Zwei angehende PTA arbeiten im Labor (Foto: SR)

So sollen Ausbildungen in Apotheken attraktiver werden

Frauke Feldmann / Onlinefassung: Tabea Prünte   24.11.2024 | 15:14 Uhr

Apotheken im Saarland brauchen dringend Nachwuchs. Ein neues Projekt soll mehr junge Menschen für die Ausbildung zu Pharmazeutisch-Technischen Assistentinnen und Assistenten begeistern: durch die Möglichkeit, neben der schulischen Ausbildung schon Geld zu verdienen.

Sie beraten Kundinnen und Kunden, stellen Salben, Zäpfchen und Mixturen her und übernehmen andere wichtige Aufgaben in der Apotheke: Pharmazeutisch-Technische Assistentinnen und Assistenten, kurz PTA. Von ihnen gibt es in Deutschland allerdings zu wenige. Ein Grund könnte sein, dass die Ausbildung nicht vergütet wird. Das soll sich durch ein neues Projekt an der PTA-Schule der Uniklinik in Homburg ändern.

Die Idee dahinter: Der schulische Anteil der Ausbildung, der zuvor an fünf Tagen pro Woche vermittelt wurde, soll jetzt auf vier Tage komprimiert werden. Am fünften Tag können die Auszubildenden dann für sechs Stunden in einer Apotheke arbeiten – und dort auch Geld verdienen.

Video [aktueller bericht, 18.11.2024, Länge: 3:36 Min.]
PTA-Auszubildende sollen künftig Geld verdienen

Ausbildung ohne Vergütung für viele abschreckend

Für viele Auszubildende in dem Bereich ist das ein Fortschritt, um ihren Alltag finanzieren zu können. Die 21-jährige Emely Stenger etwa ist im zweiten Ausbildungsjahr zur Pharmazeutisch-Technischen Assistentin und arbeitet seit Kurzem einen Tag pro Woche in der Marien Apotheke in Elversberg. Den Zuverdienst kann sie gut brauchen – denn die Ausbildung wäre ohne zusätzliche Unterstützung kaum möglich.

"Ich wohne noch zu Hause. Da ist eben der Großteil der Kosten, die man so hat, weg. Dann habe ich Essen auf dem Tisch und muss mich darum nicht kümmern", sagt sie. "Ich weiß aber von vielen meiner Kameraden und Klassenkollegen, dass sie nebenbei arbeiten, die haben vielleicht auch schon eine Ausbildung gemacht und arbeiten dadurch weiter."

Stenger wusste seit ihrem Schülerpraktikum in der achten Klasse, dass sie unbedingt PTA werden möchte. Doch viele Interessierte weichen ihren Angaben zufolge auf andere Gesundheitsfachberufe aus, weil die Ausbildung dort vergütet wird.

Früherer Einstieg in praktische Arbeit

Nicht nur aus finanzieller Sicht ist das neue Modell eine gute Möglichkeit für die Auszubildenden, findet Heidi Binder. Sie ist Apothekerin und als Lehrerin an der PTA-Schule am Uniklinikum in Homburg tätig. "Die Schüler lernen bei uns doch teilweise recht theoretisch und dort können sie das in der Apotheke sehr schön umsetzen."

An dem Projekt nehmen bereits mehr als 30 Apotheken im Saarland teil. Die angehenden PTA bekommen einen Arbeitsvertrag, wodurch ihnen zumindest der Lohn für sechs Stunden pro Woche garantiert ist.

Auch die Apotheken profitieren davon: "Die pharmazeutischen Berufe, egal ob Apotheker oder PTA, zählen seit Jahren zu den Engpassberufen. Wir merken das vor Ort ganz stark. Und durch die Übernahme einer solchen PTA-Patenschaft haben wir schlussendlich die Möglichkeit, uns bei den Berufseinsteigern schon mal zu präsentieren", erklärt der Filialleiter der Marien Apotheke, Kevin Oberhausen.

Apothekerkammer fordert gesetzliche Rahmenbedingungen

Das Projekt ist aber laut Apothekerkammer im Saarland nicht als langfristige Lösung gedacht. Weil der Vorstoß für eine duale Ausbildung bereits gescheitert sei, sei nun eine staatliche Ausbildungsvergütung unerlässlich. Sonst verschärfe sich der Fachkräftemangel weiter.

"Das muss gesetzlich fixiert werden", sagt der Geschäftsführer der Apothekerkammer des Saarlandes Carsten Wohlfeil. Konkurrenzausbildungsberufe wie zum Beispiel die Medizinisch-Technischen Assistentinnen und Assistenten würden über das Krankenhausfinanzierungsgesetz eine Ausbildungsvergütung bekommen. PTA fallen allerdings nicht darunter. Die klare politische Forderung sei laut Wohlfeil daher: "dass für PTA, die ja im Prinzip eine ähnliche Ausbildung machen, auch ein Topf geschaffen wird."

Die angehende PTA Emely Stenger hofft ebenfalls darauf, dass ihre Nachfolgerinnen und Nachfolger bald eine Ausbildungsvergütung bekommen, denn das wäre auch eine Wertschätzung des Berufs.

Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht im SR Fernsehen am 18.11.2024 berichtet.


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