Blick in einen Gang zwischen Serverschränken in einem Rechenzentrum (Foto: dpa/Susanne Lindholm)

Netflix, Google & Co - Wie Digitalisierung Strom frisst

Florian Possinger / Onlinefassung: Rebecca Wehrmann   24.08.2023 | 19:38 Uhr

Wer einen Film streamt, Fotos in die Cloud hochlädt, oder Nachrichten verschickt, belastet die Umwelt. Denn die großen Rechenzentren, die all das möglich machen, sind Stromfresser. Um dagegen zu steuern, gibt es mehrere Konzepte. Auch an der Saar-Uni ist ein ressourcenschonendes Rechenzentrum in Planung.

An den Hochschulen des Saarlandes stehen extrem leistungsstarke Rechner, die für aufwendige Forschungsberechnungen eingesetzt werden. Das macht sie automatisch mit Abstand zu den größten Stromverbrauchern, was die IT-Infrastruktur auf dem Campus der Uni des Saarlandes angeht.

Rechenzentren große Stromfresser

"Der High Performance Computing-Bereich, wo die meisten Berechnungen laufen, verbraucht auch am meisten Strom“, sagt Professor Christian Wagner, Digitalisierungs-Beauftragter der Saar-Uni. „Die HPC-Rechner haben etwa einen drei Mal so großen Stromverbrauch, wie die Arbeitsplatzrechner, die hier verwendet werden.“

Video [aktueller bericht, 24.08.2023, Länge: 3:33 Min.]
Hoher Energieverbrauch durch Rechenzentren

Aber nicht nur aufwendige Forschung braucht Strom. Eine einzige Google-Suche ist in etwa für 15 Gramm CO2 verantwortlich. Auch jede Serie, die wir bei einem der vielen Streaming-Dienste abrufen, verursacht durch die riesigen Rechenzentren, die diesen Service verfügbar machen, viel CO2.

IT-Technologie muss nachhaltiger werden

"Wenn ich das damit vergleiche, dass ich früher zur Videothek gefahren bin mit dem Auto, bin ich heute sicherlich deutlich CO2-ärmer", so Wagner. Man schaue sich aber abends auch mal zwei oder drei Filme hintereinander an. Und damit sei dieser Vorteil schon wieder weg. Entscheidend sei hier, dass IT-Technologie nachhaltiger werde. Große Rechenzentren müssten darauf achten, mit Ökostrom zu arbeiten, sich höher zu verdichten oder auch die Abwärme zu nutzen.

Ein Beispiel dafür ist ein Rechenzentrum von Google in Frankfurt, erklärt HTW-Professor und Thermodynamik-Experte Frank Rückert: "Dort werden 1300 Haushalte durch die Abwärme des Rechenzentrums mitgeheizt. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten. Dabei wird ein Prozessmedium, ähnlich wie bei einer Wärmepumpe, im Kreis geführt und man kann aus der Prozesswärme wieder Strom erzeugen."

Klimaneutralität gesetzlich verpflichtend

Ab 2027 müssen neue Rechenzentren in Deutschland auch - gesetzlich verpflichtet - klimaneutral arbeiten. Insgesamt gibt es laut Rückert 1300 Rechenzentren in Deutschland. Große Anbieter wie Apple und Google bilanzieren bereits Klimaneutralität. Für kleine Rechenzentren ist es schwieriger, aber möglich.

Das neue Rechenzentrum der Hochschulen befindet sich noch in Planung. Fest steht aber, dass es natürlich auch möglichst ressourcenschonend werden soll. "Es muss natürlich noch den Ansprüchen der Forscherinnen und Forscher genügen", ergänzt Wagner. Das gehe aber nicht, ohne dass die Nachhaltigkeit an erster Stelle stehe.

Beide Experten sind sich in jedem Fall einig: Die Digitalisierung braucht viel Energie. Aber ihr Nutzen beim Einsparen von CO2 überwiege am Ende eindeutig.

Über dieses Thema hat auch die SR-Fernsehsendung "aktueller bericht" am 24.08.2023 berichtet.


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