Hängeseilbrücke "Geilerlay" im Hunsrück (Foto: Ingo Börsch, Ortsgemeinde Mörsdorf)

Nervenkitzel in 100 Metern Höhe

Die Hängeseilbrücke „Geierlay“ im Hunsrück

Simone Mir Haschemi  

Mitten im Hunsrück, nahe Mördorf liegt die Geierlay, eine der längsten Hängeseilbrücken Deutschlands. In 100 Metern Höhe vor sich hin schaukelnd hat sie seit ihrer Eröffnung mehr als 400.000 Brückentouristen über das idyllische Tal getragen - ein Erlebnis für Wanderer und Schwindelfreie!



Sie schaukelt. Wenn man in der Mitte der Hängeseilbrücke steht, hat man 180 Meter schmale Holzbohlen vor sich, 180 Meter schmale Holzbohlen hinter sich und vor allem: 100 Meter frische Luft unter sich. Und dann schaukelt die Brücke ganz sachte ein wenig von links nach rechts.

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Tour de Kultur: Nervenkitzel in 100 Metern Höhe
Audio [SR 3, Simone Mir Haschemi, 13.07.2017, Länge: 02:48 Min.]
Tour de Kultur: Nervenkitzel in 100 Metern Höhe

Nervenkitzel & Idylle

Wer es unter diesen Umständen nicht gern so schaukelig mag, der hält das Metallgeländer links oder rechts entlang der Hängeseilbrücke besonders innig fest, im Zweifelsfall auch beidseitig. Das trifft Frauen, Männer, Ältere, Jüngere. Nur die Kinder rennen fröhlich und ohne sich um das Geländer zu scheren die Brücke entlang und springen besonders fest auf und ab, um zu prüfen, wieviel mehr sie die Brücke noch zum Wackeln bringen können. Überall auf der Brücke rufen besorgte Elternstimmen ihren Sprösslingen hinterher, sie sollten doch nicht so rennen, nicht so hüpfen, nicht so wibbeln. Das hört man sogar aus den Sprachen heraus, die man nicht versteht. Und hüpfen und springen, das scheinen wirklich alle Kinder auf der Hängeseilbrücke Geierlay besonders gern zu tun. Die Aussicht ist atemberaubend – bewaldete Hänge unter der Brücke rahmen ein idyllisches Tal mit einem plätschernden Bach ein.

Mitten im Hunsrück liegt die Geierlay, eine der längsten Hängeseilbrücken Deutschlands. Wenn man böse sein wollte, könnte man auch sagen, mitten im Nirgendwo. Die Anfahrt aus dem Saarland über die Hunsrückhöhenstraße und dann noch weiter nach Norden in die Verästelungen des Hunsrücks hinein, vermittelt dieses Gefühl. Wenn man sich mit dem Auto von einem verschlafenen Dorf zum nächsten hangelt, drängt sich die Sorge auf, dass da jetzt doch nichts mehr kommt. Bis der freundliche kleine Ort Mörsdorf vor einem liegt – und mit ihm ein riesiges Schild mit einem ausgetüftelten Parkleitsystem zu den vier Parkplätzen für Besucher der Hängeseilbrücke Geierlay.

Magnet für "Brückenträumer"

Gleich der erste Parkplatz am Besucherzentrum der Hängeseilbrücke ist gut gefüllt – und das an einem Werktag außerhalb der Ferien und bei Regen. Spätestens jetzt liegt eine Ahnung in der Luft, dass die Brücke und ihre vielen Besucher diesen Ort verändert haben müssen. Mörsdorf hat rund 600 Einwohner – die Brücke bestaunt haben in den anderthalb Jahren seit ihrer Eröffnung 400.000 Besucher.

Hängeseilbrücke "Geilerlay" im Hunsrück (Foto: Ingo Börsch, Ortsgemeinde Mörsdorf)

Marcus Kirchhoff hat mit vielen Besuchern gerechnet. Aber diese Zahlen verblüffen selbst ihn. Marcus Kirchhoff ist der Ortsbürgermeister von Mörsdorf – er war einer der drei „Brückenträumer“, wie die drei Mörsdorfer, die hinter der Brücke stecken, hier jahrelang genannt wurden. Die Idee hätten viele im Ort, im Kreis und überhaupt in der Region lange belächelt, gibt der Bürgermeister freimütig zu. Heute kann er das locker sehen: Der Erfolg gibt ihm Recht.

