Forstwirtschaft setzt auf Esskastanie als klimaresistenten Baum
Viele Waldspaziergänger sammeln sie gerne im Herbst: Esskastanien. Doch der Baum hat noch einen weiteren Vorteil. Weil er mit Trockenheit gut zurecht kommt, gilt er für Forstwirte im Saarland und in Rheinland-Pfalz als möglicher Baum der Zukunft.
Einst brachten die Römer sie nach Deutschland, heute sind sie bei Wildschweinen gleichermaßen wie bei Waldspaziergängern beliebt: die Esskastanien. Doch auch Forstwirte schätzen den Baum zunehmend, denn die Esskastanie gilt als ein Baum, der auch dem Klimawandel gut begegnen kann.
Joachim Stelzer, stellvertretender Betriebsleiter des Saarforst-Landesbetriebes: "Für mich ist er von den heimischen Arten einer der vielversprechendsten Bäume." Denn grundsätzlich könne sie mit Wärme gut umgehen, auch wenn sie natürlich auch ausreichend Wasser benötige, wenn es zu lange heiß und trocken sei. "Aber weil sie tief wurzelt, ist es für sie deutlich weniger problematisch als für Buchen - und für Fichten sowieso", meint Stelzer.
Noch ist sie wenig verbreitet
Sowohl im Saarland als auch in Rheinland-Pfalz betrage der Anteil am gesamten Baumbestand derzeit allerdings noch deutlich unter einem Prozent. Doch weil die Esskastanie als sogenannter Zukunftsbaum eingeschätzt werde, werde sich die Zahl durch gezielte Anpflanzungen langfristig erhöhen.
Von mehr Esskastanien im Land profitieren nicht nur Spaziergänger, die die Früchte sammeln, sondern auch die Natur insgesamt: "Neben wertvollem Holz erbringt die Edelkastanie viele Ökosystemleistungen - unter anderem als Trachtbaum für Bienen und mit reichhaltigem Fruchtertrag", berichtet Ulrich Matthes, Leiter des rheinland-pfälzischen Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen. Und nicht zuletzt gelte sie auch als prägendes Element für die Landschaft mit hoher touristischer Anziehungskraft.
Herzogskastanien im Karlsbergwald
Im Saarland wirbt der Karlsbergwald in Homburg mit seinen Herzogskastanien, die einst von Herzog Karl II. August (1776 - 1786) angepflanzt worden waren. "Die heute noch erhaltenen und als Naturdenkmal ausgewiesenen ca. 200- bis 250-jährigen Herzogskastanien zeugen von der damaligen großen Zeit", heißt es bei der Saarpfalz-Touristik.
In Rheinland-Pfalz ist die Esskastanie mit über 70 Prozent der Gesamtfläche vor allem im Pfälzerwald zu finden, kleinere Vorkommen gibt es im Moseltal und in der Rhein-Main-Ebene.
Pilzkrankheit macht Sorgen
Sorgen macht den Forstwirten aber eine Krankheit des Baumes: Der "Kastanienrindenkrebs", eine Pilzkrankheit habe sich etwa 2006 aus Baden-Württemberg kommend am Ostraum des südlichen Pfälzer Waldes angesiedelt. "Dort hält er sich beständig, hat sich aber nicht weiter ausgebreitet", so Matthes.
Und auch die japanische Esskastanien-Gallwespe, die seit etwa 2011 zunehmend zu finden sei, betrachten die Forstleute mit besonderer Aufmerksamkeit: Anders als der Kastanienrindenkrebs, der vor allem die Wasserleitungsbahnen zerstört und den Baum über kurz oder lang zum Absterben bringt, befällt die Wespen-Schädlingsart vor allem die Früchte.
Kleine Maronen kein Grund zur Sorge
Gelassen hingegen bleiben die Forstwirte angesichts der Frage wie groß die Maronenvorkommen in diesem Jahr sind. Wie bei anderen Baumarten sei es durchaus üblich, dass die Früchte je nach Witterungsbedingungen im Vorjahr unterschiedlich groß ausfielen. Joachim Stelzer vom Saarforst glaubt nicht, dass dies Vorboten für die negativen Folgen des Klimawandels sein könnten.
Die Frage, ob die Maronen auch im Saarland in diesem Jahr kleiner ausfallen, könne man zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht beantworten. "Normalerweise fallen die besten Kastanien erst nach einer richtigen Frostnacht. Und noch hängen sehr viele Früchte auf den Bäumen - das muss man erst einmal abwarten!"