Plastikbecher werden nach einer Veranstaltung zusammengekehrt. (Foto: Imago/Enders)

Saarländische Städte wehren sich gegen Plastikmüll

Leonie Rottmann   06.12.2018 | 06:30 Uhr

Die Städte im Saarland haben dem Plastikmüll den Kampf angesagt. Nachdem in der EU-Kommission Anfang des Jahres über neue Richtlinien diskutiert wurde, nach denen bis 2021 bestimmte Plastikprodukte verboten werden sollen, hat ein Umdenken stattgefunden. Die Städte setzen unter anderem auf Mehrweggeschirr und Pfandsysteme.

Es geht vor allem um Einwegplastik, das bereits durch Alternativen ersetzt werden kann. Das sind zum Beispiel Plastikteller, -strohhalme, -becher oder -besteck. Auf Grundlage des Abfallwirtschaftsgesetzes des Saarlandes können die Städte den Veranstaltern Auflagen erteilen, dass Speisen und Getränke in „wiederverwendbaren Verpackungen und Behältnissen“ ausgegeben werden.

Konsumhochburg Weihnachtsmarkt

Die Vorweihnachtszeit hat bereits begonnen. Und damit haben auch die Weihnachtsmärkte geöffnet. Besonders dort wurde in der Vergangenheit viel Müll produziert. Speisen wurden auf Plastiktellern ausgegeben, Getränke in Einmalbechern, ebenfalls aus Plastik. Das hat sich in den vergangenen Jahren deutlich geändert.

Die Städte sind sich einig: Warme Getränke werden aus Tassen oder Pfandbechern ausgeschenkt. Die Stadt Neunkirchen erteilt bei Zuwiderhandlung sogar ein Ausschankverbot. Das Essen wird auf Papptellern oder, wie in Saarlouis, teilweise auch auf Holzbrettern serviert. Generell ist auf den meisten Weihnachtsmärkten nur noch Mehrweggeschirr erlaubt. Spülwagen werden von den Städten zur Verfügung gestellt, sodass das Geschirr direkt vor Ort gespült werden kann.

Aber auch abseits der Weihnachtsmärkte hat sich einiges im Umgang mit dem Plastikmüll in den saarländischen Städten verändert. Jede Stadt hat ihre eigenen Ansätze, Ideen und Konzepte.

Was tun die sechs größten Städte im Saarland gegen den Plastikmüll?

(Mit einem Klick auf das jeweilige Bild kommen Sie zu den Infos.)

Sankt Wendel

Merzig

Saarlouis

Saarbrücken

Homburg

Neunkirchen

Sankt Wendel

Einwegbesteck aus Holz (Foto: Imago)

Auf Festen im Stadtgebiet wie dem Stadtfest oder dem Oster- und Weihnachtsmarkt darf nach Angaben der Stadt nur Mehrweggeschirr benutzt werden. Die Stadt unterstütze die Veranstalter im Gegenzug dabei, indem sie Wasser- und Abwasseranschlüsse zum Spülen des Geschirrs zur Verfügung stelle.

Zudem sei es in allen städtischen Räumlichkeiten verboten, Einweggeschirr zu verwenden. Die Gemeinschaftshäuser seien deswegen alle mit Mehrweggeschirr ausgestattet. "Daneben kann für Feiern und Veranstaltungen von jedermann auf dem städtischen Wertstoff- und Entsorgungshof kostenfrei Mehrweggeschirr ausgeliehen werden", so Pressesprecher Volker Schmidt.

„Die Intention der EU, auf Einweggeschirr und damit unnötigen Plastikmüll zu verzichten, wird hier in Sankt Wendel bereits seit mehr als 25 Jahren umgesetzt“, teilte Volker Schmidt mit. Im Rahmen einer Abfallkampagne seien in Sankt Wendel damals mehrere Aktionen ins Leben gerufen worden. Unter anderem sei auf dem Schloßplatz eine Abfallpyramide aufgebaut worden, die die Bürger auf die Müllproblematik aufmerksam machen sollte.

Darüber hinaus sei ein Schulwettbewerb zum Thema "Abfall vermeiden und verwerten" durchgeführt und die Thematik spielerisch in Kindergärten aufgenommen worden.

Merzig

In Merzig werden Plastikbecher und Plastikgeschirr ab dem kommenden Jahr nach Angaben der Stadt auf Märkten, die die Kreisstadt mitveranstaltet, nicht mehr zugelassen. Bereits jetzt würden Getränke überwiegend in Gläsern ausgeschenkt.

Weitere Maßnahmen seien zum Beispiel beim „Merziger Viezfest“ eingeführt worden. Dort könnten Besucher schon seit einigen Jahren Viezgläser erwerben, die an den Ständen immer wieder befüllt werden. Für Besucher ohne Viezgläser würden Einwegbecher aus Pappe ausgegeben.

