Opferverein MissBit unterstützt Kläger sexuellen Missbrauchs
im Interview: Herrmann Schell, Vorsitzender von MissBit
Knapp 500 Menschen sind in den vergangenen 75 Jahren Opfer von sexuellem Missbrauch durch Angestellte des Bistum Triers geworden. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Der Verein MissBit will, dass die Fälle lückenlos aufgeklärt werden und hat angekündigt, gemeinsam mit den Opfern das Bistum Trier auf Schmerzensgeld zu verklagen - unterstützt durch einen Hilfsfond.
Der Verein MissBit, in dem sich Missbrauchsopfer zusammengeschlossen haben, will dazu beitragen, dass Fälle des sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier lückenlos aufgeklärt werden.
Zwei Zivilprozesse gegen das Bistum
MissBit hat angekündigt, dass zwei Opfer das Bistum Trier in Zivilprozessen auf Schmerzensgeld verklagen wollen. Herrmann Schell, Vorsitzender des Vereins, ist sicher, dass weitere Missbrauchsopfer diesen Schritt gehen werden. Etwa zehn weitere Opfer des sexuellen Missbrauchs würden sich die beiden anstehenden Zivilprozesse anschauen und entscheiden, ob sie ebenfalls Klage einreichen. Dies sei im Rahmen einer Befragung durch MissBit bekannt geworden.
"Es gibt natürlich auch außerhalb der Welt von MissBit noch Betroffene, die das sehr genau beobachten", sagt Schell. In diesem Fall wisse der Verein jedoch nicht, wie viele Betroffene klagen werden.
Mehrere Schritte bis zur Klage
Für eine Klage müssten die Betroffenen mehrere Schritte gehen, so Schell. Zunächst müsse die Bereitschaft da sein, in die Öffentlichkeit zu treten, "weil die Verhandlungen mitunter öffentlich sind.". Das sei ein großer Schritt für die Missbrauchsopfer.
Das zweite Problem sei die Finanzierung einer Klage. Diese müsse im Prinzip vorfinanziert sein, so Schell. Würden Betroffene eine Klage einreichen, könnten Kosten in Höhe von 30.000 bis 40.000 Euro auf den Kläger oder die Klägerin zukommen.
Unterstützung durch MissBit
Der Verein plant daher, die Betroffenen zu unterstützen. Die erste Stufe der Beteiligung sei, dass Menschen sich mit dem Verein solidarisieren und zu den Verhandlungen kommen. Die zweite Stufe sei die Unterstützung durch Spenden, um den Hilfsfond für die Opfer zu füllen.
"Zudem wollen wir dafür werben, dass man uns Kredite gewähr, die dann nach den Prozessen zurückgezahlt werden", so der Vorsitzende. Man sei jedoch zuversichtlich, dass die Prozesse im Sinne der Betroffenen geführt würden. Als dritte Unterstützungsmöglichkeit werde der Verein zudem eine Crowdfunding-Plattform schaffen.
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Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 22.02.2024 auf SR 3 Saarlandwelle