Ein Kind sitzt in der Notunterkunft für obdachlos gewordene Menschen. (Foto: picture alliance / Paul Zinken/dpa)

Warum immer mehr Familien von Wohnungslosigkeit betroffen sind

Melina Miller / Onlinefassung: Tabea Prünte   23.09.2023 | 19:03 Uhr

Hohe Mietkosten werden für immer mehr Menschen zum Problem. Besonders für Alleinerziehende mit Kindern ist das häufig eine große Belastung. Das kann drastische Konsequenzen haben: Immer häufiger sind Familien von Wohnungslosigkeit betroffen, auch im Saarland.

Wohnungsnot und zu wenig bezahlbarer Wohnraum sind die Hauptgründe für Wohnungslosigkeit. In Deutschland sind davon immer häufiger auch Familien betroffen. Das zeigt der Jahresbericht der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe.

Auch im Saarland gibt es Fälle: Rund 41 Prozent der gemeldeten und in Einrichtungen untergebrachten wohnungslosen Personen hierzulande sind laut Statistischem Bundesamt Alleinerziehende und Paare mit Kindern.

Problem: steigende Mietkosten

Besonders hoch ist der Anteil von Menschen, die aus dem Ausland kommen. Das sei nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe unter anderem auf die hohe Zahl der geflüchteten Familien aus der Ukraine zurückzuführen. Gleichzeitig betont sie auch, dass Wohnungslosigkeit keine direkte Folge von Flucht und Migration ist.

Die Gründe für die Entwicklung liegen vor allem in den steigenden Mietkosten. Wohnen werde immer teurer bei gleichzeitiger Inflation. Das belaste vor allem Menschen mit ohnehin geringem Einkommen, etwa aus dem Niedriglohnsektor. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe nennt außerdem mehr Trennungen und Scheidungen als Grund sowie zu geringe Sozialleistungen und hohe bürokratische Hürden bei der Beantragung von Leistungen für Kinder.

Diakonie unterstützt Familien mit Kindern

Die Diakonie Saar dient als Anlaufstelle für wohnungslose Menschen. Sie teilte auf SR-Anfrage mit, dass es in diesem Jahr schon Fälle gab, bei denen insbesondere alleinerziehenden Müttern mit Kindern aus verschiedenen Gründen die Wohnung gekündigt wurde und sie keine passende Ersatzwohnung innerhalb der gesetzten Fristen gefunden haben.

"Da es immer schwieriger wird Wohnraum zu finden, reichen drei Monate Kündigungsfrist häufig nicht mehr aus um in dieser Zeitspanne Ersatzwohnraum zu finden", sagt ein Mitarbeiter der Wohnungslosenhilfe Neukirchen. "Diese Personen haben sich dann in ihrer Verzweiflung an die Wohnungslosenhilfe gewandt."

Die Diakonie setze sich dann dafür ein, bei den aktuellen Vermietern einen Aufschub der Kündigung zu erwirken, bevor Räumungsklagen eingereicht werden. Sie helfe außerdem bei der Suche nach neuem Wohnraum. In der Regel dürfen Familien mit Kindern nicht auf die Straße gesetzt werden. Trotzdem könnten Räumungsklagen nicht immer vermieden werden.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe fordert in ihrem Bericht Maßnahmen der Politik, etwa in Hinblick auf den sozialen Wohnungsbau.

Wer als wohnungslos gilt

Wohnungslos ist laut Bundessozialministerium jemand, der oder die keinen eigenen Wohnraum hat. Betroffene kommen häufig zum Beispiel bei Freunden oder Bekannten unter oder leben in Einrichtungen. Von obdachlosen Menschen unterscheiden sie sich dadurch, dass sie nicht auf der Straße leben.


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