Rein pflanzliche Ernährung für Hunde und Katzen?
Können Hundehalter oder Hundehalterinnen, die selbst vegetarisch oder vegan leben, ihr Tier ebenfalls zum Pflanzenfresser machen? Wie wirkt sich diese Ernährungsweise auf das Tier aus? Auf was muss geachtet werden?
Hunde sind Nachkommen der Wölfe und gehören zu den Carnivoren. Hauptspeise normalerweise: Fleisch. Viele Tierhalter*innen leben allerdings vegan oder vegetarisch und wünschen sich, dass auch ihr Tier fleischlose Ernährung zu sich nimmt.
Wir haben bei Dr. med. vet. Britta Dobenecker nachgefragt, ob das sinnvoll ist und was beachtet werden sollte. Sie ist Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik, Zusatzbezeichnung Ernährungsberatung (Kleintiere), an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Für sie sei ein Hund per Definition keinesfalls ein reiner Pflanzenfresser. Es habe sich aber viel geändert in der Entwicklung zwischen Wolf und den heutigen Hunden. Trotzdem: Ein Hund sei definitiv kein Pflanzenfresser, sondern er sei ein Allesfresser geworden.
Hunde haben sich also mit den Jahren dem Menschen angepasst. Das heißt, sie fressen auch pflanzliche Kost von Gemüse bis Kräuter.
Bei Katzen sieht Dr. med. vet. Britta Dobenecker es noch spezieller: Sie seien wirkliche Fleischfresser. Und diese sollten auch Fleisch beziehungsweise tierische Proteine bei ihrer Ernährung erhalten.
Was könnte im schlimmsten Fall passieren bei veganer und vegetarischer Tierernährung?
Man könne dem Tier wirklich viele gesundheitliche Probleme bereiten, meint Dr. med.vet. Dobenecker. Der Hund habe einen ganz anderen Bedarf als der Mensch beispielsweise. Er brauche zum Beispiel viel mehr Calicum für die Knochen. Wenn er den Mineralstoff nicht in ausreichender Menge zu sich nimmt, könne er so etwas wie eine Osteoporose entwickeln. Das heißt: Er baue Knochen ab und könne Spontan-Frakturen beim Spielen und Laufen bekommen.
Bei Katzen sei es noch schlimmer. Sie brauchen noch viel mehr spezielle Nährstoffe, zum Beispiel Taurin, das nur in tierischem Gewebe enthalten ist. Katzen können diese speziellen Nährstoffe nicht selber herstellen. Ihnen fehlen Enzymsysteme, die bei der Umwandlung von pflanzlichen Alternativstoffen helfen. Daher sei es schon sehr schwierig bei vegetarischer Ernährung.
Überhaupt nicht in Frage komme für Katzen veganes Futter.
Es könne relativ schnell zu massiven gesundheitlichen Störungen kommen, wenn Katzen falsche und ungeeignete Nahrung erhalten.
Wie wichtig ist die Beratung?
Die Veterinärmedizinerin ist dafür, als Halter*innen, die sich mit dem Gedanken dieser Ernährungsform für ihr Tier tragen, genau aufzupassen. Sie sollten sich an jemanden wenden, der sich damit wirklich auskenne und wirklich gut beraten könne, beispielsweise ein Tierarzt oder eine Tierärztin mit Spezialgebiet Ernährung. Diese stellen nach gründlicher Untersuchung einen Rationsplan auf, der regelmäßig überprüft wird. Auf keinen Fall sollte man sich seine Informationen auf der Hundewiese oder im Internet, wo auch viele Scharlatane unterwegs sind, einholen.
Weitere Infos
Wenn man trotzdem sein Tier vegetarisch oder vegan ernähren möchte
Es gibt Hunde mit Allergien und Unverträglichkeiten auf bestimmte Fleischsorten. Für sie kann eine vegane oder vegetarische Ernährung völlig in Ordnung sein - wenn der Hund die Umstellung annimmt.
Tabu ist diese Ernährungsweise für folgende Hunde:
Welpen, trächtige und stillende Hündinnen, sportlich aktive Hunde sowie chronisch und vorerkrankte oder Senioren-Hunde. Bei ihnen kann es sehr schnell zu einer Unterversorgung kommen.
Auch das vegane und vegetarische BARFen, also Selbstkochen des Futters, wird kritisch gesehen. Hier sollte man sich ganz genau erkundigen, was für seinen Hund lebensnotwendig ist, sich einen Plan mit Rezepten erstellen lassen und genau zubereiten. Oft fehlen lebensnotwendige Nährstoffe oder es sind zu wenige.
Außerdem ist zu beachten, dass zum Beispiel Mandeln (Blausäure!) und Macademianüsse für Hunde schon in kleinsten Mengen hochgiftig (Quelle: PETA) und Vitamin-B12-Kapseln mit dem der Zuckeraustauschstoff Xylit sogar tödlich sind (Quelle: ÖKO-Test).
Auf was ist noch zu achten?
Nur gesunde und erwachsene Hunde sollten vegan oder vegetarisch gefüttert werden.
Dabei sind wichtige Punkte sowohl bei vegetarischer als auch veganer Tiernahrung zu berücksichtigen. Sie muss enthalten:
- ausreichend Protein, in Gemüse zum Beispiel in Karotten, Linsen und Erbsen enthalten
- Fette und Öle aus Pflanzen; sie liefern wertvolle Fettsäuren für Prozesse im Körper und Energie
- Kohlenhydrate aus Kartoffeln, Reis und anderen Getreidesorten als Energieträger und als Ballaststoff
- Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente in ausreichender altersgerechter Menge
Fazit
Eine vegane oder vegetarische Kost für Hunde kann, muss aber nicht sein. Es gibt weder Vor- noch Nachteile - bei gesunden Hunden! Für Katzen ist vegan ein absolutes No-Go; vegetarisch darf es ab und zu sein.
Immer Veterinärmediziner*innen mit Spezialisierung auf Tierernährung zu Rate ziehen. Sie wissen nach gründlicher Untersuchung, ob eine solche Ernährung für das Tier überhaupt geeignet ist.
Tipp:
Der Deutsche Tierschutzbund ist dafür, am besten Bio-Futter für die Lieblinge kaufen, als sie vegetarisch oder vegan zu ernähren. Dann sei man auch auf der sicheren Nährstoffseite und das schlechte Gewissen halte sich in Grenzen. Letztendlich soll es dem Tier ja nicht nur schmecken, sondern ihm vor allem gesundheitlich gut gehen.
Thema am 19.09.2023 in der Sendung "SR 1 - Die Morningshow"