Arbeitskammer informiert Amazon-Zusteller in Völklingen über ihre Rechte
Erst Black Friday, dann Weihnachten: Den Paketdienstleistern steht die stressigste und herausforderndste Zeit des Jahres bevor. Vor der Amazon-Zentrale in Völklingen haben die Arbeitskammer und Verdi die Fahrer, die oftmals unter prekären Bedingungen arbeiten, über ihre Rechte informiert. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück.
Rund um den Black Friday haben Paketzusteller deutlich mehr zu tun als ohnehin schon. Viele von ihnen arbeiten ohnehin unter prekären Bedingungen, wie eine SR-Recherche ergeben hat: Meist sind sie bei Subunternehmen angestellt, liefern mehr als zehn Stunden am Tag Pakete aus und werden dafür schlecht bezahlt.
Beraterinnen und Berater der Arbeitskammer und der Gewerkschaft Verdi haben die Paketzusteller deshalb am Donnerstag vor dem Amazon-Verteilzentrum in Völklingen über ihre Rechte in Deutschland informiert. Denn hier besteht oft Nachholbedarf. Weil viele Paketzusteller aus dem Ausland kommen und unzureichende Deutschkenntnisse haben, wissen sie nicht, was ihre Ansprüche sind und wie sie diese geltend machen können.
Paketzusteller berichten von prekären Bedingungen
Dass dieses Angebot für die Branche zwingend erforderlich ist, zeigen die Erfahrungen der Beraterinnen und Berater. Sie sind immer wieder mit eindrücklichen Schicksalen und Missständen konfrontiert. "Wir haben beobachtet, dass die Leute sehr häufig direkt eine Kündigung bekommen, wenn sie krank sind. Sogar eine fristlose Kündigung", schildert Ekaterina Yacheva, Beraterin bei der Arbeitskammer.
Ihre Kollegin Mariana Stoiceve ergänzt, dass Überstunden oder Urlaubstage häufig nicht bezahlt würden. Viele Paketzusteller berichten zudem davon, dass ihnen nur zwischen zehn und 15 Urlaubstagen zustünden. Und manchmal wird auch der Lohn nicht ausgezahlt.
Nach Angaben der Arbeitskammer steigt vor allem rund um die Feiertage die Belastung in der Paketbranche. Auch die kommende Woche, die sogenannte Black Week und der Black Friday am 29. November, tragen dazu bei. Aufgrund von Rabattaktionen müsse ein Fahrer pro Tag teilweise mehr als 350 Pakete ausliefern – ein Viertel mehr als üblich.
Amazon weist Vorwürfe zurück
Amazon weist die Vorwürfe dagegen zurück. Die Behauptungen entsprächen nicht der Realität. Die Routen der Fahrer würden so geplant, dass sie zu schaffen seien. Auch Pausenzeiten würden berücksichtigt. Zudem würden die Pakete in den Verteilzentren wie in Völklingen vorsortiert.
An die Subunternehmen, mit denen Amazon zusammenarbeite, stelle man eigenen Angaben zufolge hohe Anforderungen. Bei Vertragsverletzungen oder Hinweisen auf illegale Handlungen würde Amazon die Zusammenarbeit sofort beenden, so eine Sprecher des Unternehmens.
Problem nicht nur von Amazon
Die Berater der Arbeitskammer gaben zwar an, überwiegend mit Fahrern von Amazon zu tun zu haben. "Aber es zeigt sich auch, dass überall dort, wo Subunternehmer im Transportwesen eingesetzt werden, diese Probleme auftauchen", so Sascha Jerges.
Ein Verbot von Subunternehmen war seitens der Politik immer wieder im Gespräch. Dass es zeitnah umgesetzt werde, daran glaubt die Arbeitskammer nicht. Bis dahin gilt es, die Paketzusteller aufzuklären. Die Arbeitskammer tut das in mehreren Sprachen, unter anderem Polnisch, Bulgarisch und Rumänisch. Hier finden Betroffene Hilfe.
Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht im SR Fernsehen am 21.11.2024 berichtet.