Quo „fahris“? – Immer weniger Übungsplätze für Fahrschüler

Fahrschulen im Saarland beklagen fehlende Übungsplätze

Wolfram Jung / Onlinefassung: Kasia Hummel   26.05.2024 | 10:39 Uhr

Gefahrenbremsung, Ausweichen nach einer Bremsung, Ausweichen ohne Bremsung: Wer den Motorradführerschein machen will, muss beweisen, dass er sein Motorrad auch sicher fahren kann. Deswegen gehören die Grundfahraufgaben zur Führerscheinprüfung. Die Übungsplätze werden allerdings immer weniger - im Saarland und in ganz Deutschland.

Motorradfahren ist für viele das ultimative Freiheitsgefühl. Es ist allerdings auch sehr gefährlich. Sowohl für die Motorradfahrer selbst, als auch für andere Verkehrsteilnehmer. Umso wichtiger ist es, dass bei der Motorrad-Führerscheinprüfung die sogenannten Grundfahraufgaben geprüft werden. Dazu gehören Gefahrenbremsung, Ausweichen nach einer Bremsung, Ausweichen ohne Bremsung oder das Slalomfahren.

Weil diese Manöver wichtig für die Verkehrssicherheit sind, müssen sie für die Führerscheinprüfung beherrscht werden. Deswegen geht Fahrlehrer Werner Rupp, wie eigentlich alle Fahrschulen in Dillingen, mit seinen Fahrschülern seit vielen Jahren ins Gewerbegebiet Rundwies.

„Wir wollen natürlich mit unseren Fahranfängern erstmal einen Schonraum haben, um dort nicht permanent mit anderen Fahrzeugen in Konflikt zu geraten“, erklärt Rupp. Seiner Meinung nach eignen sich dafür Gewerbegebiete.

Eingeschränktes Üben möglich

Das gesetzliche vorgeschriebene Üben der Grundfahraufgaben ist aber hier seit kurzem quasi gesetzlich verboten. „Im letzten Jahr ist es passiert, dass hier das Ordnungsamt mehrmals aufgeschlagen ist und uns untersagt hat, diese Übungen hier zu machen“, erinnert sich der Fahrlehrer. Auf Nachfrage sei auch nicht genau erklärt worden, warum. „Denn ich habe eigentlich die Rechte“, so Rupp.

Zumindest solange diese Rechte nicht rechtskonform eingeschränkt werden. Das hat die Stadt dann aber direkt an den Zufahrten zum Gewerbegebiet getan. „Jetzt ist eben dort ein 'Anlieger frei'-Schild aufgestellt und wir dürfen hier nicht mehr üben.“

Beziehungsweise darf hier nur noch zu sehr eingeschränkten Zeiten geübt werden. „Die Zeiten sind so gesetzt, in denen man dann noch zusätzlich hier fahren kann, dass es für uns eigentlich nicht mehr geeignet ist, schon gar nicht für die Prüfung."

Die Stadt Dillingen begründet das wie folgt:

„Der Verkehr in dem Gewerbegebiet hat in den letzten Jahren sehr stark zugenommen. Mittlerweile sind hier mehr als 15 Gewerbebetriebe mit teilweise großem Lieferverkehrsaufkommen ansässig.“

Diese Begründung akzeptiert allerdings weder Werner Rupp noch der Vorsitzende des saarländischen Fahrlehrerverbandes, Detlef Mühlast. „Die Prüfer kommen und fragen uns dann, wo sie denn die Übungen machen können“, so Mühlast.

Saar-Verkehrsministerium eingeschaltet

Da das Problem sich saarland- und deutschlandweit immer mehr zuspitzt, hat sich im Fall Dillingen sogar das saarländische Verkehrsministerium eingeschaltet und schreibt:

„Die Beurteilung der Geeignetheit von Verkehrsflächen für Grundfahrübungen obliegt ausschließlich den örtlich zuständigen Verkehrsbehörden.“

Der einzige Ort in Dillingen, wo die gesetzlich vorgeschrieben Übungen noch legal und verlässlich stattfinden dürfen, ist die Deutzstraße und die ist nach Einschätzung von Mühlast „gänzlich ungeeignet“. In seinen Augen ist es eine Frechheit die anzubieten. „Da parken die Autos, Bürgersteige, schmale Straße, Rollsplitt liegt auf der Straße.”

„Wie soll hier ein Motorrad-Fahranfänger seine Übungen machen und darüber hinaus noch heil nach Hause kommen“, kritisiert auch Rupp.

Problem für die Fahrschulen

Dass die Situation für die Fahrschulen problematisch ist, sieht die Stadt ein, schreibt allerdings:

„Es liegt nicht an der mangelnden Bereitschaft der Stadt Dillingen, sondern an der Ermangelung von geeignetem Verkehrsraum.“

Eine Verbesserung der Situation ist weder in Dillingen noch im Rest des Saarlandes absehbar. Was in Zukunft dann wohl zu noch mehr Konflikten zwischen Fahrschulen und Gemeinden führen wird.

Über dieses Thema wurde auch in der Sendung "Wir im Saarland - Das Magazin" am 23.05.2024 berichtet.


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