Ärger bei Sanierung von Ottweiler Wohnblock
Der marode Wohnblock von Ottweiler, der wegen Steuertricks mehrfach in der Berichterstattung war, wird vom neuen Eigentümer saniert. Viele Häuser sehen zwar schon besser aus, aber bei den Arbeiten sind auch Probleme entstanden. Ein Mieter hat seit über fünf Monaten kein Telefon und Internet.
Mieter Bernd Fuhrmann ärgert sich. Er wohnt in einem der Häuser in der Steinbacher Straße in Ottweiler, über die der SR schon mehrfach berichtet hat, unter anderem weil die alten Eigentümer mehrere Steuertricks nutzten.
Der neue Eigentümer Velero saniert die Häuser jetzt zwar nach und nach, aber für Fuhrmann ging dabei einiges schief. Bei den Arbeiten sei vor gut fünf Monaten seine DSL-Leitung durchtrennt worden. „Ich hab den Schaden mehrfach gemeldet, aber es ist nix passiert, ich habe keine Rückmeldung bekommen. Da fühlst du dich hilflos“. Seither funktionierten sein Telefon- und Internet-Anschluss nicht mehr.
Weitere Mängel und eine hohe Nachzahlung
Es gab noch weitere Probleme, erzählt Fuhrmann. Die Klingel sei seitdem defekt, im Keller funktioniere der Strom nicht mehr wie vorher. Außerdem soll Fuhrmann rund 1500 Euro Nebenkosten für 2020 nachzahlen, also noch für die Zeit vor den hohen Energiepreisen.
Seine Heizkosten sind der Abrechnung zufolge innerhalb eines Jahres um rund 250 Prozent gestiegen. Das hält er für nicht plausibel. Aber er erhält keinen Einblick in die angeforderten Belege.
Juristische Hilfe bringt auch keinen Erfolg
Weil sein Vermieter nicht reagiert, hat sich Fuhrman juristische Hilfe geholt. Doch auch trotz mehrerer Schreiben seiner Anwältin, die wegen der Mängel auch die Miete gemindert hat, erhält er keine Rückmeldung. Für Anwältin Laura Wilhelm von der Kanzlei Kundler Kirnberger Klein in Illingen ist das schon außergewöhnlich. „Normal hat ein Vermieter ja auch ein Eigeninteresse, dass die Mietminderung schnell nochmal aufgehoben wird.“
Wilhelm betont auch, dass der Vermieter dazu verpflichtet ist, dem Mieter die Belege für die Nebenkostenabrechnung zu zeigen, in der Regeln sogar innerhalb von 14 Tagen. Da dies bisher nicht geschehen sei, habe man nun Klage angedroht.
Vermieter äußert sich auf SR-Anfrage
Auf SR-Anfrage hat sich der Vermieter Velero geäußert. Zu der Nebenkostenabrechnung allerdings nur ganz allgemein – in der schriftlichen Antwort heißt es: „Im Rahmen von Streitigkeiten im Zusammenhang mit der Betriebskostenabrechnung werden alle Belege entsprechend der gesetzlichen Erfordernisse vorgelegt.“
Auch Fehler beim durchtrennten DSL-Kabel von Bernd Fuhrmann weist Velero zurück. Dieses sei nach „aktuellem Kenntnisstand“ nicht beschädigt. Man werde aber einen Elektriker beauftragen, dies noch einmal zu überprüfen.
Ärger über Umgang mit den neuen Mietern
Bernd Fuhrmann ärgert sich über diese Aussage, da weiterhin nichts passiert ist. Und da weder Fassade noch Dach bei der Sanierung gedämmt wurden, befürchtet er bei der nächsten Heizkostenabrechnung ein böses Erwachen – vor allem für Mieter, die neu einziehen.
Denn bei den sanierten Wohnungen, die Velero im Internet anbietet, sind pro Monat nur ein Drittel der Heizkosten veranschlagt, die Fuhrmann jetzt zahlt. Das kann nach Ansicht von Bernd Fuhrmann nicht reichen, vor allem angesichts der jetzigen Preisentwicklung. Sein Vorwurf an den Vermieter: Anstatt richtig in die Substanz zu investieren, werde nur aufgehübscht. „Es geht nur drum, möglichst schnell zu vermieten und Kohle rauszuziehen.“
Droht Neu-Mietern eine hohe Nebenkostenabrechnung?
Velero hat nach eigenen Angaben mittlerweile über eine halbe Million Euro in die zehn Wohnblocks gesteckt. Auf SR-Anfrage weist das Unternehmen die Befürchtung zurück, dass die neuen Mieter bei der nächsten Abrechnung mit hohen Nachzahlungen rechnen müssen.
Die Nebenkosten richteten sich nach dem Schnitt der Wohnanlage. Und wer viel heize, müsse eben viel zahlen. Für Bernd Fuhrmann ist das eine Frechheit: „Mir jetzt die Verantwortung zuzuschieben, ist nicht in Ordnung. Ich bin außerdem viel auf Dienstreise und heize in der Zeit natürlich weniger.“ Er hat sich jetzt genug geärgert, erzählt er. Fuhrmann ist auf der Suche nach einer neuen Wohnung.
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„Wem gehört das Saarland?“ ist eine Kooperation von SR und Correctiv und Teil einer Recherche-Serie für mehr Transparenz auf dem Wohnungsmarkt.