Außerdem seien seit über zehn Jahren Spülmobile auf der Veranstaltung im Einsatz, die die Vereine kostenlos mitbenutzen dürften. „Durch diese Maßnahmen wurden und werden erhebliche Mengen an Einweggeschirr und Plastikbechern eingespart“, sagte Pressesprecher Thomas Klein.

Auch bei anderen Veranstaltungen müsse nicht auf Einweggeschirr zurückgegriffen werden. Die Bürgerhäuser der Kreisstadt seien mit Geschirr ausgestattet, das kostenlos genutzt werden könne.

Saarlouis

Benutztes Geschirr (Foto: Imago/IPA Photo)

Die Stadt Saarlouis hat bereits vor einigen Jahren in einem Grundsatzbeschluss für Veranstaltungen festgelegt, dass für die Ausgabe von Lebensmitteln nur Mehrweggeschirr genutzt werden darf.

Diese Grundsätze werden nach Angaben der Kreisstadt in die Verträge mit den Veranstaltern aufgenommen und durchgesetzt. Sie berufen sich dabei auf das geltende Abfallwirtschaftgesetz des Saarlandes.

"Eine Ausnahme bildet hierbei der Heilige Morgen in der Altstadt von Saarlouis", teilte Pressesprecherin Sonja Bonnaire mit. Wegen der dort geltenden Sicherheitsbestimmungen werde nur Geschirr ausgegeben, das nicht zerbrechlich ist. Dementsprechend sei Glas und Porzellan nicht erlaubt. Ein Verbot von Einwegplastik gibt es nach Angaben der Stadt aber beim Heiligen Morgen nicht. Die Gastronomen können selbst entscheiden, ob sie Einweg- oder Mehrwegplastik verwenden.

Saarbrücken

Tasse und Pappbecher (Foto: Imago/allover-MEV)

In der Landeshauptstadt Saarbrücken müssen nach Angaben von Pressesprecher Thomas Blug bei städtischen Veranstaltungen seit diesem Jahr Mehrweggeschirr oder zumindest Geschirr aus nachwachsenden Rohstoffen genutzt werden. Dafür seien die Ausschreibungsmodalitäten geändert worden.

Davon betroffen seien unter anderem der Alt-Saarbrücker Weihnachtsmarkt, das Altstadtfest und das Saar Spektakel. In einigen Bereichen gebe aus Sicherheitsgründen ein Verbot von Glas- und Porzellanbehältnissen. Dort sei Mehrwegplastikgeschirr zu verwenden.

Weitere Maßnahmen gegen den Plastikmüll seien in Planung. Unter anderem soll ein "Saarbrücken Cup" eingeführt werden. Dieser soll künftig in vielen Cafés und weiteren Geschäften erhältlich sein.

Die Landeshauptstadt fördere darüber hinaus mit verschiedenen Projekten das Engagement in Grundschulen und Kitas unter anderem in dem Bereich Müllvermeidung und Sauberkeit.

Homburg

Eine rote Tasse steht vor Plastikbechern. (Foto: Imago)

Auch in Homburg hat ein Umdenken begonnen. Die Stadt teilte mit, viele große Veranstaltungen würden vor allem im Getränke- und Essensausschank schon ohne oder mit einem geringen Anteil an Plastik durchgeführt.

"Wir stehen generell in einem engen Austausch mit den Veranstaltern, um hier unseren Einfluss geltend zu machen", sagte Pressesprecher Jan Emser. In Fällen, bei denen wegen der Sicherheitsbestimmungen kein Glas eingesetzt werden darf, komme meist ein Rückgabe- beziehungsweise Mehrwegsystem für Kunststoffgläser zum Einsatz.

Es gebe zudem weiterhin Überlegungen, wie die Menge des Mülls reduziert werden könne. Die Stadt sehe eine Möglichkeit, bei privaten Veranstaltungen verpflichtend Pfandsysteme einzuführen.

Neunkirchen

Pappteller, Plastikbecher und Wegwerfbesteck (Foto: Imago/Reporters)

Die Kreisstadt Neunkirchen hat den Fokus beim Umweltschutz bisher mehr auf den Klimaschutz gesetzt. Innerhalb verschiedener Veranstaltungen sei Plastik zwar einer von mehreren Themenkomplexen, aber kein Schwerpunkt.

Kein Verbot von Einweggeschirr

„Ein Verbot von Plastikgeschirr bei öffentlichen Veranstaltungen ist sicherlich ein Weg, um den Plastikmüll zu reduzieren“, teilte Pressesprecherin Brigitte Neufang-Hartmuth mit. Das Ordnungsamt spreche bei Veranstaltungen, die dort angemeldet werden, bereits Empfehlungen aus, auf Einweggeschirr zu verzichten. In der Gebläsehalle und der Reithalle werde bereits vorrangig Mehrweggeschirr eingesetzt, ein Verbot für Einweggeschirr gebe es aber nicht.

Die Stadtverwaltung arbeite zurzeit an einem neuen Konzept, um die Neunkircher Unternehmen für ein Kaffeebecherpfandsystem zu gewinnen.

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