Gesundheitsminister Lauterbach im Saarland

Lauterbach im Saarland: "Aktuelle Kliniklandschaft passt nicht zum medizinischen Bedarf"

mit Informationen von Steffani Balle   01.10.2024 | 15:33 Uhr

Bundesgesundheitsminister Lauterbach war am Dienstag im Saarland zu Gast. Vor Ort erklärte er, wie die geplante Krankenhausreform das Gesundheitssystem verbessern soll - und warnte davor, sie scheitern zu lassen.

Bei seinem Besuch am Dienstag im Saarland hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) den Fokus auf die Umsetzung der Krankenhausreform gelegt. Eins der zentralen Themen ist dabei die Spezialisierung der Kliniken auf bestimmte Bereiche.

Außerdem forcierte er die Kooperation der Krankenhäuser untereinander. Doppelstrukturen in benachbarten Kliniken sollen abgebaut werden. Das Saarland sei mit seinem Gesundheitsminister Magnus Jung (SPD) dabei auf einem guten Weg, bescheinigte Lauterbach bei einer Pressekonferenz am Mittag.

Video [aktueller bericht 01.10.2024, Länge: 3:36 Min.]
Bundesgesundheitsminister Lauterbach im Saarland: Krankenhausreform im Fokus

Krankenhausreform: zwischen 25 und 30 Mio. Euro für Saar-Krankenhäuser

Die Krankenhausreform soll am 17. Oktober im Bundestag beschlossen und anschließend im November im Bundesrat beraten werden. Bundesgesundheitsminister Lauterbach geht davon aus, dass sie planmäßig am 1. Januar 2025 starten kann. Das Saarland wäre bereit, im November zuzustimmen, wenn letzte Forderungen angenommen werden.

Die Länder, die bei den Krankenhäusern ihre Hausaufgaben gemacht haben, könnten als erste von den dafür vorgesehenen zweieinhalb Milliarden profitieren. Im Saarland sind das 25 bis 30 Millionen Euro, die nach und nach abgerufen werden können. Nach und nach, weil die Auszahlungen jeweils an Fortschritte im Umbau der Krankenhauslandschaft geknüpft sind.

Video [aktueller bericht 01.10.2024, Länge: 2:25 Min.]
Video: SR-Reporterin Steffani Balle: „Die Kliniken im Saarland stehen aktuell unter großem finanziellen Druck“
SR-Reporterin Steffani Balle spricht im Interview über Karl Lauterbachs Besuch im Saarland im Rahmen der Krankenhausreform. Balle stellt klar, dass die Kliniken unter immensem finanziellen Druck stehen und große Erwartungen an Lauterbach haben. Zudem erklärt Balle, wie sich die Reform konkret auf Patientinnen und Patienten auswirken könnte.

Fachkliniken sollen besonders profitieren

Besondere Förderung sollen nach den Worten Lauterbachs Fachkliniken kleiner und mittlerer Größe bekommen. Diese spezialisierten Krankenhäuser seien ein wichtiger Baustein in der Versorgung, könnten aber nach aktuellem Stand nicht eigenwirtschaftlich arbeiten, so der Bundesminister.

Ein solches Krankenhaus, die SHG-Klinik Völklingen mit seinem Herz-Zentrum, hat der Minister am Dienstagnachmittag nach seinem Zusammentreffen mit Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) und Saar-Gesundheitsminister Jung besucht.

Bundesgesundheitsminister Lauterbach besucht das Saarland
Video [SR.de, (c) SR, 01.10.2024, Länge: 00:30 Min.]
Bundesgesundheitsminister Lauterbach besucht das Saarland
Bundesgesundheitsminister Lauterbach kommt ins Saarland. Unter anderem steht ein Besuch der SHG-Klinik in Völklingen auf der Agenda. Anlass ist die geplante bundesweite Krankenhausreform.

Lauterbach verteidigt bundesweite Krankenhausreform

Käme die geplante Krankenhausreform nicht, so Lauterbach, könnten viele Kliniken im Saarland mittel- und langfristig in die Insolvenz rutschen. "Mit der jetzigen Fallpauschalen-Methodik macht ein großer Teil der Krankenhäuser Defizite", so der Bundesgesundheitsminister. Die aktuelle Kliniklandschaft passe überhaupt nicht zum medizinischen Bedarf – jedes dritte Krankenhausbett in Deutschland stehe leer, zudem ließen sich viele stationäre Eingriffe auch ambulant durchführen.

Der saarländische Gesundheitsminister Jung hatte im SR-Sommergespräch Ende Juli bereits für das Saarland angekündigt, dass im Zuge der Krankenhausreform keine Klinik schließen müsse. Allerdings müssten sich die Krankenhäuser spezialisieren, um weiter bestehen zu können.

Bundesgesundheitsminister Lauterbach im Saarland zu Besuch
Audio [SR 3, Steffani Balle (c) SR, 27.09.2024, Länge: 03:12 Min.]
Bundesgesundheitsminister Lauterbach im Saarland zu Besuch
Bundesgesundheitsminister Lauterbach kommt ins Saarland. Unter anderem steht ein Besuch der Staatskanzlei und der SHG-Klinik in Saarlouis auf der Agenda. Anlass des Besuchs ist die geplante bundesweite Krankenhausreform.

Kritik an Lauterbach von allen Seiten

Lauterbach steht in der Kritik in beinahe jeder Berufsgruppe, die im Gesundheitswesen relevant ist: Die Apotheken warten schon lange auf höhere Honorare, die Pflegebranche ächzt trotz einiger Zugeständnisse unter Personalmangel, und Ärzte wollen endlich die versprochene Entbürokratisierung.

Die Krankenhausbetreiber schließlich erwarten vom Bundesgesundheitsminister, dass er ihre Geldsorgen durch Kostensteigerungen auf allen Ebenen endlich ernst nimmt. Ein dicker Scheck wäre wünschenswert, sagte zum Beispiel der Geschäftsführer der Saarländischen Krankenhausgesellschaft, Thomas Jakobs, zuvor im SR-Gespräch.

Einen Scheck hatte Lauterbach bei seinem Besuch nicht im Gepäck. Aber der Bundesgesundheitsminister verwies auf anstehende Gelder, die 2025 fließen sollen. Dies seien neben Mitteln im Rahmen der Krankenhausreform auch Rückzahlungen aus Tariferhöhungen.

Krankenhausreform: Saarländische Krankenhausgesellschaft sieht Licht- und Schattenseiten
Audio [SR 3, Interview: Simin Sadeghi, 30.09.2024, Länge: 04:19 Min.]
Krankenhausreform: Saarländische Krankenhausgesellschaft sieht Licht- und Schattenseiten
Der Geschäftsführer der Saarländischen Krankenhausgesellschaft, Thomas Jakobs, steht der Krankenhausreform grundsätzlich positiv gegenüber. Es gebe aber noch Verbesserungsbedarf - so beim Inflationsausgleich. Und beim Büroabbau ist er sogar pessimistisch.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten am 27.09.2024 berichtet.


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