Szene aus dem Film (Foto: Produktionsfirma)

Ein Endspiel

Zwei Herzen - Eine Rezension von Sabine Janowitz  

Eine alternativ angehauchte Frau in der Midlife-Crisis stürzt ihren Partner in eine Beziehungskomödie. Nicht nur, wer in den 80er Jahren Jugendlicher war, wird bei "Ein Endspiel" herzlich lachen können.

Johanna und Boris sind ein liebevolles Paar in einer Langzeitbeziehung. Vor einer gemeinsamen Neuseeland-Reise, auf der Boris Johanna mit einer Hochzeit überraschen will, fährt sie zu einem Seminar des etwas ominösen „Center for Inner and Outer Peace“ (CIOP), nach dem sie völlig überraschend ihr Leben umkrempeln will. Gemeinsam mit den beiden Machern des CIOP kehrt sie nach Hause zurück. Während Boris mit einem Freund das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft schaut, will sie sich aus der Wohnung schleichen. Als es zur Begegnung mit Boris kommt, beginnt ihr eigenes Spiel – ein Endspiel? 

„Ein Endspiel“ ist die zweite Zusammenarbeit von Regisseurin und Kamerafrau Lilli Thalgott und der Schauspieltruppe „Hidden Shakespeare“, die in Hamburg mit großem Erfolg Improvisationstheater macht. Ihren ersten gemeinsamen Film „Heiligabend mit Hase“ wählte das Publikum beim Max Ophüls Festival 2012 zum besten in der Kategorie Mittellanger Film. Auch das neue Werk hat das Zeug zum Publikumsliebling; wo sonst im Ophüls-Wettbewerb gibt es etwas zu lachen! „Ein Endspiel“ lebt von grandiosen Schauspielern – und von einem Schnitt, der keine Langeweile aufkommen lässt. Lilli Thalgott hat der „Hidden Shakespeare“-Truppe in Einzelgesprächen erzählt, welche Personen mit welcher Biografie im Stück vorkommen, und sie dann ein paar Stunden lang aufeinander losgelassen, ohne sich ins Spiel einzumischen.

Lieblingszitat: „Ich war schon mal auf so 'nem Seminar und da haben wir in Pfützen rein gesungen, und geguckt, was zurückkommt.“ (Johanna zu einer Freundin, bevor sie zum nächsten Selbsterfahrungsseminar reist)

Die Regisseurin ist mit der Kamera dabei, läuft hinterher, fängt ein, was passiert. Keine gestellten, sorgfältig ausgeleuchteten Szenen also, sondern ein radikal dokumentarischer Stil. Dieser Ansatz kann leicht scheitern, zumal, wenn es nicht um schöne Bilder geht, sondern die ganze Zeit geredet wird. Hier gelingt jedoch mit „Ein Endspiel“ ein origineller, unverkrampfter Film, in dem sich die Öko-Generation selbst auf die Schippe zu nehmen scheint. Sollte man sich gönnen, wenn man ein paar schwere Stoffe im Wettbewerb hinter sich hat.

Regie: Lilli Thalgott
Produktion: Hidden Hitchcock GbR
Darsteller: Kirsten Sprick, Frank Thomé, Mignon Remé, Rolf Claussen, Thorsten Neelmeyer, Steffen Lau u. a.
Deutschland 2014 | DCP | Farbe | 72 Min. | Uraufführung

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