Ein Junge hält eine gewonne Medaille in die Kamera. (Foto: picture alliance / augenklick/firo Sportphoto | firo Sportphoto)

Pokale und Gewinne im Kindersport: Motivation oder Leistungsdruck?

Jil Kalmes   18.01.2025 | 19:00 Uhr

Fördern Pokale im Kindersport die Motivation oder schaffen sie unnötigen Druck? Im saarländischen Fußball wird der Fokus auf den Spaß am Spiel gelegt – ohne Gewinnerpokale für Kinder bis neun Jahre. Was bedeutet das für die junge Generation? Und wie wichtig sind Wettbewerbe für die Psyche von Kindern?

Enttäuschte Gesichter bei der diesjährigen Stadtmeisterschaft in Saarbrücken. Obwohl der ASC Dudweiler im F-Jugend-Bereich der Beste war, gab es für die Kinder am Ende keinen Pokal. Unter den Eltern hatte das für Diskussionen gesorgt, der Dudweiler Fußballverein teilte dazu auf Facebook mit:

"Leider war es für unsere Jungs nur sehr schade mit ansehen zu müssen, wie alle anderen Stadtmeister mit Pokal geehrt wurden und der Pokal der F-Jugend wieder vor den Augen der Kinder weggetragen wurde, weil es hieß: 'Alle sind Sieger!' "

Dass es für die G- und F-Jugend keinen Gewinnerpokal geben würde, hätte man den Vereinen vorab mitgeteilt, sagte Frank Kempf, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Stadtmeisterschaften. Letztes Jahr sei es genauso gewesen. Diese Vorgehensweise sei auch im Einklang mit den Regeln des Saarländischen Fußballverbandes.

Diese Regeln gelten im Kinderfußball

Seit der Saison 2024/25 soll der Fokus im Kinderfußball wieder mehr auf dem Spaß am Sport liegen. In der G-Jugend (jünger als 7 Jahre) und F-Jugend (7 bis 9 Jahre) werden keine Meisterschaften mit konkreten Endspielen und Endsiegern ausgetragen, erklärt Rainer Bommer, Verbandsjugendleiter beim Saarländischen Fußballverband.

In diesen beiden Alterklassen gebe es weder Platzierungen, noch Tabellen. Pokale werden demnach nicht ausgehändigt, außerdem würden die Ergebnisse der Spiele in der Regel im Anschluss gelöscht, so Bommer.

Siegerehrungen bei den Stadtmeisterschaften

Einen Gewinnerpokal gab es für die F-Jugend zwar nicht, sie waren aber trotzdem Teil der Siegerehrung. Die Vereine hätten Urkunden bekommen, für die Kinder habe es Medaillen gegeben, erklärt Frank Kempf. Außerdem seien die Vereine von Sportminister Reinhold Jost (SPD) und Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) geehrt worden.

Aber brauchen Kinder überhaupt Pokale, Urkunden oder Medaillen? Motiviert sie das oder erhöht es eher den Druck, gewinnen zu müssen?

Wenn Kinder wollen, passiert Wettbewerb von selbst

Kinder können durchaus von Wettbewerben profitieren, sagt Eva Möhler, Chefärztin des Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik der SHG Kliniken am Sonnenberg. Das klappe aber nur unter den richtigen Bedingungen.

Wenn Kinder sich aus eigenem Antrieb heraus mit anderen messen wollen, können Wettbewerbe sehr gesund sein. Das entstehe schon teilweise bei ganz kleinen Kindern – zum Beispiel, wenn sie mit drei Jahren um die Wette rennen wollen. Das kann man als Elternteil unterstützen, etwa mit Sportvereinen. Aber nur, wenn das Kind wirklich Lust hat, dorthin zu gehen.

Das Wettkampfdenken selber durch Sätze wie "Schau doch mal, ob du schneller laufen kannst" anzuheizen, sollten Eltern eher vermeiden. Kinder sollten nie das Gefühl haben, dass sie nur akzeptiert und geliebt werden, wenn sie gewinnen oder die Besten sind, so Möhler.

Gewinnen und Verlieren kann man lernen

Wettbewerbe und Sport sind auch eine gute Möglichkeit, Frustrationstoleranz aufzubauen. "Dass man im Fußball gewinnen und verlieren kann, finde ich pädagogisch sehr sinnvoll", sagt Möhler. Gerade das Verlieren müssten Kinder lernen. Das sei für das spätere Erwachsenenleben sehr wichtig. "Später im Leben ist es auch so, dass man nicht immer den Pokal mit heim nimmt."

Wie gut Kinder mit solchen Situationen und Emotionen umgehen können, hänge sehr stark von der Erziehung und Unterstützung der Eltern ab, so die Kinderpsychologin.

So können Eltern ihre Kinder (emotional) unterstützen

Es sei wichtig, dass die Kinder nicht nur gelobt werden, wenn sie einen Sieg errungen haben. Vielmehr gehe es darum, den Fokus darauf zu legen, was das Kind gut gemacht hat: Hat es gut gespielt? Hat es Disziplin gezeigt? Ist es kameradschaftlich mit den anderen Kindern umgegangen?

Wichtig für das Kind sei zu wissen, dass die Eltern es so oder so lieben, egal ob die Mannschaft gewonnen oder verloren hat. Und auch, dass es okay ist, mal besser und mal schlechter zu sein.

Tipps für Trainerinnen und Trainer

Auch Vereine können im Training einiges dafür tun, dass der Leistungsdruck nicht zu sehr auf den Kindern lastet. Die positiven Aspekte sollen hervorgehoben werden, zum Beispiel, wenn die Kinder ihr Bestes geben, pünktlich sind oder sich bei jedem Wetter auf den Fußballplatz stellen.

Von knallharter Kritik rät Chefärztin Möhler ab. Auch das ständige Hervorheben der Schwächen sollten Trainerinnen und Trainer lieber vermeiden. Eher das Gegenteil. Manchmal bringe es die Kinder auch weiter, wenn ihre Schwächen mal "partiell ignoriert" würden, so Möhler.


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