SR-Mitarbeiter Fred Oberhauser. (Foto: Heisler, Gerhard)

Wie Oberhauser das Glück beim Schreiben entdeckte

 

Fred Oberhauser ist Autor vieler Buch- und Theaterkritiken, Hörfolgen, Features und Bücher. Besonders bekannt ist er für die "Bücherlese" und seine Sendereihe "Fahren sie uns nach".

von Axel Buchholz

Fred Oberhauser ist Autor vieler Buch- und Theaterkritiken, Hörfolgen, Features und Bücher. Als Schüler schrieb er Gedichte. Sein erstes Liebesgedicht entstand in einem Gartenhaus: „ Die Geliebte gab es zwar noch nicht, aber ich brauchte sie und erschuf sie mir schreibend in den Nöten der Pubertät.“ An den Titel erinnert sich Oberhauser noch heute: „An die Entfernte.“ Er „ schrieb, verwarf, schrieb neu und empfand, gleichsam im Kontext, zum ersten Mal ein merkwürdig vom stimmigen Gebrauch der Wörter provoziertes Glück jenseits der Sprache“ (aus Oberhauser, Fred, „ Blieskasteler Kindheit. Wehmutsweiler“, 2008, Privatdruck).

Manche Gedichte Oberhausers vertonte sein Musiklehrer. Drei davon schickte sein älterer Bruder Kurt als Soldat von der Front in Russland zur Redaktion „Wunschkonzert“ des Reichsrundfunks in Berlin und zum Reichssender Saarbrücken. Angenommen wurden sie nicht. Der Feldpost-Brief seines Bruders dazu war dessen letztes Lebenszeichen. Kurt fiel am 14. November 1941 vor Moskau. Allerdings nicht für „Führer, Volk und Vaterland“, wie es in der Hitlerzeit in den zahlreichen Todesanzeigen zu heißen hatte. Freds Vater bestand auf der Formulierung „für Ehre, Volk und Vaterland“.

Fred Oberhauser. (Foto: SR)
Fred Oberhauser im Interview zu zehn Jahren "Camera" in Saarbrücken.

Fred Oberhauser...

 …wurde am 15. Juli 1923 in St. Ingbert geboren, verbrachte seine Kindheit und Jugend in Blieskastel und Wemmetsweiler, lebt seit 1949 wieder in St. Ingbert.

…bekennt sich aber als "auf der Grenze zuhaus".

…wurde direkt nach dem Abitur zur Wehrmacht eingezogen und kam im Mai 1945 in Kurland in russische Gefangenschaft.

… arbeitete als Kriegsgefangener lange in einem Ölschieferbergwerk bei Narwa und kam über ein Umerziehungslager im
Januar 1949 zurück ins Saarland.

… studierte ab 1949 in Saarbrücken und München vor allem Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte sowie Theater- und Zeitungswissenschaften.

…arbeitete ab 1949 parallel zum Studium schon für die Literaturabteilung von Radio Saarbrücken und die Saarbrücker Zeitung.

…wurde 1955 im September als Redaktionsassistent in der "Chefredaktion" eingestellt und Mitte 1956 kommissarischer Leiter
der Abteilung "Kulturelles Wort".

…nahm sich als Literatur- und Kulturredakteur vor allem der regionalen Literatur, Kultur und Regionalgeschichte im
Saar-Lor-Lux-Raum an.

…wurde besonders durch die "Bücherlese" und seine Sendereihe "Fahren sie uns nach" im Hörfunk sowie als Redakteur und Moderator
des "Kulturspiegel" im SR-Fernsehen bekannt.

…bekam 1994 die Carl-Zuckmayer-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz und 1997 die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität des Saarlandes.

… schrieb mehr als ein Dutzend Bücher über Kunst und Kultur im Saar-Lor-Lux-Raum und zur literarischen Topographie Deutschlands. 
 
…ist Gründer des "Literaturforum St. Ingbert", das seit 1981 deutschsprachige Autoren, bevorzugt aus der Großregion Saar-Lor-Lux, vorstellt. Seine Devise: "Lieber zwei Jahre lang Literatur für alle, als alle zwei Jahre einen Literaturpreis für einen".

…gilt als exzellenter Kenner der regionalen Kunst und Kultur im Dreiländereck. Falls das noch untertrieben sein sollte: Mehr an
Lob verträgt er nicht.

…recherchiert und schreibt auch als 88-Jähriger noch regelmäßig.

…hat viel mehr Bücher als eigentlich in sein Haus passen. Wie viele, weiß er selbst nicht genau.

...ist am 7. Februar 2016 ist Fred Oberhauser im Alter von 92 Jahren gestorben.

Eine Auswahlbibliographie

  • „Literarischer Führer Berlin“, Mithrsg. Nicole Henneberg, Frankfurt a. M. 1998 (3., korr. Aufl. 2003)
  • Fred Oberhauser und Axel Kahrs, „Literarischer Führer Deutschland“, Vorwort: Günter de Bruyn, Frankfurt a. M. und Leipzig 2008
  • "Lieb Vaterland magst ruhig sein";. Ein deutsch-französisches Familienalbum über patriotischen Kitsch, Mithrsg. Hajo Schedlich, München 1962
  • "Literarischer Führer durch die Bundesrepublik Deutschland", Mithrsg. Gabriele Oberhauser, Vorwort: Robert Minder, Frankfurt a. M. 1974
  • "Ein Saarländisches Lesebuch", Mithrsg. Rainer Petto, Saarbrücken 1980
  • "Doppelspur. Von Ausonius bis Zuckmayer". Eine rheinlandpfälzisch-saarländische Nachlese, Mithrsg. Karl-Friedrich Geißler, Landau/Pfalz 1984
  • "Das Saarland. Kunst und Kultur im Dreiländereck zwischen Blies, Saar und Mose", Köln 1992 (Neuausg. 2003)
  • "Französisch heitres Tageslicht". Deutsche Schriftsteller reisen nach Frankreich, Mithrsg. Ludwig Harig, Herbert Heckmann, Edenkoben 2001

Autor: Axel Buchholz; Mitarbeit: Thomas Braun, Michael Fürsattel, Bert Lemmich, Sven Müller, Inge Plettenberg, Klaus Peter Weber, Roland Schmitt

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