Welche Rolle Nachbarschafts-Apps im Saarland spielen
Ob neue Kontakte, gemeinsame Aktivitäten oder schnelle Hilfe: Apps wie nebenan.de erleichtern die Vernetzung unter Nachbarn. Welche Chancen und Herausforderungen bergen diese Plattformen, und wie werden sie im Saarland genutzt?
Jeder Sechste in Deutschland fühlt sich einsam. Daran hat – das zeigen Studien – auch die Digitalisierung ihren Anteil. Zusammenleben – gerade in Städten – wird immer anonymer. Statt den Nachbarn auf dem Heimweg zu grüßen, wird lieber schnell das Smartphone gecheckt.
Aber: Es gibt auch Beispiele, wie ausgerechnet das Internet neue Formen der Vernetzung schaffen und das Miteinander in der Nachbarschaft stärken kann.
Möglichkeit Kontakte zu knüpfen
Ein Beispiel: Max, 38 Jahre alt, ist vor sechs Monaten von Berlin in die Landeshauptstadt gezogen. Dort kannte er niemanden. Frisch nach dem Umzug hat er sich auf nebenan.de angemeldet, einer Art digitalem Nachbarschaftsnetzwerk. Über die App hat er eine Gruppe gefunden, mit der er sich jetzt zum Fußballspielen verabredet.
Noch sind Plattformen wie nebenan.de, nachbarschaft.net oder auch einige Facebook-Nachbarschaftsgruppen im Saarland noch in den Kinderschuhen.
Plattformen genutzt zum Verschenken und Verkaufen
Christine nutzt eine der Plattformen seit einem halben Jahr und sieht Vor- und Nachteile: "Es werden überwiegend Dinge zum Verschenken angeboten oder zum Verkaufen. Weniger geht es um das Miteinander. Ganz schwierig finde ich auch, dass man die älteren Menschen, die kein Internet haben, dadurch auch nicht erreichen kann."
Sie selbst habe sich wegen des Austauschs in der Nachbarschaft angemeldet. So gut funktioniert hat es bisher noch nicht.
15.000 Nachbarinnen und Nachbarn im Saarland aktiv
Tatsächlich gibt es nicht in jeder Umgebung schon genügend Menschen, die mitmachen, um einen regen Austausch zu gewährleisten. Doch insgesamt zeigt der Trend im Saarland nach oben: Allein bei nebenan.de sind mittlerweile 15.000 Nachbarinnen und Nachbarn in 188 geöffneten Nachbarschaften aktiv, unter anderem in St. Ingbert und Homburg.
Auch bei Facebook sind viele hunderte Gruppen fürs Saarland aktiv. Und auch bei der Plattform netzwerk-nachbarschaft.net, die sich auf größere Initiativen fokussiert, sind für das Saarland 78 Einzel-Mitglieder und 16 Initiativen aktiv.
Unterstützung für ältere Menschen
Gute Nachbarschaft ist gerade heute wichtiger denn je: Die Gesellschaft altert, jeder Dritte wird 2030 über 60 Jahre alt sein. Viele Ältere sind auf Unterstützung im Alltag angewiesen. Gleichzeitig wächst die Zahl der Singles – in Saarbrücken lebt fast in jeder zweiten Wohnung nur eine Person.
"Im echten Leben zusammenkommen"
Genau da setzen die Nachbarschafts-Apps an. Philipp Witzmann, Chef von Nebenan.de: "Wir wollen, dass Menschen, die im unmittelbaren Raum nebeneinander und somit in der Nachbarschaft leben, sich wieder miteinander verbinden. Da heute viele Menschen digital unterwegs sind, wollen wir die digitale Brücke bauen, dass Menschen im echten Leben zusammenkommen."
Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 14.11.2024 auf SR kultur.