Auftakt zu weiterem Cybertrading-Verfahren mit Geständnis

Cybertrading-Verfahren: Angeklagter legt zu Prozessauftakt Geständnis ab

Mit Informationen von Katja Hackmann und Manuel Magar    15.04.2025 | 18:00 Uhr

Vor dem Landgericht Saarbrücken hat am Dienstag ein weiterer Prozess gegen ein mutmaßlich ranghohes Mitglied einer internationalen Bande von Internet-Kriminellen stattgefunden. Die Bande soll Tausende Anleger mit gezinkten Online-Finanzportalen betrogen haben. Dabei soll ein Schaden in Millionenhöhe entstanden sein.

Angeklagt ist der 40-jährige Mohamad S.. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm gewerbsmäßigen Bandenbetrug vor. Zwischen 2016 und 2019 soll er in Prag ein Callcenter mit rund 200 Mitarbeitern geleitet haben.

Zu Beginn des Prozesses legte S. ein umfassendes Geständnis ab. Er gab zu, als Callcenter-Chef eine wesentliche Rolle innerhalb der internationalen Betrügerbande eingenommen zu haben. Seine Mitarbeiter hätten, als Finanzmarkt-Experten getarnt, Anleger aus Deutschland und Österreich kontaktiert und sie zu Einzahlungen auf Online-Plattformen mit Namen wie Option888, Zoomtrader oder TradeInvest90 überredet.

Vorgetäuschte Finanzwetten  

Der Angeklagte gab zu, dass die Plattformen gezinkt waren. Entgegen der Versprechungen ihrer vermeintlichen Finanz-Berater habe für die Anleger zu keinem Zeitpunkt eine Chance auf einen Gewinn bestanden. Laut Staatsanwaltschaft entstand allein deutschen Anlegern durch die Bande ein Schaden von insgesamt 40 Millionen Euro.

Auftakt zu weiterem Cybertrading-Verfahren mit Geständnis
Audio [SR 3, (c) SR Caroline Uhl, 15.04.2025, Länge: 01:00 Min.]
Auftakt zu weiterem Cybertrading-Verfahren mit Geständnis

Prozess war schon 2023 geplant 

Ursprünglich sollte der Prozess gegen S. schon vor knapp zwei Jahren beginnen. Zum Prozessauftakt war er aber nicht vor Gericht erschienen. Die Verteidigung legte damals ein Attest vor, wonach S. in der Türkei lebte und wegen Rückenschmerzen nicht reisefähig war. Inzwischen befindet er sich in der JVA Saarbrücken in Untersuchungshaft. 

Nicht der erste Fall  

2022 hatte das Saarbrücker Landgericht bereits ein anderes Mitglied der Bande wegen mehrfachen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs zu zwölf Jahren Haft verurteilt – eine der höchsten Haftstrafen, die jemals in einem Betrugsverfahren in Deutschland verhängt wurde. Der Mann hatte ein entsprechendes Callcenter im Kosovo geleitet. Er sagte am ersten Tag des zweiten Prozesses als Zeuge aus.

Der Betrug mit gezinkten Cybertrading-Portalen floriert bis heute. Ermittler gehen davon aus, dass international agierende Banden damit weltweit einen Schaden im Milliarden-Euro-Bereich angerichtet haben. 

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 15.04.2025 berichtet.


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