- Corona – was bleibt? Folgen einer Pandemie
Lockdown, Kontaktverbote, Unterrichtsaufall, Homeschooling – diese Corona-Zeit hat was gemacht mit uns, aber vor allem mit Kindern und Jugendlichen.
Die Auswirkungen waren vielschichtig, manchmal offensichtlich und sind noch heute spürbar. Das belegen Studien. Das bestätigen aber auch die Menschen, mit denen wir gesprochen haben.
Lockdown, Kontaktverbote, Unterrichtsaufall, Homeschooling – diese Corona-Zeit hat was gemacht mit uns, aber vor allem mit Kindern und Jugendlichen. Die Auswirkungen waren vielschichtig, manchmal offensichtlich und sind noch heute spürbar. Das belegen Studien. Das bestätigen aber auch die Menschen, mit denen wir gesprochen haben. - DIE EINZELPERSON Fünf Jahre ist es her, dass die Weltgesundheitsorganisation Corona zur Pandemie erklärte. Während für manche das schon fast ein Fall für die Geschichtsbücher sein mag, hat sich Susanne durch Corona verändert. Und das nicht nur äußerlich. - Verlust der Haare Susanne ist Lehrerin, gehörte damit zu der ersten Gruppe, die sich impfen lassen konnte. Sie war unsicher, hat sich aber aufgrund ihres Verantwortungsbewusstseins für die Kinder und für die Impfung entschieden. Ihr Körper reagierte. Nach der zweiten Impfung verlor sie Haare – kreisrunde kahle Stellen entstanden auf ihrem Kopf. Die Untersuchungen beim Arzt ergaben: Susanne hat die Autoimmunerkrankung Hashimoto, sie bekam Tabletten dagegen. Als sie sich dann schließlich doch noch mit Corona infizierte, wurde der Haarausfall massiv. Mit dem negativen Testergebnis stoppte der akute Ausfall zwar, aber zurück blieb dünnes Haar. Viel schlimmer: Die Haare wachsen nicht mehr nach. So griff Susanne schließlich zum Rasierer. - Fehlende politische Verantwortung Ihre Recherche im Internet ergab schließlich: all das hängt mit Covid zusammen. "Das habe ich dann so hingenommen. Dann ging es darum, ob es sich um einen Impfschaden handeln könnte. Ich schrieb außerdem der beruflichen Unfallkasse, weil ich mich ja auch bei der Arbeit mit Corona angesteckt haben könnte", so Susanne. All das wurde abgelehnt: unerforscht, nicht nachgewiesen. Aber der Hausarzt sagte eindeutig "Ja". Susanne ist enttäuscht – vor allem von der Politik. "Sie drücken sich vor der Verantwortung, man wird allein gelassen. Das stört mich schon sehr, dass keiner Verantwortung übernimmt." Und es geht ihr nicht darum, die Impfung zu verurteilen. - Startschuss in ein neues Leben Corona und der Haarverlust haben Susanne und ihr Leben verändert: Sie wirkt selbstbewusst, blickt nach vorne, schiebt nichts mehr auf und ist offen. So wird sie auch wahrgenommen. Erreicht habe sie das durch ihre Familie und die Freunde, die ihr zur Seite standen. - DIE FAMILIE Neben den körperlichen Spätfolgen hat die Pandemie noch andere Konsequenzen. Über Familie Kermer, in der drei Kinder leben, hat Sehen statt Hören schon während der Homeschooling- und Kontaktverbots-Phase berichtet. Im Rückblick empfindet Mutter Susanne den damaligen Lockdown als zu drastisch. "Ein Kind hat nur eine Kindheit. Diese Zeit fehlt den Kindern", so die Mutter. Sie hätten diese schöne Zeit verloren. Auch Streits der drei Kinder mit den Eltern waren vorprogrammiert. "Wir haben hier zusammengehockt und man ging sich auf den Geist", fasst es der Älteste, Ben, zusammen. - Homeschooling ohne Motivation Schulisch gesehen haben die Kinder der Familie die Situation unterschiedlich "weggesteckt": Für Ben, der durchgehend Online-Unterricht hatte, ging das Leben – wenn auch verändert – in festen Strukturen weiter. Leana war allerdings völlig entkoppelt von der Schule, hatte selbständig daheim zu lernen und die Ergebnisse abzugeben. Es fehlten Kommunikation, Austausch, die Klassenkameraden – und schließlich auch die Motivation. "Ihre Leistungen ließen merklich nach. Wir haben ihr Zeit gelassen, es war hart für sie. Erst jetzt holt sie so langsam alles auf. Aber die Zeit dazwischen, da gab es bei ihr schon einen deutlichen Leistungsabfall." - Schutzraum hat auch gut getan Für den Jüngsten war die Corona-Zeit eigentlich ein Glücksfall, findet Mutter Susanne. Lasse bekam die Diagnose "Autismus-Spektrum-Störung" und die Zeit zu Hause hat ihm gutgetan: der Alltag, die Routinen im geschützten kleinen