Der Hauptangeklagte (r) spricht mit seinem Anwalt im Verhandlungssaal des Landgerichts Kaiserslautern.  (Foto: picture alliance/dpa/dpa-Pool | Uwe Anspach)

Hauptangeklagter bestreitet Mordvorwurf

  21.06.2022 | 12:54 Uhr

Am Landgericht Kaiserslautern hat der Prozess um die mutmaßlichen Polizistenmorde von Kusel begonnen. Der Hauptangeklagte Andreas S. hat die Schüsse auf die Beamten zugegeben, spricht jedoch von einer Art Notwehrsituation.

Andreas S. soll am frühen Morgen des 31. Januar 2022 zwei junge Polizeibeamte bei Kusel erschossen haben. Am ersten Prozesstag am Dienstag räumte der Hauptangeklagte ein, geschossen zu haben. Er bestreitet jedoch den Mordvorwurf. Seinen Angaben zufolge habe er die Schüsse in einer Art Notwehrsituation abgegeben.

S. beschuldigt Mitangeklagten

Nach Angaben eines seiner Verteidiger bei der Verlesung der Einlassung von Andreas S. habe er damit erreichen wollen, dass auf ihn selbst abgefeuerte Schüsse aufhörten. Die Situation sei für S. unübersichtlich gewesen, er habe nicht gewusst, wer weshalb auf wen schieße.

Er habe in seinem Auto nach den Fahrzeugpapieren gesucht, als er Schüsse gehört habe. Als er gemerkt habe, dass auf ihn geschossen werde, habe er ebenfalls geschossen. S. gab zudem an, dass der Mitangeklagte Florian V. eine Schrotflinte in der Hand gehalten habe, die S. ihm entrissen habe. V. habe geistig abwesend gewirkt.

Verteidiger von V. weist Vorwürfe zurück

Laut einem Bericht des SWR beschuldigt Andreas S. zudem den Mitangeklagten. Der soll die Polizistin mit einem Schuss getötet haben. Der Verteidiger des Mitangeklagten Florian V. bezeichnete die Schilderung von S. als unzutreffend und vorhersehbar. Der Verteidiger gab für V. eine Erklärung ab, dass er sich nicht über seine Aussage bei der Polizei hinaus äußern werde.

Der 33-jährige Angeklagte spricht im Verhandlungssaal des Landgerichts Kaiserslautern mit seinem Anwalt Thomas Will.  (Foto: picture alliance/dpa/dpa-Pool | Uwe Anspach)
Der 33-jährige Angeklagte spricht im Verhandlungssaal des Landgerichts Kaiserslautern mit seinem Anwalt Thomas Will.

Anklage wegen zweifachen Mordes

Die Staatanwaltschaft klagt den 39-jährigen mutmaßlichen Schützen aus Spiesen-Elversberg wegen zweifachen Mordes aus Habgier an. Demnach habe S. versucht, seine vorangegangene Wilderei mit der Tat zu verdecken. Die Ermittlungen hätten dabei bestätigt, dass er allein verantwortlich für die tödlichen Schüsse auf die 24 Jahre alte Polizeianwärterin Yasmin B. und ihren 29-jährigen Kollegen, den Oberkommissar Alexander K., verantwortlich ist.

Sein Komplize, der 33-jährige Florian V. aus Sulzbach, wird sich wegen gemeinschaftlicher gewerbsmäßiger Jagdwilderei sowie versuchter Straftvereitelung vor Gericht verantworten müssen.

14 Termine vorgesehen

Das Landgericht hat für die Verhandlung bislang 14 Termine bis September vorgesehen. Geladen sind mehrere Sachverständige und eine Vielzahl von Zeugen.

Ob die Angehörigen der Opfer zum Prozessauftakt persönlich erscheinen werden, ist noch unklar. Laut Olaf Möller, dem Anwalt von Yasmin B.'s Familie, sind die Eltern und Schwestern der jungen Polizeianwärterin in psychologischer Behandlung.

Möller habe ihnen daher davon abgeraten, den Prozess zu begleiten, um sich nicht durch grausame Details zusätzlich zu belasten.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 21.06.2022 berichtet.

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