'Alpine' Konstruktion

Die Konstruktion der Brücke ist eigentlich recht simpel, findet Marcus Kirchhoff: An beiden Einstiegspunkten, Mörsdorf und auf der anderen Seite Sosberg, sind Ankerstäbe 25 Meter tief in den Fels gebohrt. Die Anker wurden mit einem Betonmantel übergossen. Zusätzlich zu den Lastseilen gibt es Querseile, die seitlich von der Brücke wegführen und sie bei Wind stabilisieren sollen: „Es ist wie immer: Wenn man’s dann gemacht hat, weiß man, es ist ganz einfach!“

Hängeseilbrücke "Geilerlay" im Hunsrück (Foto: Ingo Börsch, Ortsgemeinde Mörsdorf)

Geplant hat die Brücke ein Schweizer Ingenieur, der auch in den Alpen schon Hängeseilbrücken gebaut hat. Dort ersetzen die Brücken zum Beispiel alte Wege über Gletscher, die sich zurückgegezogen haben und wo nun ein See liegt. Das Eröffnungswochenende im Oktober 2015 war ein voller Erfolg: Es kamen mehrere tausend Menschen. Das wirklich Erstaunliche geschah allerdings am Montag nach diesem Wochenende, erinnert sich Marcus Kirchhoff: „Wir waren dabei aufzuräumen, die Zelte abzubauen, und ab elf Uhr kam plötzlich ein Auto nach dem anderen. Der Parkplatz war rappelvoll, es waren plötzlich überall Leute. Es hörte überhaupt nicht auf!“ Da sei ihnen, den Mörsdorfern, das erste Mal klar geworden, dass das nicht nur das eine Wochenende war, sondern dass das jetzt öfter passiert – oder vielleicht dauerhaft: „Das, glaub‘ ich, hat uns alle so ein bisschen geschockt.“

Holländer sind erstaunlich viele hier. Schon an den zahlreichen gelben Nummernschildern auf dem Parkplatz zu erkennen. Und auch aus ganz Deutschland stehen hier Autos, aus Schleswig-Holstein, Berlin, Bayern.

Hunsrück-Wanderwege

Die große Sensation hier in Mörsdorf ist natürlich die Hängeseilbrücke. Eine Zeitlang war sie die längste Deutschlands – sie ist und bleibt, finden die Mörsdorfer, die schönste in Deutschland. Aber damit sich der Ausflug hierhin wirklich lohnt, ist die Brücke in mehrere Wanderwege eingebunden – von der sechs Kilometer langen Geierlayschleife bis zur 15 Kilometer langen Schieferhöhlen-Runde, alles klassische Hunsrück-Wanderwege. Außerdem gibt es einen direkten Wanderzugang zum Saar-Hunsrück-Steig und zu drei Traumschleifen. Der Wald ist hier dicht, der Blick über die Felder weit. Die Landschaft rund um die Geierlay lohnt eine Wanderung, alles ist gut ausgeschildert. Und wer doch nur wegen der Hängeseilbrücke gekommen ist und keine Lust zu wandern hat: Vom Besucherzentrum ist sie auf einem etwa eineinhalb Kilometer langen Fußweg zu erreichen.

Hängeseilbrücke "Geilerlay" im Hunsrück (Foto: Ingo Börsch, Ortsgemeinde Mörsdorf)

Noch ist die Hängeseilbrücke Geierlay zu neu, als dass wirklich klar wäre, ob auch in weiterer Zukunft so viele Besucher nach Mörsdorf kommen werden. Die Mörsdorfer sind hin- und hergerissen. Einerseits ist es natürlich toll, dass die Brücke so ein Erfolg ist. Andererseits kostet es keinen Eintritt, sie zu besuchen. Wenn die Tausende von Brücken-Touristen dem Ort im Hunsrück etwas bringen sollen, dann müssen sie anderweitig Geld da lassen – in Restaurants, Cafés, Pensionen. Da, das gibt Bürgermeister Kirchhoff zu, ist noch Ausbaubedarf.

Simone Mir Haschemi


Kontakt

Besucherzentrum Geierlay
Kastellauner Str. 23
56290 Mörsdorf

Tel.: (06762) 90 34 080
www.geierlay.de

Öffnungszeiten

Die Hängeseilbrücke ist immer geöffnet.

Eintritt

Der Eintritt ist frei.

Anfahrt

Aus dem Saarland über die A 1 Richtung Trier bis zur Ausfahrt Reinsfeld. Von dort über die Hunsrückhöhenstraße Richtung Morbach/Thalfang/Flughafen Hahn fahren (B 407/B 327). Die Ausfahrt Zell/Kirchberg nehmen, auf der B 421 Richtung Zell fahren bis Kappel, dort rechts auf die B 327 bis kurz vor Kastellaun, dort im Kreisverkehr nach links auf die L 204 Richtung Mörsdorf. Ab Saarbrücken dauert die Fahrt knapp zwei Stunden.



Über dieses Thema wurde in der Sendung "Region" vom 13.07.2017 auf SR 3 Saarlandwelle berichtet.

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