Nachhilfe  (Foto: dpa)

Motivation fördern statt Nachhilfestunden

  27.01.2016 | 20:46 Uhr

Nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung nimmt inzwischen jeder 7. Schüler Nachhilfe in Anspruch. Das lassen sich die Eltern insgesamt 879 Millionen Euro im Jahr kosten, im Durchschnitt rund 90 Euro im Monat.

Nachhilfe gibt es aber durchaus nicht nur wegen schlechter Noten, sondern ein Drittel aller Nachhilfe-Schüler will damit seine befriedigenden bis guten Noten noch verbessern, um so die Chancen auf ein Studium oder einen Ausbildungsplatz zu erhöhen. Viele Schüler nehmen sogar Nachhilfe in mehreren Fächern. Die meisten Nachhilfestunden werden in Mathematik erteilt, gefolgt von Fremdsprachen und Deutsch.

Auch im Saarland ist eine Zunahme der Nachhilfestunden zu verzeichnen, bestätigt Peter Balnis von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im Saarland GEW. Für ihn ein besorgniserregender Trend und ein Zeichen für Defizite in der Schule. Die müsste viel mehr das Interesse am Lernen wecken. Denn ohne die richtige Motivation bleibt auch Nachhilfe oft wirkungslos.

Oftmals sind die Eltern die treibende Kraft, weil sie dafür sorgen wollen, dass ihre Kinder es zu etwas bringen. Dafür brauchen sie heute die bestmöglichen Noten, den bestmöglichen Schulabschluss. Das gilt nicht nur für Abiturienten, die ihr Wunschstudium anstreben und kein Problem mit dem Numerus Clausus haben wollen. Auch wer eine Lehrstelle im Handwerk sucht und in Mathematik nicht wenigstens eine Zwei hat, wird es schwer haben, so Balnis. Deshalb geht es oft nicht mehr nur darum, mit Nachhilfe den Schulabschluss überhaupt zu sichern, sondern vielmehr für einen guten Schulabschluss zu sorgen.

Diese Entwicklung ist, so Balnis, an allen Schulen zu beobachten, nicht nur an Gymnasien, wo sich die Situation durch G8 sicher noch verschärft hat. Der Druck steigt auch für Hauptschulabgänger, weil es nicht genügend Ausbildungsplätze gibt und sich die Erwartungen der Wirtschaft nicht unbedingt mit dem decken, was die Schüler mitbringen.

Die Studie hat aber auch ergeben, dass Nachhilfe nicht zwangsläufig hilft. Wichtig ist vielmehr die Motivation zum Lernen. Ohne sie bringt auch Nachhilfe nichts. Die Schulen müssten, so Balnis, daher mehr dafür tun, das Interesse am Lernen zu wecken.


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