Jamel, ein 38-Seelen-Dorf im Norden von Mecklenburg-Vorpommern, hat bundesweit den Ruf als "Nazidorf". Hier zogen in der Vergangenheit gezielt Neonazis zu. Mit rechten Parolen und Symbolen beanspruchen sie ganz offen die Deutungshoheit im Dorf. Mittendrin: das Künstlerehepaar Birgit und Horst Lohmeyer. Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte des Ehepaars. Es gründet 2007 das Musikfestival Jamel rockt den Förster. Autor und Filmemacher Martin Groß begleitet die Familie Lohmeyer und ihr Festival seit 2015 mit der Kamera.
Dokumentarfilm von Martin Groß über rechtsextreme Übermacht in einem kleinen Dorf und wie ein Musikfestival hilft, für Demokratie zu kämpfen. Jamel, ein 38-Seelen-Dorf im Norden von Mecklenburg-Vorpommern, hat bundesweit den Ruf als "Nazidorf". Hier zogen in der Vergangenheit gezielt Neonazis zu. Mit rechten Parolen und Symbolen beanspruchen sie ganz offen die Deutungshoheit im Dorf. Mittendrin: das Künstlerehepaar Birgit und Horst Lohmeyer. Auf der Suche nach ländlicher Idylle sind die Lohmeyers 2004, die Situation dort unterschätzend, in den Ort gezogen, wo sie auf rechtsextreme Denkart und Ablehnung bis hin zur Bedrohung treffen. Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte des Ehepaars, das schnell beschließt: "Wenn du hier bestehen willst, musst du an die Öffentlichkeit." Es gründet 2007 das Musikfestival "Jamel rockt den Förster", das mittlerweile jährlich mehr als 3.000 Besucher*innen in das kleine Dorf lockt. "Es ist auch dein Land, und du bist schuldig, wenn du deine Augen davor schließt!", singen die Toten Hosen 2015 auf dem Festival. Sie haben sich selbst eingeladen, weil kurz zuvor ein Brandanschlag auf die Scheune der Lohmeyers verübt worden war. Für Campino und seine Band ist klar: Sie müssen kommen und ein Zeichen setzen. Der Scheunenbrand ist bewiesene Brandstiftung, die polizeilichen Ermittlungen wurden eingestellt, die Täter sind bis heute unbekannt. Und dieses Ereignis bedeutet einen Wendepunkt für das bis dahin eher kleine und lokale Festival. "Jamel rockt den Förster" erhält daraufhin Unterstützung von der Speerspitze der deutschen Musikszene. Auf die Toten Hosen folgen in den nächsten Jahren Bands und Künstler*innen wie Beatsteaks, Kraftklub, Samy Deluxe, Die Ärzte, Antilopen Gang, Casper, Marteria, Juli, Sportfreunde Stiller, Herbert Grönemeyer und viele mehr. Autor und Filmemacher Martin Groß begleitet die Familie Lohmeyer und ihr Festival seit 2015 mit der Kamera. Die rechtsextreme Vereinnahmung von Jamel ist kein Einzelfall, sondern Teil einer mittlerweile in einigen Teilen Deutschlands praktizierten rechtsnationalen Strategie der völkischen Besiedelung. In dünn besiedelten Gegenden entstehen gezielt nationalistische Gemeinschaften, in denen antidemokratische, völkische Werte gelebt und Andersdenkende ausgeschlossen und diffamiert werden. "Völkische Landnahme ist ein Konzept, das nicht neueren Datums ist, und das auch in Westdeutschland durchaus eine lange Tradition hat", betont Daniel Trepsdorf, Leiter des Zentrums für demokratische Kultur in Westmecklenburg, im Film. 2024 zieht mit der AfD erstmals ein als eindeutig rechtsextrem eingestufter Landesverband als stärkste Kraft in einen deutschen Landtag ein. Am Tag vor der Landtagswahl in Thüringen findet in Jamel die 17. Auflage von "Jamel rockt den Förster" statt. Von den Festivalgegner*innen aus dem Dorf war erneut versucht worden, das Ereignis mit allen Mitteln zu verhindern - erfolglos. Rund 3500 Besucher*innen kommen, das Festival ist innerhalb weniger Stunden ausverkauft. Zu den Bühnenacts gehören neben den Fantastischen Vier und Element of Crime unter anderem Olli Schulz, Ebow, Wallis Bird, Querbeat und Heaven Shall Burn. Zwei Tage lang ist es laut und meinungsstark in Jamel. Nach 48 Stunden sind die Zelte dann abgebaut, die Bühnen verladen, die Gäste abgereist. Für die kommenden 363 Tage sind Birgit und Horst Lohmeyer wieder allein in dem Dorf, das ihnen so fremd ist. Das Dorf Jamel und die Geschichte der Familie Lohmeyer sind immer wieder Bestandteil von journalistischen Berichten und Reportagen. Dieser Dokumentarfilm ist die erste filmische Erzählung über das Festival, die Macher*innen und seine Hintergrundgeschichte.
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