Stromfresser Internet?

Google, Netflix und Co.: Auch wer surft, schadet dem Klima

Umweltbelastung durch Rechenzentren

Lisa Christl/Onlinefassung: Nadja Schmieding   26.09.2023 | 10:00 Uhr

Wer Filme streamt, Fotos auf Social-Media postet oder auf Google sucht, belastet die Umwelt. Denn die großen Rechenzentren dahinter sind echte Stromfresser – und davon gibt es auch so manche im Saarland. Der steigende Energiebedarf von Rechenzentren und die damit verbundenen Emissionen sind ein Grund dafür, dass sich auch Politik und Regulierung zunehmend mit der Rechenzentrumsbranche befassen.

Die Digitalisierung wird häufig als Voraussetzung für die Energiewende verstanden, weil sie Energieeinsparungen in den Bereichen Gebäude, Industrie und Verkehr möglich macht.

"Ein Rechenzentrum verbraucht so viel Strom wie die Stadt Saarbrücken"

Gleichzeitig treibt die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft aber das Wachstum der Rechenzentrumsbranche an – und die verbraucht sehr viel Strom. Ralph Hintemann vom Berliner Borderstep Institut zieht einen Vergleich: "Ein wesentlicher Umwelteinfluss von Rechenzentren ist ihr Energieverbrauch. Also das, was sie an Strom verbrauchen, macht mit die größte Umweltwirkung bei Rechenzentren aus und nur so zum Vergleich: So ein Rechenzentrum braucht ungefähr so viel Strom wie die Stadt Saarbrücken."

Rechenzentrum von Google (Foto: Imago/PR)
Rechenzentrum von Google

Auch an den Hochschulen des Saarlandes stehen extrem leistungsstarke Rechner, die für aufwendige Forschungsberechnungen eingesetzt werden. Das macht sie mit Abstand zu den größten Stromverbrauchern, was die IT am Uni-Campus angeht.

Auch Google-Suche verbraucht CO2

Aber nicht nur aufwendige Forschung braucht Strom. Eine einzige Google-Suche ist für etwa 0,2 Gramm CO2 verantwortlich.

Google beherrscht noch immer den Markt der Suchmaschinen (Foto: dpa / picture alliance / Lukas Schulze)

Auch jede Serie, die wir bei einem der vielen Streaming-Dienste abrufen, verursacht durch die riesigen Rechenzentren im Hintergrund Emissionen, erklärt Christian Wagner, Digitalisierungs-Beauftragter der Universität des Saarlandes: "Wenn ich das damit vergleiche, dass ich früher zur Videothek gefahren bin mit dem Auto, bin ich heute sicherlich deutlich CO2-ärmer. Dafür schaue ich abends auch mal zwei oder drei Filme hintereinander auf Netflix an und dann ist dieser Vorteil wieder weg. Was da entscheidend ist, ist dass die IT-Technologie nachhaltiger wird. Dass große Rechenzentren darauf achten, alle mit Ökostrom zu arbeiten, sich höher zu verdichten, die Abwärme zu nutzen."

Heizen durch Abwärme der Rechenzentren

Ein Beispiel dafür ist ein Rechenzentrum in Frankfurt, erklärt Thermodynamik-Experte Professor Frank Rückert von der HTW Saar: "Dort werden mittlerweile 1300 Haushalte durch Abwärme des Rechenzentrums mitgeheizt. Gibt aber auch noch andere Möglichkeiten. Dabei wird ein Prozessmedium ähnlich wie bei einer Wärmepumpe im Kreis geführt und man kann aus der Prozesswärme wieder Strom erzeugen."

Dieses Modell wäre auch im Saarland denkbar. Die Experten sind sich einig: Mit der Digitalisierung wird auch der Energiebedarf weiter steigen. Aber der Nutzen der Digitalisierung beim Einsparen von CO2 überwiege am Ende eindeutig. Dennoch: Ab 2027 sind neue Rechenzentren in Deutschland auch gesetzlich verpflichtet, klimaneutral zu arbeiten.

Ein Thema unter anderem in der Sendung "Guten Morgen" am 26.09.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.

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