Saarland schließt generelles Handyverbot an Schulen aus
Bald sind Handys an den Grundschulen in Luxemburg verboten. Auch in Deutschland war zuletzt wieder über ein Verbot diskutiert worden. Das Saar-Bildungsministerium steht dem kritisch gegenüber – statt Handys aus dem Klassenzimmer zu verbannen, sollte der richtige Umgang damit gelehrt werden.
Die saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) lehnt ein allgemeines Handyverbot an Schulen ab. Sinnvoller sei es, junge Menschen frühzeitig in einem verantwortungsbewussten und sicheren Umgang mit Smartphones und vor allem den sozialen Netzwerken zu schulen.
"Die Diskussionen um die Verbote von Handys blenden oft aus, dass Kinder und Jugendliche auch außerhalb der Schulen Handys nutzen", teilte Streichert-Clivot dem SR auf Anfrage mit. Studien zeigten, dass gerade der unbegleitete frühe Konsum digitaler Inhalte negative Auswirkungen haben kann. Deshalb sei es wichtig, dass Eltern und Lehrkräfte sie dabei pädagogisch begleiten.
"Statt auf Verbote zu setzen, wollen wir eine konstruktiv-kritische Auseinandersetzung mit (sozialen) Medien in Bildungsprozessen", so Streichert-Clivot.
Keine landesweite Regelung in Sicht
Grundsätzlich ist es nach Angaben des Bildungsministeriums im Saarland aber so, dass Schulen über ihre Hausordnung die Nutzung von Handys, Smartwatches und anderen digitalen Geräten selbstverantwortlich regeln können.
Ratsam sei hierbei jedoch, die Schülerinnen und Schüler an der Entwicklung der Regeln zu beteiligen. Gerade durch Mitbestimmung erlernten sie einen bewussteren Umgang mit Smartphones. "Auch eine aktivierende Einbindung der Eltern trägt dazu bei."
Eine landesweite Regelung gebe es demnach aber auch deshalb nicht und werde es auch in Zukunft nicht geben, weil jede Schule abhängig von ihren Schülerinnen und Schülern "unterschiedliche Voraussetzungen und Bedürfnisse" habe.
CDU für Handyverbot an Grundschulen
Die CDU im Saarland sieht das kritischer und fordert ein generelles Handyverbot zumindest an Grundschulen. Die bildungspolitische Sprecherin und stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Jutta Schmitt-Lang, sagt, die Verantwortung, darüber zu entscheiden, dürfe nicht auf die Schulen abgewälzt werden.
"Gerade an Grundschulen bietet das private Handy am Morgen keinen pädagogischen Mehrwert, sondern sorgt vielmehr für Ablenkung, Unruhe und Konflikte", so Schmitt-Lang. Daher sollte es klare Regelungen aus der Politik geben. Medienbildung sei wichtig, dürfe aber nicht mit "unkontrollierter Handynutzung" verwechselt werden.
Debatte um Handyverbote an Schulen wieder entfacht
Die Debatte um Smartphone-Verbote an Schulen war zuletzt wieder entfacht, weil Hessens Kultusminister Achim Schwarz (CDU) plant, Smartphones an Schulen landesweit komplett zu verbannen. In der Bildungsministerkonferenz im März will er sogar ein bundesweites Verbot diskutieren.
Das Nachbarland Luxemburg hat bereits durchgesetzt, Handys an Grundschulen ab Ostern komplett zu verbieten. An weiterführenden Schulen soll ein Handyverbot zumindest im Unterricht gelten.