App statt Arzt? Digitale Beratung immer beliebter
Videosprechstunde, Arzt-Chat, Video-Hautscreening, telefonische Beratung, über Apps oder auch online – Telemedizin wird von allen Krankenkassen angeboten. Was für die Versicherten möglich ist, unterscheidet sich aber stark. Unabhängig davon wird Telemedizin immer beliebter.
Es ist 22.00 Uhr, das Bein schwillt nach einem Insektenstich stark an, man befürchtet eine Blutvergiftung, aber ist das so wichtig, dass man jetzt noch in die Notaufnahme muss? Hier könnte die Einschätzung eines Arztes helfen, die Praxen sind um die Uhrzeit aber natürlich geschlossen. Früher gab es in so einem Fall keine Alternative zum Krankenhaus oder zur Bereitschaftspraxis, Telemedizin hat das geändert.
Aber wie funktioniert das? Und wie weitreichend sind die Angebote für Versicherte? Apps haben alle Krankenkassen – was sie bieten und wofür sie genutzt werden können, darin unterscheiden sie sich allerdings deutlich. Von den fünf mitgliederstärksten Krankenkassen im Saarland (AOK, IKK, Barmer, DAK und TK) hat die App der Barmer Krankenkasse das umfangreichste Angebot im Bereich Telemedizin.
Saarland-Versichertenzahlen der Krankenkassen
Stand Mitte 2023
AOK: 205.451 Versicherte
IKK: 140.410 Versicherte
Barmer: Rund 120.000 Versicherte
DAK: Rund 70.000 Versicherte
TK: 96.300 Versicherte
Alle Krankenkassen bieten digitale medizinische Beratung
Hier kann man sowohl per Telefon, als auch per Live-Chat oder auch Videosprechstunde ärztlichen Rat bekommen. Im Fall der Videosprechstunde kann das sogar den Arztbesuch ersetzen – die Teleärzte können ebenso wie der Hausarzt krankschreiben und auch E-Rezepte ausstellen.
Auch die DAK und die TK haben für ihre Versicherten innerhalb ihrer App verschiedene Möglichkeiten, um mit einem Arzt digital in Kontakt zu treten. AOK und IKK bieten ebenfalls telemedizinische Beratung, allerdings nicht über die App, sondern über ein Online-Angebot im Netz.
Videosprechstunden bis spät in den Abend
Wer also – besonders außerhalb der üblichen Öffnungszeiten von Arztpraxen – medizinischen Rat braucht, kann den bei vielen Krankenkassen auch online bekommen. Einige Krankenkassen bieten sogar 24 Stunden am Tag medizinische Beratung.
Die Videosprechstunden, bei denen Ärzte auch krankschreiben oder Rezepte ausstellen können, sind teilweise von 6.00 Uhr morgens bis 22.00 Uhr erreichbar, auch an den Wochenenden. Das kann zum Beispiel für Berufstätige hilfreich sein, die so schon vor der Arbeit Kontakt mit einem Arzt aufnehmen können – oder auch nach der Arbeit.
Besonders hilfreich bei Erkältung
Zu bedenken ist hier allerdings, dass sich diese Angebote nicht für alle Krankheitsfälle eignen – bei Erkältungssymptomen können Videosprechstunden aber helfen. Und je nachdem sogar den Hausarztbesuch komplett ersetzen. Nach Angaben der Barmer steigen die Nutzerzahlen besonders im Herbst oder zu Beginn der Erkältungssaison deutlich an.
Wer dermatologische Anliegen hat, der kann sich im Zweifel viel Wartezeit für einen Arzttermin vor Ort sparen. Unter anderem sind Vorsorge-Hautscreenings möglich. Wie Interessierte drauf zugreifen können, das ist aber auch hier von Krankenkasse zu Krankenkasse unterschiedlich.
Teilweise kann es direkt in der App erledigt werden, teilweise funktioniert es über Internetseiten, mit denen man wiederum mit einem Arzt Kontakt aufnimmt. Die Betroffenen bekommen eine Diagnose und eine Handlungsempfehlung. Je nach Beschwerde bleibt der Arztbesuch aber natürlich nicht aus.
Stetig steigende Nutzerzahlen bei allen Kassen
Unabhängig von der Vielzahl und der Art der Angebote stellen alle Krankenkassen eine stetige Zunahme der Nutzerzahlen bei den telemedizinischen Angeboten fest. Rund 250.000 Nutzungen pro Jahr bundesweit – und damit etwa 650 Mal pro Tag vermeldet die Barmer. Bei der Techniker Krankenkasse gibt es monatlich 2800 Patienten-Kontakte, das sind circa 93 pro Tag, speziell die Videosprechstunde wird 600-700 Mal pro Monat in Anspruch genommen.
Die DAK hat die Videosprechstunde über Ihre App erst im Mai dieses Jahres in ihr Angebot aufgenommen, hat seither aber bereits 1000 Registrierungen. IKK Südwest und AOK haben keine genauen Nutzerzahlen angegeben, aber auch sie können ein steigendes Interesse rund um telemedizinische Beratung feststellen.