell ist, gut verträglich und nicht belastend, durchgehend eine Blutdrucksenkung erzielt wird“, meint der Direktor für Innere Medizin.
Auch Clemens Schäfer nimmt an der Studie teil. Vor einem Jahr wurde er mit Hilfe eines speziellen, sehr dünnen Schlauchs operiert, der über die Leiste bis zur Niere in seinen Körper reichte. An diesem sogenannten Spezialkatheter befinden sich Elektroden, die sich erhitzen und dadurch Nervenfasern veröden. Das senkt dann den Blutdruck.
Doppelblindstudie soll Nachweis liefern
Doch nicht alle Studienteilnehmer werden gleich operiert. Einigen wird zunächst ein Eingriff vorgetäuscht. „Sowohl der Patient als auch der Arzt, der den Patienten nachverfolgt, weiß nicht, ob der Patient aktiv behandelt worden ist, oder ob er den Scheineingriff erhalten hat. Das stellt sicher, dass alle Veränderungen, die wir feststellen, tatsächlich auch mit dem Eingriff assoziiert sind und nicht mit dem Scheineingriff, dann wäre es eine Placebowirkung“, erklärt Prof. Dr. Felix Mahfoud, Kardiologe an der Uniklinik in Homburg. So könne nachgewiesen werden, dass der blutdrucksenkende Effekt zu 100 Prozent vom Eingriff selber kommt.
Nach einem Scheineingriff werden die meisten Patienten ein halbes Jahr später tatsächlich operiert. So war es auch bei Clemens Schäfer. Für ihn hat sich die Teilnahme an der Studie gelohnt. Sein Blutdruck ist jetzt viel niedriger. „Meine Operation hat dafür gesorgt, dass ich ein ganz neues Lebensgefühl, eine deutlich bessere Lebensqualität habe.“
Teilnahme weiterhin möglich
Die Studie ist noch nicht abgeschlossen. Wer mitmachen möchte, kann sich nach wie vor an die Universität wenden.