Ein Mitarbeiter bringt an einer Ausgabestelle der Tafel Taschen zu den wartenden Kunden. (Foto: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow)

Saarbrücker Tafel verhängt Aufnahmestopp

  07.08.2022 | 12:27 Uhr

Die Saarbrücker Tafel hat für Neukunden einen vorläufigen Aufnahmestopp bis zum 15. September verhängt. Hintergrund ist ein deutlicher Anstieg der Kunden seit Februar unter anderem gepaart mit einem Spendenrückgang durch den Handel. Zudem seien die Mitarbeiter an der Belastungsgrenze, so die Vorsitzende der Tafeln in Rheinland-Pfalz und dem Saarland.

Die Tafeln in Rheinland-Pfalz und im Saarland haben im ersten Halbjahr dieses Jahres mit einer stark gestiegenen Nachfrage nach kostenlosen Nahrungsmitteln bei sinkendem Angebot gekämpft. Rund ein Viertel der 55 Tafeln mit 87 Ausgabestellen habe einen Aufnahmestopp erlassen, sagte Sabine Altmeyer-Baumann, Vorsitzende der Tafeln Rheinland-Pfalz und Saarland dem Evangelischen Pressedienst.

Starker Kundenanstieg im Saarland

Auch die Saarbrücker Tafel hat sich nun für diesen Schritt entschlossen und einen vorläufigen Aufnahmestopp verhängt. Dort werden bis zum 15. September keine Neukunden mehr aufgenommen. Es ist nicht der erste Aufnahmestopp der größten Tafel im Saarland. Bereits im Januar hatte Saarbrücken bekanntgegeben bis Juni keine neuen Kunden mehr anzunehmen.

Die Tafeln wollten niemanden wegschicken, sagte die Vorsitzende der Tafeln in Rheinland-Pfalz/Saarland Sabine Altmeyer-Baumann. Doch seit Februar sei die Zahl der Kunden deutlich gestiegen.

Anfang 2020 seien im Saarland 18.0000 Kunden registriert gewesen, jetzt seien es mindestens 23.000. Die meisten der Zugänge seien aus der Ukraine geflohene Frauen und Kinder. Aufgrund der Teuerung suchten aber auch mehr Einheimische die Tafeln auf.

Mitarbeiter der Tafeln an Belastungsgrenze

Gleichzeitig seien die Lebensmittelspenden in den vergangenen Monaten zurückgegangen, erklärte Altmeyer-Baumann. Der Handel kalkuliere knapper. Zudem steigen die Benzin- und Stromkosten stark.

Die Zahl der Ehrenamtlichen sei in Rheinland-Pfalz und dem Saarland mit rund 5.500 stabil geblieben, doch die Belastung für den Einzelnen sei größer geworden. Mitarbeiter leisteten für den Corona-Bringdienst mehr Fahrten, wegen der stark gestiegenen Kundenzahl hätten die Tafeln häufig die Ausgabezeiten verlängert. Viele Mitarbeiter seien an der Belastungsgrenze.

Die Vereinsvorsitzende kritisierte, dass die Kommunen für Flüchtlinge in den Wochen vor deren Registrierung nicht in Vorkasse gingen oder Lebensmittelgutscheine verteilten. Viele Kommunen verwiesen die Flüchtlinge einfach an die Tafeln, als ob die ehrenamtlichen Vereine mit ihren begrenzten Kapazitäten eine Hilfseinrichtung des Staates seien. Bereits im April hatten die Tafeln auf die sich zuspitzende Situation hingewiesen.

Aufnahmestopp bei mehreren Tafeln in Rheinland-Pfalz

Auch im Nachbar-Bundesland Rheinland-Pfalz gab es einen erheblichen Anstieg: 2020 waren dort 54.000 Kunden registriert, mittlerweile seien es mindestens 70.000. Aufgrund der Bedingungen haben in den vergangenen Monaten mehrere Einrichtungen einen Aufnahmestopp für Neukunden verhängt. So zum Beispiel die Tafel Speyer, dort werden seit Mai keine neuen Kunden mehr angenommen. Ebenso Aufnahmestopp haben die Tafeln in Koblenz und Kaiserslautern.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja