
Artgerecht. Der Verein Tierärzte ohne Grenzen will die Weidewirtschaft in Ostafrika fördern und sich für ganzheitliche Entwicklungszusammenarbeit einsetzen. © Cornelia Heine, Tierärzte ohne Grenzen
Wir haben 38 Tierschutzorganisationen nach ihrem Umgang mit den Spendengeldern befragt. 23 haben geantwortet. Davon arbeiten 16 wirtschaftlich, viele sind intransparent.
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Alle Testergebnisse für TierschutzorganisationenListe der 23 getesteten Produkte
- Animal Welfare Foundation
- Ärzte gegen Tierversuche
- bmt Bund gegen Missbrauch der Tiere
- BOS Deutschland - Borneo Orangutan Survival Deutschland
- Bundesverband Tierschutz
- Deutscher Tierschutzbund
- Deutsches Tierschutzbüro
- Pro Animale für Tiere in Not
- Pro Wildlife
- SOKO Tierschutz
- Terra Mater Umwelt- und Tierhilfe
- Tierärzte ohne Grenzen
- Tierschutzliga Stiftung Tier und Natur
- Welttierschutzgesellschaft
- Animals' Angels
- IFAW Internationaler Tierschutz-Fonds
- Provieh
- Stiftung Pro Artenvielfalt
- Vier Pfoten - Stiftung für Tierschutz
- Whale and Dolphin Conservation
- Allgemeiner Tierhilfsdienst
- ETN Europäischer Tier- und Naturschutz
- Mobile Tierrettung
Tierschutz ist emotionales Thema
Für Tiere spenden viele Menschen gern, noch lieber als für Kinder in Not: Mit rund 29 Prozent wurde Tierschutz als häufigster Spendenzweck genannt. Das ergab eine repräsentative Umfrage zum Spendenverhalten, die Finanztest beim Marktforschungsinstitut GfK im September 2020 in Auftrag gegeben hatte. Dabei geben Frauen tendenziell eher Geld für den Tierschutz als Männer. Das zeigt, Tierschutz ist ein sehr emotionales Thema, mit dem sich erfolgreich Geld sammeln lässt. Deshalb tummeln sich in diesem Geschäftsfeld auch viele fragwürdige und unseriöse Organisationen.
Mit Herz und Verstand entscheiden
Grund genug für die Stiftung Warentest zu prüfen, ob die Organisationen die Gelder der Spenderinnen und Spender wirtschaftlich einsetzen und offen über ihre Tätigkeit Auskunft geben. Dafür haben wir zusammen mit dem Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) 38 Tierschutzorganisationen befragt, von denen 23 detaillierte Unterlagen geschickt haben.
Es hat sich gezeigt, dass die Entscheidung, Geld für den Tierschutz, etwa das örtliche Tierheim, den Artenschutz oder die Abschaffung von Tierquälerei zu geben, weniger mit dem Herzen, sondern vor allem mit dem Verstand gefällt werden muss.
Nur 16 der 23 von uns untersuchten Organisationen verwenden die Gelder der Spendenden wirtschaftlich, 22 sind ausreichend transparent. Aber nur drei der wirtschaftlich arbeitenden Organisationen haben eine hohe Transparenz. Das zeigt die Übersicht der getesteten Tierschutzorganisationen.
Unser Rat
Auswahl. Sie wollen für Tiere spenden? Wählen Sie eine Spendenorganisation, die Sie schon persönlich kennen und der Sie vertrauen. Sie können auch eine wirtschaftlich arbeitende Organisation aus unserer Übersicht der Tierschutzorganisationen nehmen. Unbekannte Organisationen prüfen Sie mit der Checkliste.
Informieren. Erste Anlaufstelle ist die Internetseite der Spendenorganisation. Wenn dort umfassend über die Projekte informiert wird, die Leitung und Kontaktadressen genannt werden sowie ein Jahresbericht mit Finanzzahlen veröffentlicht wird, ist das positiv. Was Spender sonst noch wissen sollten, lesen Sie in unserem Special „So erkennen Sie seriöse Organisationen“.
Kosten. Spenden bis 150 Euro sollten Sie möglichst nicht auf verschiedene Organisationen verteilen. Jede Spende verursacht Verwaltungskosten, die Ihren Spendenbetrag schmälern.
Steuer. Spenden an gemeinnützige Organisationen können Sie bis zu einer Höhe von 20 Prozent des Gesamtbetrags Ihrer Einkünfte als Sonderausgaben absetzen. Wie das geht, lesen Sie in unserem Special Spenden von der Steuer absetzen. Mit unserem Spendenrechner ermitteln Sie, wie viel Ihnen das Finanzamt erlässt.
Sehr viele unbrauchbare Antworten
Wir haben bei unserer Untersuchung nichts Unmögliches verlangt. Als erstes bekam jede der 38 Tierschutzorganisationen von uns – als Otto-Normal-Spender getarnt – eine E-Mail. Darin fragten wir nach den Spendenprojekten. Acht haben schon darauf nicht geantwortet. Die anderen haben wir in einer zweiten E-Mail nach der Zusammensetzung ihrer Ausgaben gefragt und danach, ob eine mögliche Spende von der Steuer abgesetzt werden kann. Danach haben wir einen kurzen Fragebogen verschickt und unter anderem auch nach den Ausgaben gefragt und Belege erbeten.
Nur 23 Organisationen haben sich unserer Prüfung gestellt (Übersicht Tierschutzorganisationen). Gut zwei Dritteln konnten wir einen wirtschaftlichen Umgang mit Spendengeldern attestieren. Allerdings sind zwei darunter, die für Rheinland-Pfalz ein Sammlungsverbot haben (So haben wir getestet).
Ungeeignete Tierschutzorganisationen
Die anderen 15 Tierschutzorganisationen verweigerten aus verschiedenen Gründen eine Auskunft: Mal war keine Zeit fürs Antworten, mal war Personalmangel schuld und etwa die Hälfte der Organisationen begründete ihre Weigerung gar nicht oder meldete sich nicht. Das ist intransparent. Es bleibt unklar, wie diese Organisationen mit Spenden umgehen. Sie sind aus unserer Sicht für eine Spende ungeeignet.
Ausgaben für Verwaltung und Werbung

Straßenkatzen. Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich beispielsweise dafür ein, dass frei lebende Katzen sich nicht unkontrolliert vermehren. © Getty Images / Amir Mukhtar, Deutscher Tierschutzbund
Unsere Messlatte für wirtschaftliches Arbeiten einer Spendenorganisation ist die Verwaltungs- und Werbekostenquote nach DZI-Verfahren. Sie darf danach nicht über 30 Prozent liegen. Das bedeutet: Mindestens 70 Cent von jedem gespendeten Euro müssen dem Spendenzweck laut Satzung zukommen. Bis zu 30 Cent dürfen in notwendige Ausgaben fließen, wie das Gehalt der Mitarbeiter in der Verwaltung, für Marketing und Werbung, das Anfertigen des Jahresberichts und der Steuererklärung sowie das Ausstellen von Spendenquittungen.
Mehr als die Hälfte für Verwaltung und Werbung
Mit 53 Prozent hat der IFAW Internationaler Tierschutzfonds eine der höchsten Verwaltungs- und Werbekostenquoten im Test. Die rührt von hohen Ausgaben für Newsletter, Mailings und Porto zu Werbezwecken. Die Organisation unterstützt auch das Hauptquartier in den USA und das Finance Support Center in den Niederlanden, die Dienstleistungen wie Abrechnungen, Management und Verwaltung erbringen.
Es geht auch anders: Bei den wirtschaftlich arbeitenden Organisationen im Test reicht die Spanne der Verwaltungs- und Werbekostenquote von 3 Prozent (Tierärzte ohne Grenzen) bis 27 Prozent (Bundesverband Tierschutz). Eine Quote unter 10 Prozent haben auch bmt Bund gegen Missbrauch der Tiere und Deutsches Tierschutzbüro.
Die Verwaltungs- und Werbekosten sind nicht so einfach vergleichbar. Ihre Höhe hängt unter anderem davon ab, wie die Organisation aufgebaut ist, welches Geschäfts- und Finanzierungsmodell sie hat und welchen Spendenzweck sie verfolgt.
Transparenz ist das A und O

Demonstration. Mit Hunderten Stofftieren machte der bmt Bund gegen Missbrauch der Tiere in Berlin im Oktober 2020 auf unwürdige Tierbehandlung aufmerksam. © picture alliance/dpa / Jörg Carstensen, bmt
Für Spendensammler gilt generell: Wer Geld von Menschen einsammelt, hat die moralische Pflicht, Auskunft zu geben, wie er mit dem Geld umgegangen ist. Seriöse Organisationen stellen alle wichtigen Informationen auf ihre Internetseite. Sie veröffentlichen einen aktuellen Jahresbericht und informieren über Einnahmen und Ausgaben für ihre Projekte. Jährliche Kosten für Verwaltung und Werbung weisen sie getrennt aus. So können Spender nachvollziehen, wie viel von ihrem Geld direkt in ein Hilfsprojekt fließt. Zur Transparenz gehört auch, auf Fragen der Spender ehrlich zu antworten.
