Auf einem Smartphone sind pornografische Bilder dargestellt (Foto: picture alliance/dpa | Silas Stein)

Neues Therapie-Projekt gegen Porno-Sucht im Saarland

Axel Wagner   02.09.2023 | 14:09 Uhr

Die Sucht nach Pornografie ist nach wie vor ein Tabuthema. Forscher der Universität Gießen wollen nun die Behandlung für Betroffene verbessern. Auch die Universität des Saarlandes ist involviert und sucht Psychotherapeuten, die sich an dem Projekt beteiligen.

„Rund drei Prozent der volljährigen Männer in Deutschland haben eine Pornografie-Nutzungsstörung“, sagte Rudolf Stark, Professor für Psychotherapie an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Bei Frauen sei das Problem der Pornosucht mit nur einem Prozent deutlich geringer, erklärte er im Gespräch mit der Deutschen-Presse-Agentur.

Betroffene geraten in Spirale

Um Betroffenen zu helfen, will Stark die Betreuung verbessern. Er forscht seit mehr als 15 Jahren zu Pornografie-Konsum. „Bis jetzt ist die Versorgung sehr schlecht. Da die Störung erst vor Kurzem offiziell anerkannt wurde, sind viele Psychotherapeuten darauf noch nicht gut vorbereitet.“

Forscht seit 15 Jahren zu Pornografie-Konsum: Rudolf Stark, Professor für Psychologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen (Foto: picture alliance/dpa/Justus-Liebig-Universität | Rolf K. Wegst)
Forscht seit 15 Jahren zu Pornografie-Konsum: Rudolf Stark, Professor für Psychologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen

Pornosüchtige geraten, ähnlich wie beim Nikotin, in einen immer stärkeren Sog. Je öfter Pornos konsumiert werden, desto geringer wird die Belohnung in Form des Botenstoffes Dopamin im Gehirn. Das wirkt sich auch auf Partnerschaft, das Alltagsleben und das persönliche Umfeld aus. Die Scham ist groß.

Neue Therapieansätze

Um die Therapiemöglichkeiten zu verbessern, hat die Universität das Projekt „PornLoS“ gestartet, das Stark leitet. Der Titel steht für „Pornografie-Nutzungsstörung effektiv behandeln – Leben ohne Suchtdruck“. „Wir wollen neue Ansätze erproben und Schlüsse für weitere Behandlungsmethoden ziehen“, so der Projektleiter.

Neben Standorten in Hessen und Rheinland-Pfalz ist auch die Universität des Saarlandes involviert. Hier betreuen Dr. Tanja Michael, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie, sowie die Psychotherapeuten Sandra Dörrenbacher, Agata Schubert und Frederik Kuhn das Projekt.

Teilnehmende Therapeuten gesucht

Kuhn sagte dem SR, man suche derzeit noch nach niedergelassenen Psychotherapeuten im Saarland, die diese Betreuung für Betroffene anbieten möchten. Interessierte Therapeuten, die sich schnellstmöglich per E-Mail unter saarland@pstudie.de melden sollten, werden im November an der Uni in Saarbrücken entsprechend geschult.

Der Start des eigentlichen Therapieprogramms ist für das Frühjahr 2024 anvisiert. Dann sollen Betroffene sowohl in den Praxen als auch am Campus in Saarbrücken behandelt werden. Bundesweit sollen rund 300 Teilnehmer in die Studie aufgenommen werden. „Wir gehen von einer ausreichenden Nachfrage aus“, so Kuhn.

Hier können sich Betroffene anmelden

Finanziert ist das Projekt vorerst für drei Jahre, mit rund 5,4 Millionen Euro. Nach Abschluss soll ausgewertet werden, ob die Behandlungsmethoden in die Regelversorgung übernommen werden.

Betroffene, die an dem Programm teilnehmen möchten, können sich auf einer eigens eingerichteten Internetseite anmelden. Dort wird auch ein Online-Selbsttest angeboten, der als erste Orientierung dienen kann.


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