Viele Frauen dürften das Szenario kennen: Nachts allein auf dem Heimweg – begleitet von einem ständigen Gefühl der Unruhe. Oft fühlt man sich draußen allein nicht sicher, auch im eigenen Heimatort. Hier findet ihr Infos zum Thema und Tipps für Männer und Frauen.
Ihr fühlt euch auch Unwohl wenn ihr nachts alleine heimlaufen müsst? Wir haben für euch ein paar Angebote und Infos gesammelt, damit ihr euch auf eurem Nachhauseweg besser fühlt. Hier der Überblick:
Alle, die nachts unterwegs sind und sich unsicher fühlen, können kostenlos beim Heimwegtelefon (erreichbar unter 030 120 74 182) anrufen. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern unterhalten sich dann am Telefon mit euch, bis ihr euer Ziel erreicht habt.
Conny arbeitet beim Heimwegtelefon und sagt: "Ruft lieber einmal zu viel als einmal zu wenig an!" Sie erklärt auch, wie ein Telefonat dort abläuft:
In akuten Notsituationen können die Mitarbeiter vom Heimwegtelefon auch die Polizei oder den Notdienst informieren. Außderm können sie euch an Stellen lotsen, die beispielsweise videoüberwacht sind. Dort seid ihr im Zweifel sicherer.
Die bundesweit kostenlose Nummer des Heimwegtelefons lautet: 030 120 741 82.
Es gibt Apps, die nachverfolgen, wo man sich gerade befindet. So soll schneller Hilfe kommen können, wenn es nötig ist. Die App KommGutHeim bietet so eine Begleitfunktion an für den Heimweg. Auch über Whatsapp oder Googlemaps könnt ihr mit Freunden und Familie euren Standort teilen und werdet so virtuell begleitet .
Mittlerweile haben aber auch viele Smartphones selbst Ortungsdienste, die ihr ganz einfach unter euren Einstellungen anschalten könnt. Auf der Internetseite des Herstellers kann euer Handy dann getrackt werden. So können Familie und Freunde ebenfalls sehen wo ihr seid.
Außerdem könnt ihr im Ernstfall auch Nora benutzen, die offizielle Notruf-App der Bundesländer. Über die App kann ein Notruf an die nächste Einsatzleitstelle abgesetzt werden, ohne dass Nutzerinnen und Nutzer dafür telefonieren und sprechen müssen. Das soll vor allem Menschen mit eingeschränkten Sprech- und Hörfähigkeiten helfen - doch auch in bedrohlichen Situationen kann die Funktion "Stiller Notruf" hilfreich sein. Die Anwendung gibt es ebenfalls kostenlos im jeweiligen App-Store.
Ingo ist Selbstverteidigungs-Coach und hat auch ein paar einfache Regeln, wie ihr euch auf dem Heimweg sicherer fühlt:
Der kürzeste Heimweg ist nicht immer der sicherste Weg . Es gibt die 3-L-Regel: Der beste Weg ist mit viel Lärm, vielen Leuten und viel Licht
Außerdem ist es immer sinnvoll vorausschauend zu sein, sich also vorher schon Gedanken zu machen wie man nach Hause kommt. Beispielsweise auch den Schlüssel schon in der Hand zu haben, wenn man zum Auto geht, um nicht lange danach in der Tasche suchen zu müssen.
Ihr solltet allgemein eurem Gefühl vertrauen und für euch einstehen, rät Ingo. Also auch dazu bereit sein, laut zu werden, wenn euch jemand zu nah kommt und euch zu wehren. Oder auch lieber einmal zu viel die 110 anzurufen, als einmal zu wenig.
Auch Antonia vom Frauennotruf Saar hat Tipps für Frauen, um sich langfristig mit mehr Sicherheitsgefühl durch die Straßen zu bewegen:
Zusammen mit dem Saarländischen Ju-Jutsu-Verband bietet die saarländische Polizei seit über 20 Jahren Selbstverteidigungskurse gezielt für Frauen an. Ein Kurs besteht aus elf Trainings und einem zusätzlichen Infoabend der Polizei.
Mehr Infos, Termine und Ansprechpartner zum Selbstverteidigungskurs findet ihr beim Polizeisportverein Saarbrücken.
„Luisa ist hier!“ ist ein Projekt, bei dem Club- und Kneipenpersonal besonders geschult wird. Frauen sollen sich in Notsituationen mit der Frage „Ist Luisa hier?“ an sie wenden können und so signalisieren, dass sie Hilfe brauchen. Der Frauennotruf ist an der Schulung der Mitarbeiter beteiligt.
Können auch Männer etwas dafür tun, dass Frauen sich sicherer fühlen? Ja, sagt Antonia vom Frauennotruf Saar. Zum Beispiel:
Viele Frauen könnten sicher selbst sagen, was ihnen in einer als unangenehm empfundenen Situation helfen würde. Deswegen würde vor allem nachfragen und Erfahrungen anhören helfen. Denn weil das Thema für Männer nicht so präsent ist, sei es ihnen nicht immer bewusst, so Antonia.
Antonia erklärt weiter, dass die meisten Übergriffe im sozialen Nahbereich geschehen, also von Menschen, die den angegriffenen Frauen bekannt sind, „in welcher Form auch immer“, so Antonia.
Viele Frauen haben diese Vorstellung, dass schlimme Dinge nachts oder abends auf der Straße passieren.
Betrachtet man es aber realistisch, sagt sie, gäbe es dazu keinen so großen Grund. „Es ist uns aber sicherlich auch antrainiert worden.“ Durch Filme, Bücher und Geschichten in den Medien, in denen eben genau das passiert, denn diese Taten sorgen oft für mehr Aufmerksamkeit als häusliche Gewalt. Der Frauennotruf setzt sich deswegen auch dafür ein, Frauen zu zeigen, wie sie mit mehr Sicherheit und Selbstbewusstsein unterwegs sein können.
„Häusliche Gewalt, sexuelle Belästigung bis hin zur Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe in der Kindheit – wegen dieser drei großen Themen melden sich Frauen bei uns. Dazu kommen Themen wie Stalking oder Sorgerechtsprobleme.“
Erklärt Antonia. Frauen mit solchen oder auch anderen Problemen können sich an den Frauennotruf Saar wenden. Sie werden telefonisch, persönlich oder per Mail beraten und darin unterstützt, mit der erlebten sexualisierten Gewalt umzugehen.
Meisten werden die Frauen dabei zu Möglichkeiten nach einer Straftat beraten. Der Frauennotruf hilft bei der Entscheidung, ob Anzeige erstattet werden soll. Hilfe gibt es auch bei der Prozessvorbereitung und auch zum Prozess selbst können die Frauen sich begleiten lassen. Und auch die Frage, ob eine Therapie sinnvoll sein könnte, kann besprochen werden.
Den Frauennotruf Saar erreicht ihr unter der: 0681/36767
Artikel aktualisiert am 27.09.2023