Von genervt bis enttäuscht: Die Absage des Pokalspiels sorgt für schlechte Laune
Selten sind sich zwei Fanlager bei etwas einig. Den Ärger über die Spielabsage im DFB-Pokal-Viertelfinale am Mittwoch teilen jedoch fast alle. Lange Gesichter gibt es bei Fans und Mannschaften - in den Medien überwiegt Verständnislosigkeit.
Helfer trocknen mit Laubbläsern den Platz, beide Mannschaften wärmen sich auf und dann: die Absage. Das Verletzungsrisiko auf dem nassen Rasenplatz im Saarbrücker Ludwigspark hält Schiedsrichter Florian Badstübner für zu hoch.
Das Viertelfinale im DFB-Pokal zwischen dem Drittligisten 1. FC Saarbrücken und dem Bundesligisten Borussia Mönchengladbach ist sprichwörtlich ins Wasser gefallen. „Es ist jetzt gerade sehr, sehr ärgerlich“ sagte FCS-Trainer Rüdiger Ziehl dem SR. Er könne jedoch die Absage verstehen und man werde beim Nachholspiel alles in die Waagschale werfen, um zu gewinnen.
FCS-Torhüter Tim Schreiber ärgert sich über „die Kosten, die jetzt entstehen. Auch für die Gladbach-Fans, die hergekommen sind.“ Die Stadt solle jetzt sehen, dass es nicht tragbar ist. Einen Zustand, den Kapitän Manuel Zeitz mit „der Platz ist einfach Schrott“ zusammenfasst.
Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) hat sich inzwischen für die Absage entschuldigt. Ziel sei es jetzt, das Rasenproblem zu lösen und den Ludwigspark in einen vernünftigen Zustand zu bekommen.
Enttäuschung auch bei Gladbach
Auch seine Mannschaft wollte unbedingt spielen, betonte Gladbach-Trainer Gerardo Seoane. Allerdings sei es keine „Frage des Wollens, sondern des Könnens.“ Er habe deshalb Verständnis für die Entscheidung des Schiedsrichters, sagte er dem Sport-Informations-Dienst. In Anbetracht des Aufwands, den so ein Spiel mit sich bringe, tue es weh, dass nicht gespielt werde.
Gladbach-Vize-Präsident Rainer Bonhof fühlte sich an die „Wasserschlacht von Frankfurt“ erinnert, das entscheidende Spiel für den Final-Einzug zwischen Polen und Deutschland bei der WM 1974. „Wir mussten damals spielen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Zwar hat Deutschland dieses Spiel damals 1:0 für sich entschieden, doch war die Verletzungsgefahr hoch, weshalb die gestrige Absage für Bonhof eine „umsichtige Entscheidung“ war.
Online-Medien sind verständnislos
In den Medien trifft die Absage des Pokalspiels vor allem auf Unverständnis: Der kicker nennt die Spielabsage "Ein Desaster mit Ansage." Er wirft der Stadt vor, am einzig Relevanten gespart zu haben: am Rasen. Ähnlich titelt auch t-online, spricht von einem "Chaos mit Ansage." Die Kosten für eine Drainage seien im Vergleich zu den Gesamtkosten der Modernisierung des Stadions ein "eigentlich läppischer Beitrag."
Fussball.News vergleicht das Spiel mit der Bundesliga-Partie zwischen Mainz und Berlin am selben Tag. Auch dort habe es in Strömen geregnet und trotzdem konnte gespielt werden. Das wäre auch im Ludwigspark möglich gewesen, "hätte die Stadt Saarbrücken mal in ein funktionierendes Abflusssystem investiert" schreibt das Online-Medium. Die Bild titelt im Netz mit "Pokalschreck Ludwigspark." Nun kenne ganz Deutschland "die größte Wasserpfütze des Saarlandes." Den Versuch, das Wasser mit Laubbläsern vom Rasen zu pusten sei dabei "fast schon peinlich."
Wann die Nachholpartie stattfinden kann, ist noch offen. Aufgrund weiterer Spiele des 1. FCS in der dritten Liga, dürfte diese Woche aber bereits ausgeschlossen. Ausgelost wird am Samstag im ZDF-Sportstudio aber trotzdem.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 08.02.2024 berichtet.