Statue der Göttin Justitia vor einem Gerichtsgebäude als Symbol für Gerechtigkeit (Foto: picture alliance/dpa | Stefan Puchner)

Saar-Richterbund widerspricht AfD-Vorwürfen

mit Informationen von Marco Karp   14.05.2024 | 19:57 Uhr

Nach der Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts in Münster, dass die AfD als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft werden darf, stellt die Partei die Unabhängigkeit der Justiz in Frage. Der saarländische Richterbund weist die Vorwürfe zurück.

Die Gerichte in Deutschland seien von der Regierung eingesetzt und urteilten deshalb nicht unabhängig. Der Verfassungsschutz schütze außerdem die Regierung und nicht die Verfassung, sagte der saarländische AfD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Josef Dörr, am Montag. Zuvor hatte das Oberverwaltungsgericht in Münster geurteilt, dass die AfD weiter als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft werden darf.  

Video [aktueller bericht, 14.05.2024, Länge: 2:49 Min.]
Saarländischer Richterbund weist Vorwürfe der AfD zurück

Entscheidungen unabhängig

Der Vorsitzende des saarländischen Richterbundes, Christian Dornis, widersprach den Vorwürfen am Dienstag. Gerichte seien in Deutschland inhaltlich völlig unabhängig. "Es ist egal, was ich als Richter entscheide, ob ich im Sinne der Regierung oder gegen die Regierung entscheide. Das hat keinen Einfluss auf meine Karriere oder auf mein Gehalt", so Dornis.  

Das gilt aus seiner Sicht auch für die Richter am Bundesverfassungsgericht. Die werden zwar von Bundesrat und Bundestag gewählt - also von der Politik. Die Bundesverfassungsrichter, die erstmal im Amt seien, entwickelten aber eine unglaubliche Unabhängigkeit und Distanz auch zu den Parteien, die sie einst entsendet hätten, so Dornis. Zudem gebe es nach diesem Amt keine weiteren möglichen folgenden Karriereschritte.

Unabhängigkeit im Grundgesetz festgelegt

Auch im Grundgesetz ist die Unabhängigkeit der Justiz verankert. In Artikel 97 heißt es: "Die Richter sind unabhängig und nur dem Gesetze unterworfen." Zur Sicherung der Unabhängigkeit trägt auch bei, dass Richter auf Lebenszeit gewählt werden.

Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht am 14.05.2024 im SR Fernsehen berichtet.


Mehr zur Justiz im Saarland

Auch Anstieg bei Eingangszahlen
Immer mehr offene Ermittlungsverfahren im Saarland
Die Zahl unerledigter Fälle bei saarländischen Staatsanwaltschaften ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Diese Entwicklung zeigt sich auch bundesweit. Als Grund nannte der Richterbund unter anderem eine Zunahme von Hass und Hetze im Netz.

Nach Teillegalisierung
Erster wegen Cannabis-Delikten verurteilter Saarländer aus Haft entlassen
Das am 1. April in Kraft getretene Cannabis-Gesetz hat auch Konsequenzen für die Justiz. Im Saarland sind rund 21.000 Verfahren wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz geprüft worden. Ersten Betroffenen ist die Strafe nun erlassen worden. Hunderte weitere Fälle werden geprüft.

Druck auf Arbeitgeber erhöhen
Rund 250 Justiz- und Polizeimitarbeiter demonstrierten in Saarbrücken
Im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes der Länder gehen die Warnstreiks weiter: Am Montag starteten die Beschäftigten in den Justizverwaltungen und im Polizeibereich im Saarland eine Protestaktion. Damit soll der Druck auf die Arbeitgeber vor der dritten Tarifrunde im Dezember erhöht werden.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja