Zu wenig Kulturangebot für Schwerhörige und Gehörlose im Saarland

Zu wenig Kulturangebote für Schwerhörige und Gehörlose im Saarland

Reporterin: Antonia Fischer / Onlinefassung: Jil Kalmes   13.08.2024 | 07:00 Uhr

Im Saarland gibt es immer noch zu wenig Kulturangebote für Schwerhörige und Gehörlose. Erste Schritte macht die Ausstellung ArtLab in Saarlouis. Hier hat sich Reporterin Antonia Fischer mit Hilfe einer Gebärdensprachendolmetscherin und Besucher Dominik Monsel über Inklusion in der Kulturbranche unterhalten.

Andreas Bayer führt eine Gruppe Schwerhöriger und Gehörlose durch das ArtLab, eine interaktive Ausstellung im Institut für aktuelle Kunst in Saarlouis. Normalerweise steht Bayer als Leiter des Instituts bei solchen Führungen im Vordergrund, wenn er den Besucherinnen und Besuchern die Ausstellung erklärt. Doch heute ist es anderes. Alle Augen sind auf Gebärdensprachendolmetscherin Edeltraud Ruffing gerichtet.

Wenig Angebot für Gehörlose und Schwerhörige im Saarland

Einer der Besucher ist Dominik Monsel. Deutschlandweit gebe es vor allem in größeren Städten viele Angebote, zum Beispiel in München, erzählt er. Edeltraud Ruffing übersetzt. In München etwa würden bei Ausstellungen immer Führungen in Gebärdensprache angeboten, so Monsel. Im Saarland hingegen gebe noch zu wenig Auswahl und nicht genügend Angebote.

Stadtführungen in Gebärdensprachen auf Eigeninitiative

Deswegen organisiert Dominik Monsel auch eigene Führungen in deutscher Gebärdensprache, vor allem Stadtführungen durch Saarbrücken. Er interessiert sich insbesondere für Geschichte und historische Ereignisse.

Dass das Saarland mal zu Frankreich und dann erst wieder zu Deutschland gehört hat, war Dominik Monsel lange Zeit nicht klar. Und auch über die Kriegszeiten wusste er nur wenig. In der Schule hätten diese Themen nicht stattgefunden, gebärdet er. So richtig verarbeitet habe er die Geschichte erst, als er sich auf die Stadtführungen vorbereitete, so Monsel.

Noch Luft nach oben bei Film und Fernsehen

Auch beim Film und Fernsehen sind Schwerhörige und Gehörlose immer noch benachteiligt. Es gebe zwar Untertitel, so Dominik Monsel, aber auch nicht immer. So könnten etwa viele Gehörlose nicht ins Kino gehen, weil die deutschen Untertitel ganz fehlen. Und wenn es welche gibt, sei das zwar toll, oft wisse man aber nicht, welche Person gerade spreche, weil sich die Untertitel nur schwer zuordnen lassen.

Barrierefreiheit beim "Tatort"

Bei der Tatort-Übersetzung ist das allerdings anders. Hier tragen die Gebärdensprachendolmetscher ähnliche Kleidung wie die Schauspieler im Original, erklärt Dominik Monsel. Das bedeutet: Wenn im Film ein Polizist weiß angezogen ist, dann trägt auch der Dolmetscher weiß. Untertitel gibt es beim Tatort auch. Und: Seit Anfang 2024 kann man deutsche Gebärdensprache ganz einfach in der Mediathek einschalten und anzeigen lassen.

Noch ein weiter Weg

Es sei trotzdem noch ein weiter Weg, bis Schwerhörige und Gehörlose genauso an der Gesellschaft teilhaben können wie hörende Menschen. Die Führungen im Institut für aktuelle Kunst seien ein erster Schritt, so Dominik Monsel. Es brauche aber viel mehr Dolmetscherinnen und Dolmetscher, um das Angebot weiter ausbauen zu können.

Mit den Händen zu sprechen sei oft viel besser zu verstehen als immer nur zu lesen. Und es sei für Gehörlose auch wichtig durch die Dolmetscher Kontakt zu Hörenden zu haben, so Monsel.

Das Fingeralphabet der Deutschen Gebärdensprache (Foto: SR)
Das Fingeralphabet der Deutschen Gebärdensprache

Ein Thema in der Sendung "SR 2 - Der Morgen" am 13.08.2024.

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