Millionenbetrug mit Coronatests: Angeklagte legt Teilgeständnis ab
Vor dem Landgericht in Saarbrücken hat am Mittwoch in einem mutmaßlichen Betrugsprozess in Millionen-Höhe um offenbar falsch abgerechnete Coronatests eine von drei Angeklagten ihr Schweigen gebrochen. Sie legte ein Teilgeständnis ab. Die 38-Jährige habe nach eigenen Angaben geahnt, dass bei der Abrechnung etwas nicht stimmte.
Im Prozess um einen mutmaßlichen Millionen-Betrug in zwei St. Ingberter Coronatestzentren hat eine der drei Angeklagten am Mittwoch ein Teilgeständnis abgelegt. Die Staatsanwaltschaft wirft der 38-Jährigen und einem zur Tatzeit 18-Jährigen Beihilfe zu gewerbsmäßigem Betrug vor.
Hauptangeklagter ist der 24-jährige Betreiber der Testzentren. Er soll innerhalb von sieben Monaten, auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie zwischen 2021 und 2022, gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung rund 150.000 Tests abgerechnet haben - deutlich mehr als tatsächlich durchgeführt wurden.
Offenbar kaum Personen in Coronatestzentren in St. Ingbert
Die 38-Jährige hatte in den Testzentren als Sekretärin gearbeitet und schilderte am Mittwoch vor Gericht ihren Arbeitstag. Demnach seien hin und wieder Personen auf das Corona-Virus getestet worden. Ihre Hauptaufgabe habe aber darin bestanden, Namen, Adressen und Telefonnummern von mutmaßlich Getesteten in das Abrechnungssystem einzugeben.
Ihr Chef, der Hauptangeklagte Luigi S., habe ständig neue Stapel mit Zertifikaten von angeblich getesteten Personen vorgelegt, die sie abarbeiten sollte. Rund 30 Zertifikate habe sie pro Stunde geschafft. Etwa zehn Mitarbeiter hätten vergleichbar gearbeitet. Eine Mitarbeiterin habe offenbar aus dem Homeoffice solche Aufgaben erledigt.
Hauptangeklagter könnte am Donnerstag aussagen
Ihr sei zwar aufgefallen, dass in den Stapeln immer wieder die gleichen Namen und auch Telefonnummern erschienen, aber Luigi S. habe das abgetan. Es habe einen Systemfehler gegeben. Sie habe geahnt, dass dort Betrug stattfindet. Allerdings sei ihr der Job wichtig gewesen.
Der Prozess wird bereits am Donnerstag fortgesetzt. Nachdem Luigi S. im Ermittlungsverfahren bisher geschwiegen hat, könnte sich das nun ändern. Sein Verteidiger bekundete Interesse an einem sogenannten Verständigungsgespräch. Einen Deal mit einer milden Strafe kann es aber nur geben, wenn Luigi S. ein Geständnis ablegt.
Festnahme im März
Der Hauptbeschuldigte war nach einer Hausdurchsuchung zunächst untergetaucht, konnte dann aber Mitte März in St. Ingbert festgenommen werden und sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Da einer der Mitarbeiter zur Tatzeit erst 18 Jahre alt war, findet der Prozess vor der Jugendkammer des Landgerichts statt.
Weitere Ermittlungen zu anderen Zentren
Auch in anderen Coronatestzentren im Saarland ist offenbar nicht immer alles mit rechten Dingen zugegangen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen in einer ganzen Reihe von mutmaßlichen Betrugsfällen im Saarland.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 28.08.2024 berichtet.