"Alleinerziehende haben keine Lobby"

"Alleinerziehende haben keine Lobby"

im Interview: Sara Buschmann, Gründerin der Organisation "Solomütter"

Moderation: Dorothee Scharner/Onlinefassung: Nadja Schmieding   26.03.2025 | 12:15 Uhr

Alleinerziehende Familien sind nach wie vor die am stärksten von Armut betroffene Familienform in Deutschland - und das, obwohl die Frauen meist arbeiten. Im SR 3- Interview dazu Sara Buschmann, Gründerin der Organisation "Solomütter".

Laut dem aktuellen Familienbericht der Bundesregierung sind in jeder fünften Familie in Deutschland die Eltern alleinerziehend oder getrennt erziehend.

"Solomütter" unterstützt Frauen in Trennungs- und Verlustsituationen. Das Angebot ist von Alleinerziehenden für Alleinerziehende konzipiert und hat das Ziel, alleinerziehende Mütter zu informieren, zu stärken und zu vernetzen.

Die Gründerin von "Solomütter" Sara Buschmann  (Foto: Nadja Kretschmer )
Die Gründerin von "Solomütter" Sara Buschmann

"Solomütter"- Gründerin Sara Buschmann ist selbst alleinerziehend und bestätigt: die Mütter müssen sich "irgendwie durchwurschteln", von Woche zu Woche denken, organisieren, planen. Hier sei auch die Politik gefragt, sagt sie.

"Politik denkt zu wenig an Alleinerziehende"

Rund 20 Prozent der Familien in Deustchalnd seien alleinerziehend - das sollte von der Politik mitbedacht werden, fordert Buschmann. Man sei doch für die Gesellschaft und die Politik als Alleinerziehende häufig unsichtbar. Das müsse sich ändern.

Besonders die finanzielle Situation von Alleinerziehenden müsse verbessert werden - immerhin seien rund 40 Prozent von Armut betroffen. Es würden in Deutschland immer noch Ehen und "normale" Familien gefördert - auch steuerlich. Alleinerziehende fielen hintenüber, ihnen müssten Steuererleichterungen gewährt werden.

"Unterhalt muss gezahlt werden"

Auch das Unterhaltsrecht müsse reformiert und das Existenzminimum für Kinder neu berechnet werden, sagt Sara Buschmann. Dabei müsse vor allem auch die Betreuungssituation berücksichtigt werden.

Hinzu komme: Selten - nur bei rund 25 Prozent - käme in Deutschland der Mindestunterhalt bei den Kindern überhaupt an. In anderen Ländern regele das der Staat. In Deutschland müssten die Alleinerziehenden ihrem Geld "hinterherrennen".

Eine Frau mit Kind auf dem Spielplatz (Foto: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON)

Alleinerziehende haben keine Lobby

In der Gesellschaft herrsche nach wie vor die Annahme, dass es Alleinerziehenden nicht schlecht gehe, es sei auch immer noch ein großes Stigma vorhanden: Sie seien ja selbst an ihrer Situation schuld. Dabei seien, so weiß Sara Buschmann aus ihrer Community, viele in ihrer Beziehung von Gewalt betroffen gewesen. Das sei ein großes Problem in Deutschland.

Trennung vom Partner oder der Partnerin oder Todesfälle - Alleinerziehende seien nicht ohne Grund alleine mit ihren Kindern. Das solle von der Politik und der Gesellschaft akzeptiert und nicht bewertet werden. Es könne jeden treffen.


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