Augen-OP in einer Augenklinik in Sulzbach (Foto: SR)

Augenklinik Sulzbach will KI zur Früherkennung von Grauem Star nutzen

Herbert Mangold   05.01.2025 | 19:55 Uhr

Künstliche Intelligenz kann in der Medizin, wo oftmals große Datenmengen anfallen, eine Bereicherung sein. Das sieht auch die Augenklinik in Sulzbach so – sie will KI nutzen, um Risikopatienten von Grauem Star früher zu erkennen und entsprechend handeln zu können.

Die Augenklinik Sulzbach am Knappschaftsklinikum Saar ist eine der größten Facheinrichtungen in Deutschland. Jedes Jahr werden hier 50.000 ambulante und über 6000 stationäre Patientinnen und Patienten behandelt. Pro Person fallen im Schnitt rund 100 Daten bei den verschiedenen Untersuchungen an. Das sind Millionen von Informationen, die eine Künstliche Intelligenz (KI) gut auswerten könnte.

"Wenn diese Daten zusammengefasst werden durch eine Künstliche Intelligenz, habe ich dort eine deutliche Steigerung der Effizienz und kann eine übersichtliche Darstellung generieren", erklärt Dr. Karl Boden, Oberarzt und stellvertretender Leiter der Sulzbacher Augenklinik. "Und so kann ich natürlich auch Gefahren für eine Operation besser beurteilen oder auch die Eignung von Patienten für besondere Linsen-Typen identifizieren."

Video [aktueller bericht, 02.01.2025, Länge: 3:10 Min.]
Sulzbach: KI soll Grauen Star ausfindig machen

Risikopatienten dank KI frühzeitig erkennen?

Im neuen Projekt KI-Katarakt wird nun erforscht, wie beim Grauen Star Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen kann. Verschwommener sehen, Farben blasser wahrnehmen und eine höhere Blendempflindlichkeit: Das sind typische Symptome der Erkrankung, die im Fachjargon "Katarak" genannt wird.

Die einzige Behandlungsmethode ist eine Operation, bei der die trübe Linse durch eine künstliche ersetzt wird. Die OP-Techniken haben sich zwar zunehmend verbessert, nach wie vor kann es aber auch zu Beschwerden kommen. Die Augenklinik Sulzbach will mit Hilfe der KI weiter erforschen, wer vom Grauen Star betroffen sein könnte. Sie soll Risikopatienten also frühzeitig erkennen können und ausfindig machen, welche möglichen Komplikationen sich bei OPs ergeben können.

Damit dies funktioniert, ist das Expertenwissen des Arztes wichtig. "Da ist natürlich auch die Künstliche Intelligenz auf uns als Experten angewiesen, dass wir die so trainieren, dass sie eben auch die richtigen Dinge identifiziert."

KI wird in der Medizin immer wichtiger

Die Anwendung von Künstlicher Intelligenz ist kein Neuland für die Augenklinik in Sulzbach. Bereits jetzt gibt es entsprechende Programme, die die Ärzte bei der Untersuchung unterstützen. Dabei spielt für die Entwickler der Datenschutz eine wichtige Rolle – denn hier geht es um sensible Gesundheitsdaten.

"Die KI greift nur für die Berechnung auf die Patientenakte und auf die Daten zu. Es verbleiben keine Daten in der KI und es wird nichts gespeichert", versichert Michelle Müller vom Klaus Heimann Eye Research Institute an der Augenklinik in Sulzbach.

Künstliche Intelligenz wird in der Zukunft im Gesundheitsbereich eine wichtige Rolle spielen. Sie soll ein Hilfsmittel sein, um die zunehmenden Datenfülle zu überblicken. Dabei wird aber auch in Zukunft der Arzt das letzte Wort haben. "Die Entscheidungshoheit bleibt immer noch beim Arzt. Und schlussendlich ist er ja auch der, der die Verantwortung übernehmen wird", erklärt Boden.

Über dieses Thema hat der aktuelle bericht im SR Fernsehen am 03.01.2025 berichtet.


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