Ein Mädchen zeigt die Handfläche. "Stop" (Foto: Imago/AndreyPopov/Panthermedia)

Anlaufstelle für von häuslicher Gewalt betroffene Kinder wird gut angenommen

Anne Staut   15.02.2025 | 12:20 Uhr

Im vergangenen Jahr sind im Saarland mehr als 2400 Fälle häuslicher Gewalt verzeichnet worden. Hilfe finden Betroffene bei der Interventionsstelle des Sozialdiensts katholischer Frauen Saarland. Seit 2024 gibt es dort auch ein spezielles Angebot für Kinder und Jugendliche – das bislang gut angenommen wird.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt im Saarland in etwa konstant geblieben. 2021 wurden noch 2491 Fälle verzeichnet. 2022 waren es nach Angaben des Justizministeriums 2495, im vergangenen Jahr 2486 Fälle. Etwas heraus sticht das Jahr 2023 mit 2672 Fällen. Warum das so ist, ist unklar. Offenbar handelt es sich dabei aber um normale Schwankungen.

Häusliche Gewalt trifft vor allem Frauen

Die Mehrheit der Betroffenen sind Frauen. Das deckt sich auch mit Daten aus dem Lagebild „geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“, das im vergangenen November veröffentlicht wurde. Daraus geht hervor, dass Gewalt für viele Frauen zum Alltag gehört.

Um gegen Gewalt an Frauen ein Zeichen zu setzen, gibt es seit 2012 am Valentinstag die Aktion "One Billion Rising." In Saarbrücken beteiligten sich an dem Tanzflashmob in diesem Jahr rund 200 Menschen.

Video [aktueller bericht, 14.02.2025, Länge: 2:43 Min.]
Internationaler Aktionstag gegen Gewalt an Frauen auch im Saarland

In 726 Fällen waren im vergangenen Jahr im Saarland auch Männer von häuslicher Gewalt betroffen. Das entspricht einem Anteil von rund 29 Prozent. In wie vielen Fällen es zu einer Anklage oder sogar zu einer Verurteilung kam, lässt sich aus den Daten laut Ministerium aber nicht rückschließen.

Hilfe für Betroffene

Wer von häuslicher Gewalt betroffen ist, findet im Saarland unter anderem Hilfe bei der Interventionsstelle des Sozialdiensts katholischer Frauen Saarland. Betroffene können sich selbst an die Beratungsstelle wenden. Allerdings arbeitet die Interventionsstelle auch vielfach proaktiv.

Sobald es zu einem Polizeieinsatz oder einer Anzeige wegen häuslicher Gewalt kommt, gibt die Polizei, mit Einverständnis des Opfers, die persönlichen Daten an die Interventionsstelle weiter. Diese nimmt dann Kontakt zu den Betroffenen auf. Derzeit liegen die Fallzahlen bei der Interventionsstelle nach eigenen Angaben bei etwa 770 bis 780 Fällen pro Jahr. In mehr als der Hälfte der Fälle seien auch Beratungen durchgeführt worden.

Bereits fast 100 Beratungen für Kinder

Seit April 2024 gibt es bei der Interventionsstelle auch eine extra Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, die zuhause Gewalt an einem ihrer Elternteile miterleben müssen. Das Angebot wird nach Angaben der Interventionsstelle gut angenommen. Bislang seien 51 Familien und 95 Kinder beraten worden oder seien noch in der Beratung.

Dort geht es vor allem, darum mit den Kindern und Jugendlichen über das Erlebte zu sprechen, damit keine Traumata zurückbleiben. Außerdem bekommen die Betroffenen Tipps, wie sich in einem Fall von häuslicher Gewalt verhalten können und wen sie um Hilfe bitten können.

Über dieses Thema haben auch die SR info Nachrichten im Radio am 15.02.2025 berichtet.


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