Liftbetrieb am Erbeskopf geöffnet (Foto: dpa/ Harald Tittel)

Skifahren auf dem Erbeskopf – ein Auslaufmodell?

Jimmy Both   21.12.2022 | 06:44 Uhr

Im vergangenen Winter ist der Skilift auf dem Erbeskopf nicht gefahren. Ob es dieses Jahr für Skifahrer besser wird, ist noch offen. Klar aber ist: Der Klimawandel wird die deutschen Mittelgebirge in den kommenden Jahren und Jahrzehnten verändern.

In der vergangenen Woche hat es kurz so ausgesehen, als könne dieser Winter im Saarland schneereich werden. Doch so viel Schnee wie erwartet fiel dann doch nicht – und nun ist es im Saarland und im Hunsrück wieder eher grau und trist statt weiß. Trotzdem bereiten sich die Gemeinde Thalfang und der Zweckverband Erbeskopf auf eine mögliche Skisaison vor. Das gefällt nicht allen in der Gemeinde.

Kritik an Einsatz von Schneekanonen

Richard Pestemer (Freie Wählergemeinschaft) sitzt im Thalfanger Gemeinderat und stört sich am Liftbetrieb und Einsatz der Schneekanonen. „Ein Credo des Naturparks Hochwald-Hunsrück ist es, möglichst alle Fremdeinflüsse zu reduzieren. Und das ist doch ein erheblicher Eingriff in die Natur.“

Im Moment werde überall zum Energiesparen aufgerufen, zudem sei der Klimawandel allgegenwärtig. Doch die Energiekosten einer Schneekanone seien enorm. „Und das alles in einem Nationalpark. Das ist ein schreiender Widerspruch zu dem, was notwendig wäre.“

Wintersport in Mittelgebirgen vor dem Aus?

Die Erderwärmung ist längst wissenschaftlicher Konsens. Auch vor den deutschen Mittelgebirgen macht sie nicht Halt. Der Münchner Geograph Maximilian Witting beschäftigt sich intensiv sich mit dem Einfluss des Klimawandels auf den Wintersport in Mittelgebirgen.

„Gerade kleine und mittlere Skigebiete in Mittelgebirgen und im Alpenvorland müssen sich damit auseinandersetzen, dass Wintersport in Zukunft nicht mehr rentabel zu betreiben sein wird.“ Dabei gehe es nicht nur um den durch den klimatisch bedingten Anstieg der Schneefallgrenze.

Hoher Energieaufwand für Kunstschnee nötig

Auch die Bedingungen für künstliche Beschneiung änderten sich durch den Klimawandel. Witting erklärt, dass eine gute Mischung aus Temperatur und Luftfeuchtigkeit für Kunstschnee nötig sei. „Und die verschlechtert sich dann in den Skigebieten, die künftig einen höheren Bedarf an Kunstschnee haben werden."

Das bedeute aber nicht, dass dort kein Schnee produziert werden könne. "Das geht auch bei schlechteren Bedingungen.“ Skigebiete müssten sich jedoch im Klaren darüber sein, dass das dann einen deutlich höheren Verbrauch von Wasser und Energie bedeute. So stelle sich wieder die Frage nach der Wirtschaftlichkeit.

Gemeinde will am Skisport auf dem Erbeskopf festhalten

Trotz aller Kritik will der Zweckverband Erbeskopf am Liftbetrieb festhalten. Die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Thalfang und Vorsitzende des Zweckverbands Erbeskopf, Vera Höfner (CDU), hofft auf eine gute Saison.

„Aktuell befinden wir uns noch in den Vorbereitungen für einen möglichen Start in die Wintersportsaison. Um überhaupt starten zu können, benötigen wir viel Naturschnee und eine anhaltende Frostperiode von mindestens einer Woche.“ Erst dann könnten die Pisten präpariert werden.

Kunstschnee soll nur ergänzend produziert werden. Zudem werde wegen der hohen Energiekosten in diesem Winter kein Skifahren bei Flutlicht angeboten. Höfner betont die Bedeutung des Wintersportgebiets als Naherholungsort für Familien.

Zahl der Skitage schwankend

Im letzten Winter war kein Liftbetrieb möglich. In den Jahren davor war die Zahl der Skitage schwankend. Laut Höfner berät sich der Zweckverband regelmäßig über sich ändernde Rahmenbedingungen und passt sich diesen an.

Wie sich der Klimawandel auf den Hunsrück und seine höchste Erhebung, den Erbeskopf (816 m. ü. N. N.) auswirke, werde sich dabei erst mit der Zeit zeigen. Am Skigebiet Erbeskopf soll sich vorerst allerdings nichts ändern.


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