Sie bewirken zuerst Euphorie und Enthemmung, sorgen dann aber für eine Art Bewusstlosigkeit: K.-O.-Tropfen sind ein beliebtes Mittel, um andere gefügig zu machen. Wir haben Dr. Florian Schumacher gefragt, was K.O.-Tropfen überhaupt sind und was man tun kann, wenn man betroffen ist.
Insgesamt gibt es über 100 narkotisierend wirkende Stoffe, die als K.-O.-Tropfen verwendet werden können. Einige davon sind in Apotheken und besonders im Netz frei zugänglich. Häufig werden Substanzen wie GBL (Gamma-Butyrolacton) und GHB (Gammahydroxybuttersäure) bei Opfern nachgewiesen.
Dr. Schuhmacher: "Das harmloseste sind so Stoffe wie GHB, Benzodiazepine, manchmal auch Schlafmittel. Es kann aber auch sein, dass da ein Misch-Masch aus verschieden Stoffen drin ist. Man weiß ja nicht wie die K.O-Tropfen hergestellt werden. Die Täter kaufen das irgendwo im Internet oder stellen es selber her.
In K.O-Tropfen können auch Stoffe aus der Anästhesie reingemischt sein, sowas wie Ketamin, die dann auch einen richtigen Horrortrip auslösen und Halluzinationen hervorrufen können. Das ist das Problem an K.O-Tropfen: Man weiß als Arzt nicht was drin ist und in welcher Dosierung vor allem."
Dr. Schuhmacher: "Viel kannst du nicht machen. Klar ist: Das Gift muss aus deinem Körper. Man kann versuchen sich zu übergeben, viel Wasser zu trinken. Wenn ihr beobachtet, dass sich einfach jemand total komisch verhält und auch ganz anders als sonst, dann solltet ihr auf jeden Fall den Rettungswagen rufen.
Manche Stoffe können auch Herz-Rhythmus-Störungen verursachen und das kann lebensgefährlich werden. Außerdem ist es wichtig Urin- und Blutproben zu sichern, damit auch später nachgewiesen werden kann, dass wirklich K.O-Tropfen verabreicht wurden und die Polizei auch ermitteln kann."
Das große Problem bei der Aufklärung solcher Fälle ist, dass K.-O.-Tropfen im Körper innerhalb weniger Stunden abgebaut werden. Die Substanzen sind also nur recht kurz nachweisbar. Wenn ihr betroffen seid meldet euch bei der Polizei, in einem Krankenhaus oder wendet euch an Hilfestellen wie zum Beispiel frauennotruf-saarland.de.
Erschmecken könnt ihr die K.O-Tropfen laut Dr. Schuhmacher kaum. Die Stoffe schmecken im direkten Zustand leicht seifig oder auch salzig. Aber gemischt in einem Drink oder schon mit ein bisschen Zitrone im Glas, könnt ihr sie kaum erschmecken. Das macht K.O-Tropfen auch so gefährlich, erklärt Dr. Schuhmacher.
Schützen könnt ihr euch im Grunde nur, wenn ihr eure Getränke und Speisen im Auge behaltet. Gerade in Discos, Clubs und Bars mit schlechten Lichtverhältnissen ist die Gefahr groß, dass euch jemand etwas ins Getränk mischt. Seid ihr mit Freunden unterwegs, umso besser. Dann gilt: Passt gegenseitig aufeinander auf! Es gibt auch ein
Ariane aus dem PULS-Team hat den Selbstversuch gemacht. Sie hat für eine Reportage K.O.-Tropfen unter realen Bedingungen im Club genommen. Warum? Weil Betroffene nur selten erzählen können wie es sich anfühlt oder an welchen Warnzeichen man erkennen kann, dass man K.O.-Tropfen im Glas hatte. Oftmals können sich die Opfer danach an nichts mehr erinnern.
Artikel vom 21.04.2022