Wenn die Wespen kommen
Im Saarland gibt es dieses Jahr besonders viele Wespen. Es scheint, als seien die Wespen aggressiver und ihre Stiche besonders schmerzhaft. Dicke Schwellungen und rote bis blaue Beulen rund um die Einstichstellen. Sind die Wespenstiche in diesem Jahr vielleicht besonders gefährlich? Und was kann man dagegen tun?
Wespen fangen Fliegen, Mücken, Raupen, Spinnen – ganz schön nützliche Tierchen also. Aber wenn wir ihnen beim Frühstück im Garten Wurst und Käse anbieten, sagen sie natürlich nicht nein. Kuchen und süße Teilchen liefern außerdem schnell Zucker und den brauchen die Wespen quasi als Flugbenzin.
Dieses Jahr sind besonders viele der gestreiften Insekten unterwegs. Als Grund vermuten Expertinnen und Experten den vorangegangenen milden Winter. Viele Königinnen hätten ihn gut überstanden. Wespen-Fachmann Viktor Martin aus Ensdorf warnt: Es werden in den kommenden Wochen noch mehr. "Die Nester explodieren jetzt regelrecht, es schlüpfen mehr Tiere, als wieder sterben." Dementsprechend brauchen sie mehr Nahrung - und suchen sie auch häufiger auf unseren Esstischen.
Panisch auf Nahrungssuche
Warum wirken die Wespen so aggressiv? Anfang des Sommers benötigen die Wespenlarven besonders viel Eiweiß. Wespen fliegen daher häufiger zu Fleisch und Wurst oder jagen Insekten – aber das essen sie nicht selbst. Sie verarbeiten es zu Brei, um ihre Brut damit zu versorgen. Ab August suchen alle Wespen – auch die männlichen Drohnen und die jungen Wespen – nach Süßspeisen wie Nektar, Fruchtsäften und Softdrinks. Der Kampf um ausreichend Nahrung beginnt. Wega Kling vom NABU sieht als zusätzlichen Grund für ein aggressiveres Verhalten den Klimawandel. Der dadurch verursachte Mangel an Nahrung und Flüssigkeit kann Wespen aggressiv machen. Kling empfiehlt daher häufiger auch mal eine Schale Wasser in den Garten zu stellen, damit die Wespen leichter an Flüssigkeit kommen.
Duftnelken und Teebaumöl können Wespen nicht leiden
Kaffee verbrennen, Kupfermünzen auslegen, Papiertüte aufhängen – jeder kennt einen "Geheimtipp", der gegen Wespen helfen soll. Die meisten davon sind Quatsch, meint Fachmann Viktor Martin. Er nennt drei natürliche Gerüche, die die Wespen nicht leiden können: Duftnelken, Nelkenöl oder Teebaumöl. Ein weiterer Irrtum: bunte Kleidung zieht mehr Wespen an. Das stimmt nicht! Bienen können durch bunte Kleidung vermehrt angezogen werden, da sie sie mit Blumen verwechslen. Wespen tun dies eher nicht.
Verzichten sollte man auf Wespenfallen oder eine "Ablenkfütterung" mit vergorenem Obst - das lockt nur noch mehr Wespen an. Nest-Atrappen, die man sich in den Garten hängt, bringen laut Expertinnen und Experten nichts.
Tipps, um Ärger zu vermeiden
Sollte trotz Geruchsbarrieren mal eine Wespe kommen, ist ganz wichtig: Ruhe bewahren. Wespen stechen nicht direkt zu, sondern fühlen sich nur dann angegriffen, wenn sie die Königin beschützen oder in der Nähe eines Nestes sind . Hier ein paar Tipps, um Ärger zu vermeiden:
- Nahrungsmittel im Freien abdecken
- Reste schnell wegräumen
- Nach dem Essen bei Kindern den Mund abwischen
- Nie direkt aus der Flasche trinken, besser mit Strohhalm
- Wenn möglich auf Parfüms, Cremes und andere Düfte verzichten
Bitte nicht draufhauen!
Egal wie lästig Wespen werden – bitte nicht einfach draufhauen. Wespen sind wildlebende Tiere und fallen unter das Naturschutzgesetz. Einige stehen sogar unter Artenschutz. Im Saarland sind das zum Beispiel die französische Wespe, die sehr schlank ist, oder die rote Wespe, die einen roten Ring um den Unterleib hat.
Nester nicht selbstständig umsiedeln
Wespen ohne Grund zu töten oder ihre Nester auf eigene Faust zu entfernen, ist verboten. Wer erwischt wird, erhält in den meisten Fällen eine Verwarnung oder ein Bußgeld – die Ordnungshüter entscheiden von Fall zu Fall. Die Höchststrafe im Saarland beträgt laut bussgeldkatalog.org 10.000 Euro.
Aufgehoben ist das Verbot, wenn eine direkte Gefahr besteht. Allergiker oder Eltern, die ihre kleinen Kinder bedroht sehen, dürfen Wespen unschädlich machen - hier geht die Sicherheit der Menschen vor das Wohl der Tiere.
Auch bei Nestern gilt: Umgesiedelt wird nur, wenn es nicht anders geht - wenn viele Kinder in der Nähe spielen oder die Substanz eines Hauses gefährdet ist. Hilfe und Tipps zum Nest im Garten gibt es beim NABU und den örtlichen Feuerwehren.
Erste Hilfe bei Stichen
Manchmal hilft alle Vorsicht nichts – man wird gestochen. Auch hier gilt: kein Grund zur Panik. Selbst mehrere Stiche gleichzeitig sind für gesunde Menschen ungefährlich, wenn auch schmerzhaft. Anders ist es bei Allergikern: Sie sollten sofort zum Arzt gehen. Drei einfache Erste-Hilfe-Maßnahmen:
- Stich sofort kühlen, ein bis zwei Stunden kühl halten
- Kühlende Salben verwenden
- Schwellung mit einer Zwiebel einreiben
Viele weitere Infos gibt es auf der Seite vom NABU Saarbrücken.
Weitere Informationen
Auch Thema am 13.07.2022 in der Sendung "SR 1 - Die Morningshow"