Transparenz allein reicht nicht
In unserem Test haperte es an der Transparenz bei einigen Organisationen. Auch von den wirtschaftlich arbeitenden sind nur drei so offen, wie wir uns das wünschen: bmt Bund gegen Missbrauch der Tiere, Deutscher Tierschutzbund und Tierärzte ohne Grenzen. Sieben weitere kommen immerhin auf eine mittlere Transparenz (Übersicht Tierschutzorganisationen).
Aber nur Transparenz reicht nicht. Provieh zum Beispiel legt zwar alle wichtigen Zahlen und Berichte offen, scheitert mit 32 Prozent aber knapp an der 30 Prozent-Hürde für Verwaltung und Werbung und zählt damit nicht mehr zu den wirtschaftlich arbeitenden Organisationen.
Spendenrecht ist Ländersache
Viele Bundesländer haben ihr Sammlungsrecht mit einer Erlaubnispflicht für gemeinnützige Sammlungen aller Art abgeschafft. Sammlungsgesetze gibt es nur noch im Saarland, in Thüringen und Rheinland-Pfalz. Nur in Rheinland-Pfalz gibt es mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) eine Behörde, die Spendenorganisationen überprüft und Sammlungsverbote ausspricht.
Organisationen, die einem solchen Verbot vorgreifen wollen, verzichten freiwillig auf Spendensammlungen in diesem Bundesland. Andere unterliegen einem Verbot. Diese können aus unserer Übersicht Tierschutzorganisationen herausgefiltert werden. In solchen Fällen sollten Spendenwillige aus anderen Bundesländern genau überlegen, ob sie diesen Organisationen ihr Geld anvertrauen.
Gemeinnützig ist nicht gleich seriös
Das Finanzamt stuft eine Organisation als steuerbegünstigt ein, wenn sie ausschließlich und unmittelbar mildtätige, gemeinnützige oder kirchliche Zwecke verfolgt. Gern wird die Prüfung des Finanzamtes von den Organisationen als Bestätigung für eine seriöse Arbeit angeführt. Das ist sie aber nicht. Die Prüfung erfolgt nicht aus Sicht der Spendenden und sagt wenig darüber aus, wie sinnvoll ihre Gelder eingesetzt werden.
So verweist der Bund Deutscher Tierfreunde auf seiner Internetseite explizit auf die Anerkennung der Gemeinnützigkeit. Dabei unterliegt er in Rheinland-Pfalz einem Sammlungsverbot – ein starkes Indiz für nicht zweckgerechte Mittelverwendung.
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- Ab 10 Euro im Jahr kann man eine Patenschaft für ein Tier zum Beispiel in einem Zoo übernehmen. Im Test von 15 Organisationen blieben allerdings Fragen offen.
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Kommentarliste
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@senna089: Tierheime beherbergen Tiere, die gefunden/ ausgesetzt wurden oder von ihren Besitzern nicht mehr versorgt werden können. Es gibt sie in _jedem_ Bundesland. Sie werden getragen und finanziert über die dazu gehörenden Tierschutzvereine. Versuchen Sie es einmal mit einer Suche im Internet (z.B. +Tierheime +Sachsen). Tierschutzorganisationen kümmern sich um spezielle Ziele, Tierarten und/ oder politische Anliegen. Das kann die ärztliche Versorgung wilder Stadtkatzen, die Finanzierung von Rangern in Sibirien zum Schutz der Tiger oder auch die Abschaffung von Tierversuchen usw. sein. In unserem obigen Artikel finden Sie eine Auswahl von Organisationen mit ihren Schwerpunkten und eine Checkliste zur Einschätzung der Seriosität.
Sehr geehrte Damen und Herren,
in meinem Bundesland gibt es ein einziges Tierheim.
Ich bin mir unschlüssig, ob ich an eine Tierschutzorganisation oder meinem lokalen Tierheim Geldspenden tätigen sollte.
Können Sie mir helfen mich zu entscheiden?
Ist ein Tierheim gleich eine Tierschutzorganisation?
Vielen Dank für Ihre Hilfe.