Der spanische Fußballer Fabián bei der Fußball-EM 2024 in Stuttgart vor einer Sportwetten-Werbung (Foto: picture alliance / Jens Niering | Jens Niering)

Was tun bei Glücksspielsucht?

Felix Alsfasser   25.09.2024 | 19:52 Uhr

Allein im Saarland sind laut dem letzten Glücksspielsurvey von 2023 rund 15.000 Menschen spielsüchtig oder hochgradig betroffen. Dabei sind gerade Sportwetten ein großer Risikofaktor.

Zum bundesweiten Aktionstag gegen Glücksspielsucht hat die Landesfachstelle der Caritas auf die Gefahren hingewiesen. Denn rund 15.000 Menschen sind von einer Glücksspielproblematik betroffen, das heißt, dass man Glücksspiel in einem riskanten Ausmaß praktiziert oder bereits eine Sucht entwickelt hat.

Video [aktueller bericht, 25.09.2024, Länge: 3:18 Min.]
Einblicke in die Glücksspielsucht – ein Betroffener und seine Geschichte

Sucht nach Sportwetten auf dem Vormarsch

Spielautomaten, Spielbanken und Sportwetten - Experten sprechen dabei von riskanten Glücksspielen. Mittlerweile sind Sportwetten nach Automaten am zweitgefährlichsten. Ein Grund dafür ist laut Johannes Sinnwell von der Landesfachstelle der Caritas die Präsenz in der Werbung bei Sportereignissen. Damit werden die Sportwetten in die Mitte des Sports geschoben und eng damit verflochten.

Gerade junge, sportaffine Männer laufen Gefahr, süchtig nach Sportwetten zu werden. Es werde das Gefühl vermittelt, mit Fachwissen schnell an Geld zu kommen. Der Zufallsaspekt werde dabei aber komplett unter den Teppich gekehrt, so Sinnwell.

Glücksspielsucht erkennen

Ob man ein ungesundes Glücksspielverhalten hat, erkennt man laut Sinnwell an verschiedenen Merkmalen. So ist ein Indiz dafür, dass man immer öfter mehr Geld verspielt als man eigentlich einsetzen wollte und dauerhaft über das eigene Limit geht. Die Spielsucht kann dann auch so weit gehen, dass man sich in die Verschuldung spielt.

Dabei ändern Glücksspielsüchtige auch oft ihren Tagesplan, um möglichst bei der nächsten Gelegenheit zu spielen. Viele Süchtige würden sich auch zurückziehen und im Geheimen spielen, so Sinnwell weiter. Obendrein würden Süchtige auch bemerken, dass sie mehr spielen als sie eigentlich wollen und dass sie nicht aufhören können.

Hilfe suchen

Die Landesfachstelle rät Betroffenen, die sich ihrer Sucht bewusst sind und etwas dagegen tun möchten, sich an Vertraute zu wenden. Das können beispielsweise Freunde und Familienmitglieder sein. Wenn die Scham zu groß ist, gibt es auch Anlaufstellen, bei denen man sich beraten lassen kann.

Die Caritas hat in Saarbrücken, Saarlouis und Neunkirchen Beratungsstellen. An diese können sich Spielsüchtige wenden. Die Beratung ist freiwillig, anonym und kostenlos.

Therapieangebote im Saarland

Bei einer Suchterkrankung können laut Caritas Therapien helfen. Im Saarland ist die Median Klinik in Münchwies auf Suchterkrankungen spezialisiert, zudem bietet die Caritas auch ambulante Therapien an. Neben der Caritas bietet auch Ianua in Saarlouis Therapien gegen Spielsucht an.

Darüber hinaus gibt es auch verschiedene Selbsthilfegruppen. Die KISS, die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe, informiert auf ihrer Webseite über die Treffen der anonymen Spieler.

Restriktivere Regeln

Experten fordern, das Einzahlungslimit herunterzusetzen und auch bei Sportwetten einzuführen. Derzeit gibt es für Glücksspiele im Internet wie Online-Casinos ein Limit von 1000 Euro pro Monat. Für Sinnwell ist das noch zu hoch angesetzt und sollte auch für Sportwetten gelten.

Außerdem sollte es eine größtmögliche Beschränkung der Sportwetten-Werbung geben, so Sinnwell weiter - sowohl in den Stadien vor Ort als auch bei Sportübertragungen im Fernsehen. Damit solle man dem Eindruck entgegenwirken, Sportwetten und Sport würden zusammen gehören. Denn Sportwetten bräuchten den Sport, aber Sport nicht die Sportwetten.

Über dieses Thema hat auch der "aktuelle bericht" im SR Fernsehen am 25.09.2024 berichtet.


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