Grubenwasserflutung: Wie viele Kommunen wollen noch klagen?
Vor mehr als einem Jahr wurden im Saarland drei Klagen gegen den Grubenwasseranstieg verhandelt – und abgewiesen. Ansteigen kann das Grubenwasser aber noch nicht. Denn nicht alle betroffenen Gemeinden wollen ihre Klagen zurückziehen.
Hebungen und Senkungen, Erschütterungen oder Schäden im Boden. Das sind Befürchtungen der Gegner der Grubenflutung im Saarland. Einer von ihnen ist Peter Lehnert. Der Bürgermeister von Nalbach will an der Klage seiner Gemeinde gegen die Pläne von RAG und Oberbergamt festhalten:
„Das ist ein Generationenthema, dem wir uns verpflichtet fühlen, uns für die Zukunft sauber aufzustellen. Und da ist die Zeit nicht ausreichend.“ Deshalb sei es wichtig, dass Heusweiler durch die Aufrechterhaltung seines Widerspruches das Zeitfenster für eine genauere Planung aufrechterhalte.
Entscheidungen sollen in kommenden Wochen fallen
Im November soll der Nalbacher Gemeinderat über das weitere Vorgehen entscheiden. Die Erfolgsaussichten der Klage sind eher gering. Bisher haben die Gerichte dem Grubenwasseranstieg immer zugestimmt. So sind die Klagen von der Stadt und den Stadtwerken Saarlouis, der Gemeinde Merchweiler und des Umweltvereins ProH2O gegen den Anstieg bereits abgewiesen worden – die eingelegten Widersprüche ebenso.
Das Oberverwaltungsgericht erwarte in den kommenden Wochen eine Entscheidung der betroffenen Kommunen, ob sie ihre Klagen weiterverfolgen, erklärt Pressesprecher Stephan Körner. „Bisher hat die Stadt Dillingen ihre Klage zurückgenommen, die verbleibenden sechs Kommunen haben sich bisher noch nicht erklärt. Dafür haben sie allerdings auch noch ein bisschen Zeit, bis Mitte November, damit eben darüber auch die Gemeinderäte gegebenenfalls in Ruhe beraten können“, erklärt Körner.
Der Gemeinderat von Heusweiler hat aber mittlerweile bereits entschieden: Die Klage wird zurückgezogen. Demnach bleiben noch die Klagen von fünf Kommunen. Lebach, Schmelz, Saarwellingen, Nalbach und Wallerfangen.
Heusweiler will auf nächste Phase der Grubenflutung setzen
Die Entscheidung für Heusweiler sei deshalb gefallen, weil die Erfolgsaussichten nach Angaben von Bürgermeister Thomas Redelberger zu gering waren. Man wolle sich jetzt auf die weiteren Pläne der RAG konzentrieren.
Die bisherigen Verfahren richteten sich gegen Phase 1 der Grubenflutung. Hierbei soll das Wasser bis auf 320 Meter unter dem Meeresspiegel ansteigen, also gut 500 Meter unter der Erdoberfläche im Saarland. In der nächsten Phase will die RAG aber gar kein versickertes Wasser mehr aus den Schächten pumpen. Hier könnte die rechtliche Situation eine andere werden, weil dann das Grundwasser betroffen sein könnte.
Probleme in England und Frankreich
Der Nalbacher Bürgermeister Lehnert hofft aber weiter, das Gericht auch jetzt schon von den Gefahren einer Grubenflutung überzeugen zu können: „Die Wassermassen haben sich verändert, die Geologie hat sich verändert. Durch die Absenkungen entstehen neue Tiefpunkte in der Landschaft. Das Wasser kommt von unten, füllt dann auf und trifft auch einen übersättigten Boden. Der hat dann Wasserstände, die wir gar nicht kennen und beherrschen können“, mahnt Lehnert. Und dann käme noch hinzu, dass es Bereiche gebe, in denen der Abfluss von Wasser bereits gehindert sei.
Der Grubenwasseranstieg ist eine Art Experiment und soll auch fortlaufend überwacht werden. Denn es gibt noch keine Erfahrungen damit in Deutschland. Allerdings berichtet Bürgermeister Lehnert schon von Problemen in anderen europäischen Ländern.
„In England haben wir jetzt gehört, da gibt es Erdbeben durch Grubenflutung. Wir brauchen nur rüberzuschauen, über die Grenze nach Frankreich – in Creutzwald, was dort damit verbunden ist. Das sind Probleme, die bei uns dann in zehn oder 20 Jahren auftreten werden“, sagt Lehnert.
Grubenwasser soll in Saar geleitet werden
Die RAG ist indes von ihren Plänen überzeugt. In Ensdorf wird aktuell der Bau einer Aufbereitungsanlage für das Grubenwasser vorbereitet. Hier soll in den kommenden Jahren das Wasser in die Saar geleitet werden.
Über dieses Thema hat auch die Sendung SR 3 Region am 04.10.2024 berichtet.