Antikes Römerschiff tritt Reise über Dillingen nach Cannes an
Mit dem Nachbau eines alten römischen Handelsschiffes wollen Forscher der Uni Trier in der Bucht von Cannes den antiken Seehandel erforschen. Am Mittwoch ist die Reise von Trier – über das Saarland – zum Mittelmeer gestartet.
Es ist ein originalgetreuer Bau, der auf einem gut erhaltenen Wrack basiert – das römische Frachtschiff "Bissula", das am Mittwoch seine Reise in Richtung Mittelmeer antrat. Die "Bissula" startete in Trier auf der Mosel in Richtung Dillingen. Dort soll sie in den Saarhafen geschleppt werden, wo zunächst der Ballast entfernt werden soll – um fahrtauglich zu sein, benötigt die „Bissula“ rund zehn Tonnen Steine.
Anschließend geht es mit einem Schwerlasttransport in Richtung Mittelmeerküste. Warum das Schiff zunächst ins Saarland kommt, erklärt Projektleiter Prof. Dr. Christoph Schäfer mit der günstigen Autobahnanbindung. "Das Schiff ist fünf Meter breit und ist ein Sondertransport." Würde man es bereits in Trier verladen, müssten Ampeln gedreht und Schilder entfernt werden.
"Der Saarhafen in Dillingen hat glücklicherweise einen direkten Autobahnanschluss. Und von da aus geht es direkt nach Frankreich. Das spart enormen Aufwand und Kosten", so Schäfer weiter.
Untersuchung des Seehandels
Schäfer hat die „Bissula“ gemeinsam mit seinem Team von 2017 bis 2019 an der Universität Trier gebaut. Zusammen mit Maschinenbauern der Hochschule Trier hat das Forschungsteam der Uni in den vergangenen Jahren bereits auf der Mosel ergiebige Messdaten mit dem rund 16 Meter langen und fünf Meter breiten Schiff gesammelt.
Jetzt soll es aufs Mittelmeer gehen. „Zwar konnten wir auf der Mosel die wesentlichen Daten zu den Segeleigenschaften erheben, allerdings ist es noch wichtig, die Wirkung des Wellenschlags auf See zu messen – am besten natürlich im Mittelmeer“, so Schäfer.
„Der Seehandel war ein elementarer Bestandteil der antiken Wirtschaft“, erklärt Schäfer. „Im Gegensatz zu den gut dokumentierten Landverbindungen sind die Seewege und ihre Auswirkungen auf den Handel sowie die Transportkosten erst unzureichend erforscht. Um das gesamte Ausmaß des antiken Seehandels zu verstehen, bedarf es einer genauen Analyse.“
Und diese Daten sollen nun gesammelt werden. In fünf Wochen wird die "Bissula" dann in Trier zurück erwartet.
Über dieses Thema berichteten die SR-Hörfunknachrichten am 28.08.2023.