Private Bunker im Saarland – falsche Sicherheit oder sinnvolle Investition?
Im September war der letzte Sirenenwarntag. Aber was tut man eigentlich, wenn es zu einem "echten" Ernstfall kommen sollte? Die Bunker im Land sind alle nicht gerade auf dem neusten Stand. Wo soll man also am besten hin und wie kann man sich vorbereiten? Wir haben zwei private Bunker gefunden und mit ihren Besitzern gesprochen.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ist die Furcht vor einer militärischen Auseinandersetzung in Deutschland wieder größer geworden. Schutzräume gibt es im Ernstfall so gut wie keine. Fast alle öffentlichen Bunker im Saarland sind marode. Hausbesitzer sollen sich selbst um den Schutz in den eigenen vier Wänden kümmern, so oftmals der Rat der Behörden. Sind private Bunker aber überhaupt sinnvoll und wie kann man sich auf eine Krisensituation vorbereiten?
Tief unter der Kita St. Antonius in Saarbrücken verbirgt sich ein Geheimnis aus Kriegstagen – hinter einer unscheinbaren, grauen Schranktür. Für die Kinder gilt: Betreten verboten. Nur die Kita-Leiterin Stefanie Krzyweck weiß, was sich in diesem Schrank versteckt: ein Bunker. Er wurde im Zweiten Weltkrieg als Klosterbunker von der Pfarrgemeinde gebaut.
"Es gibt ihn einfach. Ich habe mir da nie groß Gedanken gemacht. Ich arbeite mittlerweile 30 Jahre hier und glaube, wenn es zum Ernstfall käme, würde man ihn auch nutzen", sagt Krzyweck. Natürlich müssten die Räume renoviert werden. Vielleicht würden die knapp 70 Kinder im Notfall auch gerade so reinpassen – aber ob sie dort wirklich sicher wären, daran zweifelt sie.
Bunker – ohne Schutzfunktion mehr
Mitten in Merzig liegt unter einer dicken Schicht Grünzeug ein weiterer Weltkriegsbunker. Er gehört Aloys Kerber – sein Vater hat den Bunker 2007 für rund 500 Euro vom Bund gekauft. Heute ist er mehr Spielplatz als Schutzraum. Kerber müsste rund 100.000 Euro investieren, um den privaten Bunker wirklich sicher zu machen. "Die Gefährdung, die von außen einwirkt, ist nur bedingt abwehrbar. Insbesondere wenn man an ABC-Angriffe denkt, ist der Bunker im Prinzip nutzlos."
Um den Bunker gegen atomare, biologische und chemische Einwirkungen sicher zu machen, bräuchte man Filtersysteme, sanitäre Anlagen und vor allem: Türen. Aber auch mit der nötigen Ausstattung ist Kerber skeptisch, ob er im Bunker Schutz suchen würde: "Da weiß man definitiv nicht, ob es sinnvoll ist, sich in einen Käfig zu setzen, aus dem man später nicht mehr rauskommt, wo man nur darüber nachdenkt, was passiert mit mir."
Stand jetzt ist Kerbers Bunker aber ohnehin im gleichen Zustand wie die 42 öffentlichen Schutzräume im Saarland – keiner von ihnen ist funktionsfähig. Der Leiter der Katastrophenschutzbehörde und Oberbürgermeister von Saarbrücken, Uwe Conradt (CDU), sieht die Verantwortung aber auch woanders: bei den Hauseigentümern selbst. Sie seien demnach selbst gefordert, "sich mit dem Thema eines Schutzraums zu beschäftigen".
HTW forscht zum Sicherheitsmanagement
Die Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken forscht am Thema Sicherheitsmanagement. Studiengangsleiter Prof. Frank Rückert weiß, wo man in den eigenen vier Wänden am sichersten ist. Statistisch gesehen sei es der Keller.
Schutzräume sind aber nur ein wichtiges Thema bei der Vorsorge in Krisensituationen. Seit Corona ist vielen klar geworden, dass die Supermarktregale nicht immer gut gefüllt sind: "Man sollte jetzt auch nicht in Panik verfallen oder denken, dass da gleich was passiert. Aber mir ist noch die Corona-Pandemie im Kopf. Ich werde auf alle Fälle versuchen, bestimmte Sachen im Vorrat bei mir zu Hause zu haben", so Rückert.
Notfallrucksack packen
Was genau man immer zu Hause haben sollen, das weiß Daniel Bäumler. Er bietet Überlebenskurse an. In seinen Kursen kann man das Überleben fernab der Zivilisation lernen. Gerade während der Corona-Pandemie sei die Nachfrage gestiegen.
Demnach sollten vor allem ausreichend Wasser und Lebensmittel bevorratet werden, sagt Bäumler. Auch eine Decke und etwas, das Hitze erzeugen kann, seien sinnvoll. Ebenso wie ein persönlicher Notfallrucksack: Da gehörten persönliche Dokumente oder Ausweisdokumente rein. "Aber am wichtigsten ist es wirklich, dass du für deine Bedürfnisse alles dabei hast."
Über dieses Thema hat auch „Wir im Saarland – Das Magazin“ vom 30.01.2025 berichtet.