Kreis. Doch nur für den Moment: Die Rückkehr in den Kindergarten, in den Alltag war schwer für ihn. Der Übergang zur Schule ist laut Mama geglückt. Was sagt die Lasse unterstützende Lehrkraft Manuela Preis? Auffällig sei bei den Kindern, die in der Pandemie noch im Kindergarten waren vor allem, dass sie jetzt einen großen Bedarf nach Kontakten haben. Doch sie mussten erst lernen, dass sie nicht "gefährlich" sind für andere, dass sie die Hand geben und sich umarmen dürfen. "Für die Kinder war es extrem: allein zu Hause, keine Freunde treffen. Bei einem Kind mit gehörlosen Eltern war es nicht so schlimm, sie konnten zu Hause gebärden. Aber Kinder mit hörenden Eltern, wo es keine Kommunikation gab, die waren richtig einsam, komplett isoliert." - Einsamkeit für Kinder und Jugendliche Und tatsächlich: Die Studie "Einsamkeit" des Sozialverbandes Deutschland fand heraus, dass junge Menschen, und hier besonders oft Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen und Behinderungen, im ersten Lockdown sehr stark unter Einsamkeitsgefühlen und sozialer Isolation gelitten haben. - DIE EINRICHTUNG Sehen statt Hören hat in Corona-Zeiten die Einrichtung Regens Wagner in Zell besucht. Dort leben Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren, die hier auch arbeiten. Es gab strenge Vorschriften damals. - Harte Zeit Eine harte Zeit, wie einer der Mitarbeiter, Marcus William, berichtet. "Sie waren verunsichert, fühlten sich eingesperrt, wie im Gefängnis eingeschlossen. Keine gegenseitigen Besuche. Es war für sie schon schwer zu begreifen. Wir Mitarbeiter hatten viel Mühe, es ihnen zu erklären. Das hat lange gebraucht, bis sie es verstanden haben." - Für manche traumatisch … Für den einen oder anderen Bewohner bis heute eine traumatische Zeit – gerade jetzt, wenn die Zeitungen wieder voll sind mit Corona-Rückschauen, ploppen Gefühle auf. Marcus William hat das erst kürzlich erlebt, als ein aufgeregter gehörloser Bewohner zu ihm kam. "Ist bald wieder Lockdown? Darf ich dann nicht mehr ins Fußballtraining? Ich meinte - wieso, wie kommst du darauf? Und er dann: Ich habe in der Zeitung gesehen, da stand C-O-R-O-N-A." Erst als er ihm beteuert hat, dass es sich um einen Rückblick handelte, war der Bewohner erleichtert. "Aber diese Situation hat mir gezeigt, wie traumatisiert die Menschen sind, dass sie allein bei dem Begriff schon panisch werden." - Besser ohne Lockdown? Die Erleichterung über das Ende der Pandemie war bei allen Bewohnerinnen und Bewohnern zu spüren. Bis heute erinnern sie sich an die schwierige Zeit zurück, freuen sich über ihre wiedergewonnene Freiheit. Wäre es rückblickend besser für die Einrichtung gewesen ohne Lockdown? "Ich glaube, das war eine ganz schwierige Entscheidung. Denn es sind ja überall viele Menschen gestorben", sagt Leiterin Heike Klier. Am Anfang waren die strengen Regeln sicher ein guter Schutz für die Leute in der Einrichtung. Doch ob es lockerer auch gegangen wäre? Schulterzucken. Rückblickend kann man sich fragen, ob diese Entscheidungen so richtig gewesen sind. Da hat die Gesellschaft noch viel nachzuholen und auch die Politik ist gefordert, die Zeit aufzuarbeiten.Willkommen bei "Sehen statt Hören" - der einzigen Sendereihe in der deutschen Fernsehlandschaft, die im Bild sichtbar macht, was man sonst nur im Ton hört! Nicht im "Off", sondern im "On" werden hier die Inhalte präsentiert - mit den visuellen Mitteln des Fernsehens, Gebärdensprache und offenen Untertiteln. Zielpublikum sind vor allem die etwa 300.000 gehörlosen, spätertaubten oder hochgradig schwerhörigen Zuschauerinnen und Zuschauern in der Bundesrepublik, die ein solches Programm benötigen, das ihren Kommunikationsbedürfnissen entspricht und ihnen optimale Verständlichkeit ermöglicht, aber auch alle anderen, die sich von den Themen und der ungewöhnlichen Machart angesprochen fühlen. In wöchentlich 30 Minuten bringt das vom BR produzierte und in allen Dritten Programmen ausgestrahlte Magazin Informationen aus allen gesellschaftlichen Bereichen, von Arbeitswelt, Familie, Freizeit, Sport über Kunst, Kultur, Bildung, Geschichte bis hin zu politischen, sozialen, rechtlichen und behindertenspezifischen Themen.
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