Aufarbeitungskommission bemängelt Aktenführung im Bistum Trier
Chaos bei der Aktenführung - das ist der Hauptkritikpunkt der Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs am Bistum Trier im zweiten Zwischenbericht, der am Mittwoch vorgestellt wurde. Hier braucht es nach Ansicht der Kommission klare Linien. Doch es gibt auch Lob.
In ihrem zweiten Zwischenbericht bemängelt die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Trier vor allem die Aktenführung des Bistums. Gefahren, die von Priestern ausgingen, hätten in der Vergangenheit oft gar nicht richtig erkannt werden können, heißt es in dem Bericht, der am Mittwochnachmittag vorgestellt wurde.
Akten an unterschiedlichen Orten - teils digital, teils auf Papier
Auch die Bistumsleitung sei oft nicht im Bilde über alles gewesen. Zu Priestern würden auch heute noch mehrere Akten geführt. Die Aufarbeitung sei dadurch sehr schwierig.
Akten und Hinweise zu Tätern würden zum Teil an unterschiedlichen Orten gelagert. Sie seien teils lückenhaft, teils digital, teils auf Papier. Das sei auch für Opfer, die Akteneinsicht verlangen, eine Herausforderung.
Die Aufarbeitungskommission ist in ihrem zweiten Zwischenbericht unter anderem auf einen Priester aus Rheinland-Pfalz eingegangen, der als Missbrauchstäter dem ehemaligen Weihbischof Leo Schwarz bekannt war und von ihm zur Seelsorge nach Bolivien und Ecuador geschickt wurde.
Lob für Arbeitsgruppen des Bistums
Kommissionsmitglied Lutz Raphael erklärte, bei der Forderung nach Verbesserung der Aktenführung gehe es nicht um das Thema Vertuschung. Vielmehr müssten Praktiken abgestellt werden, die zu Fehlern im Bistum führten. In fünf Personalakten beispielsweise hätten Hinweise auf sexuellen Missbrauch gefehlt, sodass Verantwortliche gar nicht darüber informiert gewesen seien.
Positiv bewertete die Kommission die Einrichtung bistumsinterner Arbeitsgruppen, die unter anderem eine unabhängige Ombudsstelle sowie eine Koordinierungsstelle Akteneinsicht umsetzen. Kommissionsleiter Gerhard Robbers betonte, die Akteneinsicht für Betroffene müsse endlich erleichtert werden.
Die Kommission will am 13. Dezember einen weiteren Zwischenbericht vorlegen und darin die Causa Dillinger bilanzieren.
Aufarbeitung bei 27 Bistümern
Der Kommission gehören insgesamt sieben Missbrauchsbetroffene und Experten an. Ihre Arbeit ist auf sechs Jahre ausgelegt. Derzeit stellen sich alle 27 Bistümer bundesweit einer unabhängigen Aufarbeitung durch eingerichtete Kommissionen.
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 22.11.2023 berichtet.